Uebergebt sie den Flammen
Freundin überfiel sie. »Zwei Fremde sind bei mir vorbeigeritten. Ich dachte mir gleich was. Durchs Feld bin ich, den kurzen Weg. Am Rheintor hab ich auf sie gewartet.«
»Wer? Nun sag es doch.«
Greet war zu erregt. »Wo sind Johann und Adolph?«
Ihr Atem hetzte. Zornig schüttelte Wendel die Bäuerin. »Was ist los, um Gottes willen?«
»Der Dorstener! Am Tor haben die Reiter diesen Mönch getroffen. Erst sind sie zum Pfarrhaus rüber, gleich kommen sie her.«
Das Drohende griff wieder nach Wendel, sie wusste es, und doch fragte sie: »Diese Fremden, trugen sie gleiche Mäntel?«
Stumm biss sich Greet auf die Unterlippe und nickte.
»Johann und Adolph sind nicht hier. Sie bringen Aga fort. Sie sind draußen.«
Es gibt keinen Frieden, niemals, und das Glück wächst nur, um die Schmerzen zu vergrößern, kaum glaub ich daran, wird es mir ausgerissen. Verfluchtes Elend, komm, dich kenne ich noch nicht genug. Oh, könnte ich dich erwürgen!
Entschlossen hastete Wendel zum Tor. »Hilf mir, Greet!« Ihre Stimme bäumte sich auf. »Meinen Hof soll dieser Kuttenschwengel nicht mehr betreten.« Gemeinsam stießen sie die Flügel zueinander, sicherten das Tor mit dem Querbalken. Schwäche schüttelte Wendel. »Wen, Greet? Wen wollen sie? Johann? Adolph?« Vergeblich wehrte sie sich, stammelte: »Oder beide?«
Greet spannte die Lippen. »Keinen! Freiwillig geben wir keinen her, Kindchen.«
Sie klopften nicht, schlugen hart gegen die fest gefügten Bretter. Den Schreck erstickten die Frauen sofort und schlichen zum Tor. Herrisch verlangte der Mönch Einlass, im Namen des Herzogs, ungeduldiger, im Namen des Erzbischofs, drohend wie die Posaune vor der Mauer: »Im Namen der Heiligen Inquisition!«
Das Tor blieb verschlossen, Wendel und Greet antworteten ihm nicht. Durch die Ritzen blickten sie in das rotaufgetriebene Gesicht des Franziskaners. Die Kölner Reiter standen unschlüssig. Mit den Fäusten trommelte der Mönch gegen das Holz. »Öffnet! Ketzerpack! Öffnet!«
Hätte ich doch eine Büchse und Schießpulver, der Gedanke hämmerte in Wendel, lauter noch als der donnernde Lärm, zerfetzen würde ich dich. Voller Lust sah sie dem Tod zu.
Unvermittelt kehrten sich die Männer um. »Dort kommen sie«, zischte der Mönch, kicherte gleich. »Ziehen schon den Schinderkarren. Das nenn ich gottgefällig.«
Wenigstens eine Armbrust oder ein Messer, doch Wendels Hände waren leer.
Erschöpft hielten Johann und Adolph den Karren an, blieben im Geschirr wie Zugtiere.
Der Mönch streckte ihnen die Arme entgegen. »Willkommen. Willkommen.« Den Kopf senkte er zum Gruß.
Kein Erwidern.
»Diese Herren, meine Herren, sind aus Köln hergeritten durch Schnee und Frost, um eine Einladung zu überbringen.«
In kurzen Schritten stand er vor Adolph. »Leider nicht für dich, Schulmeister.« Er drohte ihm spielerisch mit dem Finger. »Noch nicht.«
Mein armer Johann, Wendel presste die Stirn an das Holz, fest legte ihr Greet den Arm um die Schulter.
Sein Gesicht glitt hinüber. »Vikar. In Köln hast du widerrufen, so laut, dass ich es beinah geglaubt hätte.
Auf das Kreuz hast du geschworen, bei allen Heiligen.« Den Mund noch näher. »Deine Zunge ist gespalten!« Wieder sanft. »Aber hab keine Angst. Die hohen Richter wollen dich nicht zertreten, nur befragen, wie es um deinen Eid bestellt ist. Ein Gespräch mit dem verirrten Schaf, weiter nichts.«
Der Mönch wartete. »Willst du mir nichts sagen?«, forderte er und erhielt keine Antwort. Mühsam beherrscht trat er zurück, schnippte die Finger, und einer der Boten überreichte das Schreiben. »Johannes Klopreis, Vikar zu Büderich …«
Wie damals in der Wagnerei! Schmerzhaft durchlebte Wendel noch einmal das Bild, bis zu den gleichen teilnahmslosen Worten, musste der Stimme draußen vor dem Tor zuhören. »Zum Ende der Fastenzeit hat sich der Vikar dem Inquisitionsgericht zu stellen.«
Wortlos nahm Johann die Vorladung entgegen.
»Und wenn du nicht erscheinst«, ergänzte der Franziskaner freundlich, »wirst du nach dem Osterfest mit Stangen und Spießen geholt. Und ich werde dabei sein.«
Ohne Gruß waren die Gerichtsboten bereits gegangen, standen wartend am Ende der Zufahrt.
Der Mönch wollte sein Fest bis zur Neige auskosten. »Clarenbach, du ziehst mit dem Priester an einem Karren. Ein Schinderkarren! Auf der Richtstätte gibt es Galgen mit starken Balken, an einem hättet ihr gemeinsam Platz. Möge es mir vergönnt sein, die Heilige Kirche von euch zu
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