Uebergebt sie den Flammen
Angst zuckte in dem Gesicht. »Nichts kann dir geschehen, mein Freund. Noch quält dich die Ungewissheit, zermürbt dich. An deinem Tag aber wirst du unerschrocken deinen Feinden gegenüberstehen.«
O Adolph, ich will euch nicht enttäuschen. Johann versuchte Mut einzuatmen, doch die Brust war eng.
»Ich vertraue dir, Bruder, und baue auf dich.« Adolph lächelte. »Den Dom wollen wir nicht zerstören, mein Freund. Gott gibt uns die Kraft, den Unrat zu beseitigen.«
Ich höre dir zu, Adolph. Jedes Wort übertönt meine Gedanken.
Streng zeigte der Schulmeister zu den Verkaufsbuden hinüber. »Übermorgen ist Palmarum. Wie Er, werden wir eines Tages alle Pfründejäger, falschen Pfaffen, Krämer und Heuchler verjagen. Und das Gotteshaus wird sauber sein.« Adolph nahm eng beschriebene Blätter aus seiner Tasche, deutete mit ihnen auf den mächtigen Stumpf. »Nein, er wird nicht durch unsere Hand einstürzen. Bauen sollten wir.« Er hielt inne, sah die Briefe an. »Jesus nahm einen Strick und reinigte den Tempel. Das hier, Johann, jedes Buch, jeder Brief in seinem Namen kann zur Peitsche werden.« Entschlossen wandte sich Adolph ab und eilte über den Platz.
Warum fürchte ich mich? Schwungvoll fasste Johann seinen Umhang und folgte dem Freund in die Straße der Drucker. Sein Herz war mit einem Mal leichter, schnell hatte er Angst gegen Mut getauscht, die Tage in Köln trieben ihn auf und ab. Ohne Adolph wäre ich längst ertrunken.
Herzlich wurden sie empfangen. Adolph bat Johann zu warten und zeigte dem Meister seine Briefe, bedächtig studierte der Drucker die Zeilen, wiegte den Kopf. Mit großen Schritten war er an der Eingangstür, drehte den Schlüssel. »Steht nicht rum!«, fuhr er die Gesellen an und zog Adolph in einen Winkel.
Bewundernd sah Johann die Rahmen, die geschwärzten Bleilettern, die geschickten Hände an den Pressen. Das gedruckte Wort verbreitet sich rasch, und niemand kann alle Schriften zerreißen oder verbrennen. Keine Peitsche, triumphierte er, wir halten Schwerter in den Händen.
»Komm, Johann.« Adolph riss ihn aus den Gedanken.
Draußen nickte er zufrieden. »Er hat mir die Briefe wieder mitgegeben.« Sie reihten sich ein, gingen an den Druckereien vorbei und geradeaus in südlicher Richtung. Wie eine hingelegte Messkette, so direkt verlief die Straße quer durch die Stadt.
»Immer häufiger durchsuchen städtische Spitzel die Druckhäuser, fahnden nach Ketzerschriften. In Köln hat sich viel verändert, Johann. Und doch werden vor allem in Köln unsere Bücher und Flugschriften gedruckt, von Tag zu Tag mehr. Die Drucker sind mutige Männer.«
»Warum will er deine Briefe nicht?«
Leicht schlug Adolph gegen seine Tasche. »Er muss auf der Hut sein. Über den Sonntag bewahre ich sie bei mir. Am Montag will der Meister die Texte selbst setzen, und schon abends, im Schutz der Dunkelheit, kann ich meinen Osterbrief an die Brüder verteilen.«
»Am Montag?« Johann fröstelte. Ernst blickte ihn Adolph an. »Ich werde dich nicht im Stich lassen.«
Bis jetzt hatte sich Johann dem Gericht noch nicht gestellt. Unerkannt waren sie in einer kleinen Herberge an dieser Straße abgestiegen, gleich gegenüber dem Augustinerkloster. Wie geplant hatten sie erst die Brüder und Freunde von dem Prozess unterrichtet. Jeder hat mich warm aufgenommen, mir Mut zugesprochen, dachte Johann dankbar, ich weiß, dass sie zu mir stehen. Nein, die Angst überfiel ihn nicht. Ich kämpfe nicht allein oder nur mit Adolph zusammen. Hier ist es anders als in Büderich. Dann dieser Theodor Fabritius! Er nennt sich selbst »der Hebräer«. Zwar schmächtig, doch scharf, er geht den Weg unnachgiebig. Johann seufzte. Heute Vormittag habe ich endlich einen Mann getroffen, der Luther von Angesicht kennt, der in Wittenberg zu seinen Füßen gesessen hat, auch von den anderen Großen gelernt hat und jetzt selbst unterrichten will.
Von Fabritius hatten sie erfahren, dass der Ketzerrichter von Hochstraten gestorben war. »Der neue Inquisitor Konrad Köllin weiß nichts von dir. Dieser Dominikaner ist gebildet und sehr gefährlich. Sicher wird er deinen Prozess neu beginnen, um dem Erzbischof zu gefallen und sich der Stadt zu beweisen. So haben wir Zeit genug. Ich habe Gönner bis hinauf in den Rat und höher«, mit dem Finger deutete er siegesgewiss zur Decke. »Mein Name ist nicht unbekannt.«
Johann glaubte jeder Hoffnung, war froh, in Fabritius einen einflussreichen Verbündeten zu haben. Er legte Adolph den Arm auf
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