Ueberflieger
Anstrengungen und der Fantasie nicht gerecht, mit denen sie unsichtbare oder scheinbar abwegige Chancen beim Schopf ergriffen.«
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Wie es der Zufall so will, ist seine Agentur Janklow and Nesbit auch meine Agentur. Auf diese Weise habe ich auch von Janklows Familiengeschichte erfahren.
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Es mag etwas seltsam klingen, wenn man jüdische Einwanderer als »glücklich« bezeichnet, in dem Wissen, dass ihre Verwandten und Freunde, die sie in Europa zurückgelassen haben, kurz vor der Auslöschung durch die Nationalsozialisten standen. In seinen Memoiren, die 1942 veröffentlicht wurden, erfasst Borgenicht dieses Paradoxon, ohne es zu ahnen. Der Titel seiner Autobiografie lautete
The Happiest Man
. Nach zahlreichen,vor Optimismus überbordenden Kapiteln kommt er schließlich auf die Realität im von den Nazis eroberten Europa zu sprechen. Hätte er das Buch im Jahr 1945 veröffentlicht, als das ganze Ausmaß des Holocaust bekannt wurde, hätte er seinem Buch möglicherweise einen anderen Titel gegeben.
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Zu behaupten, dass die Arbeit sinnvoll war, bedeutet keineswegs, die Textilindustrie zu verklären. Die Arbeit war unsagbar hart und elend, die Arbeitsbedingungen waren unmenschlich. Nach einer Untersuchung aus den Neunzigerjahren des 19. Jahrhunderts lag die durchschnittliche Wochenarbeitszeit bei 84 Stunden, was einer Siebentagewoche bei einer Tagesarbeitszeit von 12 Stunden entspricht. David von Drehle schreibt in
Triangle: The Fire That Changed America
: »Während der Hochsaison saßen Arbeiter oft von 5 Uhr morgens bis 9 Uhr abends, mehr als 100 Stunden pro Woche, auf Hockern oder kaputten Stühlen über ihren Nähmaschinen oder heißen Bügeleisen. Es hieß, während der Hochsaison surrten die Nähmaschinen an der Lower East Side pausenlos.«
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Der Erfolg der Juden wird üblicherweise damit erklärt, dass die Einwanderer aus gebildeten Familien stammten. Schließlich seien die Juden das »Volk des Buches«. An dieser Erklärung mag durchaus etwas Wahres sein, doch es waren nicht nur die Kinder der Rabbiner, die Jura studierten, sondern auch die der Schneider und Näher. Der Vorteil, den sie bei ihrem beruflichen Aufstieg hatten, kam nicht etwa aus der intellektuellen Disziplin, die vom Talmudstudium herrührt, sondern vielmehr aus der praktischen Intelligenz, die man entwickelt, wenn man seinen Vater Schürzen in der Hester Street verkaufen sieht.
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|143| Teil 2
Erbe
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|145| Kapitel 6
Harlan, Kentucky
»Nimm dir deinen Bruder zum Vorbild und stirb wie ein Mann!«
1.
In der südöstlichsten Ecke des US-Bundesstaates Kentucky, einem Gebiet in den Appalachen mit dem Namen Cumberland-Plateau, liegt eine kleine Ortschaft namens Harlan.
Das Cumberland-Plateau ist eine wilde Gebirgsregion mit Hochebenen, bis zu dreihundert Meter hoch aufragenden Felswänden und tief eingeschnittenen Tälern, von denen einige gerade genug Platz für eine einspurige Straße und einen Bach bieten. Zur Zeit der ersten Besiedlung durch die europäischen Einwanderer war das gesamte Plateau von dichtem Urwald überwuchert. Zu Füßen der Hügel wuchsen riesige Tulpenbäume, deren Stämme einen Durchmesser von bis zu zweieinhalb Metern erreichten. Daneben standen von wildem Wein umrankte Eichen, Buchen, Ahornbäume, Walnussbäume, Platanen, Birken, Weiden, Zedern, Kiefern und Tannen in einem der artenreichsten Wälder Nordamerikas. Auf dem Boden dieses Urwaldes lebten Bären, Berglöwen und Klapperschlangen, in den Wipfeln der Bäume tummelten sich die verschiedensten Hörnchenarten, und unter der Erde lag ein dicker Kohleflöz über dem anderen.
Harlan County wurde im Jahr 1819 von acht Familien gegründet, die aus dem Norden der britischen Inseln eingewandert waren. Sie waren im 18. Jahrhundert in Virginia gelandet und auf der Suche nach Land in Richtung Westen und in die Appalachen weitergezogen |146| . Es war kein reicher County. Während des ersten Jahrhunderts war er dünn besiedelt und hatte selten mehr als 10 000 Einwohner. Die ersten Siedler hielten Schweine, weideten ihre Schafe auf den Hügeln und fristeten auf ihren kleinen Gehöften im Tal ein ärmliches Dasein. Sie brannten Whiskey in Hinterhofbrennereien und fällten Bäume, die sie im Frühjahr mit dem Hochwasser den Cumberland River hinunter transportierten. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der nächste Bahnhof zwei Tagesreisen mit dem Pferdefuhrwerk entfernt. Die einzige Verbindung zur Außenwelt war ein 15
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