Überman
Unterhaltungsprogramm vorbereiten?«
Ich rolle die beiden Teile der durchtrennten Isomatte auf dem Tisch aus, beschwere sie mit zwei Weinkühlern und setze das braune Paket-Klebeband an. Ratsch, sind die ersten dreißig Zentimeter Schlaffläche verklebt.
»Sag mal, das sind doch meine Matten!«, staunt Flik entgeistert, »genau die gleiche Farbe und … hier ist sogar noch der Preis!«
»Richtig«, bestätige ich, »ich war so frei, sie für euch herzubringen.«
Ich schaue in die konsternierten Gesichter von Daniela, Flik und Ditters. Ha, denke ich mir, das sieht ja aus, als hätte man ihre Gesichter eingefroren, um den Vorspann drüberzulegen, so wie in einem 70 -er Jahre Krimi:
STARRING
LARS THE LAW DITTERS,
FATBOY FLIK AND
DANNI DE VETO
» DU warst das?«, stammelt Flik.
»Yap!«, sage ich und bitte Ditters, den oberen Teil der Isomatte auf den Tisch zu drücken, damit ich besser kleben kann, was er sogar macht. »Hier oben runterdrücken die Matte, sonst schlafen wir schief und werden schwul.«
Ditters zeigt mir den Vogel. »Du kannst mich mal, also echt!«
Während mir mein Anwalt kopfschüttelnd den Rücken zuwendet, sind Flik und Daniela noch immer im Krimi-Vorspannmodus.
»Also … ich krieg das nicht in meinen Kopf, dass du …– du hast echt bei uns eingebrochen, oder?«, stammelt Flik.
»Nein, ich hab die Sachen nur hergebracht! Und ihr seid ja jetzt auch hier, oder?«
Daniela stampft wütend auf den Boden. »Sag mal, checkst du’s nicht? Du hast bei uns eingebrochen, und jetzt sperrst du uns ein!«
Ich muss mich wirklich schwer beherrschen, um nicht auszuflippen. »Ja, aber doch in eurem eigenen Interesse! Liebe! Frieden!«
»Was?« Ditters hat sich wieder umgedreht und starrt mich an.
» HÄLT JETZT IRGENDJEMAND MAL DIE VERDAMMTE MATTE FEST ?«, brülle ich. Für einen kurzen Augenblick ist Stille im Keller.
»Wir brauchen keine Isomatte, weil hier keiner pennen wird!«, erwidert Daniela. Wütend fege ich die beiden Mattenteile vom Tisch und nehme noch ein paar Weingläser dabei mit.
»Dann bleibt ihr halt wach! Ist nur ein Angebot«, erwidere ich beleidigt und greife zu meinem Selbstverteidigungsschirm. »Warum entspannt ihr euch nicht erst mal oder habt ein bisschen Spaß, so wie Phil?«
Alle schauen nach draußen. Phil hat sich einen Rollstuhl aus einem Hubwagen und zwei Weinkisten gebaut und lässt sich winkend von seinem Pfleger wegziehen.
»Ich sing das Wein-Hubwagen-Lied, das schönste Lied, was es so gibt …«
Ruhig lege ich den Arm um den leichenblassen Flik. »Mensch, Flik, ich mach das hier nicht für mich. Genießt ihr es doch einfach. Annabelle hat immer davon geträumt, dass sie hier mal eingeschlossen wird!«
»Also doch ›eingeschlossen‹!«, schreit Daniela hysterisch, und weil Kinder sofort merken, wenn ihre Mütter durchticken, fängt auch der Wurm an zu schreien.
Entschlossen drückt Flik meinen Arm von seiner Schulter. »Wir genießen es deswegen nicht, weil wir jetzt nach Hause fahren, Simon. Du kannst froh sein, wenn wir dich nicht anzeigen!«
»Natürlich zeigen wir ihn an«, schimpft Daniela, »und zwar gleich zweimal!«
Flik beschwichtigt. »Jetzt gib uns mal den Schlüssel, bevor was Schlimmeres draus wird!«
»Ha!«, kreischt seine Freundin, »was soll denn noch Schlimmeres passieren?«
Jetzt reicht’s! Ich knalle den Selbstverteidigungsschirm auf den Tisch.
» KAPIERT IHR ’S NICHT ?«, brülle ich, » ICH ! RETTE ! EUER ! VERDAMMTES ! LEBEN !«
»Du kannst aber unser Leben nicht retten, weil es nicht bedroht ist!«, antwortet Flik trocken.
» ES ! IST ! BEDROHT !«, widerspreche ich, »und hast du nicht vor einer halben Stunde selber noch gesagt, dass man seine Freunde zu ihrem Glück zwingen muss, wenn ihr Le–«
»Unser Leben ist nicht bedroht, Simon«, wiederholt nun auch der naseweise Ditters.
»Ist es wohl, Brillenhobbit, und ich werd’s euch beweisen. Aber jetzt gebt mir mal eine Minute Luft und lasst mich wenigstens die Matten ins Bordeaux bringen – und, Flik? Kannst du mir mit dem Generator helfen?«
»Natürlich nicht!«
Fassungslos und mit offenem Mund starre ich auf Ditters, Daniela und Flik.
»Ihr«, würge ich heraus, »seid echt das Letzte!«
Mit den Isomatten und meinem Selbstverteidigungsschirm unter dem Arm bahne ich mir meinen Weg durch die miesepetrige Nölbande, doch schon kurz hinter dem Ausgang der Schatzkammer fängt mich ein auf entspannt machender, lächelnder Grieche ab. »Herr Peters, ich denke,
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