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Überman

Überman

Titel: Überman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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hin.«
    »Und du besorgst einen schönen Wein?«
    »In jedem Fall!«
    »Du weißt, wie viel Vertrauensvorschuss das gerade für mich bedeutet?«
    »Ich werd mich beraten lassen.«
    »Super, bis später!«
     
    Bleischwer sacke ich in meinen Bürostuhl und lege die zwanzig Cent von Paula neben den letzten Euro aus meinem Portemonnaie. Jetzt ist es passiert. Das, was ich mein Leben lang vermeiden wollte. Ich muss Phil anpumpen. Ausgerechnet Phil. Nach einer weiteren Zigarette rufe ich ihn schweren Herzens an.
    »Hey, Phil. Wo steckst du?«
    »Immer noch Zimmer 502 . Warum interessiert dich das plötzlich?«
    »Du bist noch im Krankenhaus?«
    »Nein, du Otto, sie haben mich ins Hyatt verlegt, weil ich das Essen nicht mochte. Was ist?«
    »Ich wollte dich mal besuchen, das ist!«
    »Glaub ich nicht. Es gibt Kuchen, ich leg jetzt auf!«
    Was er tatsächlich macht.
    Bevor ich das Büro verlasse, schreibe ich noch eine Nachricht für Paula, hefte sie an ihren Bildschirm und lege meinen letzten Euro daneben.
    Liebe Veganerin, warum teure Tofu-Würstchen? So viel weniger kostet ein Mettbrötchen bei Merzenich! Gruß, Flauschi

Kopfsteinpflasterlied
    Phil Konrad sitzt mit brennender Kippe und roter Kapuzenjacke vor dem rotbraun gekachelten Klinikeingang, glotzt ein Loch in sein Handy und wirkt wie ein runtergefeierter Punkrock-Sänger, dem eine Dreijährige gerade seine Sneakers abgezogen hat.
    Dass dieser blasse Typ Geschäftsführer einer TV -Produktionsfirma ist, mit gleich drei gut laufenden Formaten auf drei Sendern, man würde es nicht glauben. Als Phil mich kommen sieht, pumpt er sich hoch und drückt seine Kippe an einem der beiden tellergroßen Nichtraucherzeichen aus. Noch bevor ich was sagen kann, hat er sich sein breitestes Grinsen übergezogen. »Hey, da kommt ja der treulose Otto!«
    »Sag doch erst mal, wie’s dir geht!«
    »Erst mein Geschenk.«
    »Was denn für ein Geschenk?«
    »Das aufwendige und unfassbar teure Geschenk, das du besorgt hast, um dich dafür zu entschuldigen, dass ich wegen des kompliziertesten Kniebruchs der Medizingeschichte einen brandneuen X 3 zu Hause stehen hab und ihn nicht fahren kann!«
    Ich beiße mir auf die Lippen. War ja klar, dass er deswegen auf mich einprügeln würde. Nach exakt 189  Kölsch, 56  Schnäpsen und 18  Absinth fanden wir es vor gut einem Monat nämlich eine super Idee, Amerikanisches Roulette am Barbarossaplatz zu spielen. Die Regeln waren recht einfach: Jeder von uns musste, bei laufendem Verkehr, über die acht Fahrspuren vom Barbarossaplatz bis zum McDonald’s rennen, ohne auf die Autos zu gucken. Ich hab ’ne Münze geworfen, und Phil war halt Erster. Zu besoffen, um die pubertäre Dämlichkeit unseres schnapsschwangeren Unterfangens auch nur eine Sekunde in Frage zu stellen, eimerte Phil los.
    Er kam genau drei Fahrspuren weit und das trotz seines beeindruckenden Schlachtrufs, ich glaube, es war so was wie »Ihr dummen Ficker!«. Als er auf der vierten von einem pink-weißen Lieferwagen für Frozen Yoghurt erfasst und gute fünf Meter durch die Luft geschleudert wurde, beschloss ich, dass es vorerst keinen Sinn machen würde, es selbst auch zu versuchen: Phil hätte es ohnehin nicht mehr sehen können.
    »Wir waren besoffen, Phil! Haubitzendicht! Da macht man eben so einen Scheiß!«
    » DU hast mit der Münze beschissen, Simon! Normalerweise solltest DU hier hocken!«
    »Ja ja …«
    Ganz ehrlich: Wenn ich keine Kohle bräuchte, würde ich ihm eine scheuern und wieder gehen. Stattdessen sage ich, dass ich viel an ihn gedacht habe und ihn die ganze Zeit besuchen wollte, aber »… du weißt ja, wie das ist.«
    »Nein, ich weiß nicht, wie das ist, weil ich nämlich seit vier Wochen verdammt noch mal so viel Zeit habe, dass ich vor Langweile mit meinem Schwanz Tetris spiele auf dem iPad!«
    »Und das geht?«
    »Unter gewissen Umständen. Also – warum hast du mich nicht besucht?«
    »Weil… ich dachte, dass es nur eine kurze Geschichte ist.«
    »Kurze Geschichte? Du warst doch dabei, oder?«
    »Ja, aber danach hab ich nichts mehr mitbekommen von dir.«
    »Du bist doch bei Facebook, oder?«
    »Ja, aber ich schau nicht rein.«
    Genervt rollt Phil mit den Augen. »Und ich hab ein Handy, aber ich mach’s nicht an. Ich hab auch ’ne Haustür, aber die mach ich nie auf. Ich hab sogar einen Arsch, aber ich setz mich nie drauf. Du bist so ein Otto, echt!«
    »Phil, du weißt, wie sehr ich Facebook hasse.«
    »Deswegen hast du ja auch nur drei

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