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Überman

Überman

Titel: Überman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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nämlich gleich mal telefonieren.«
    »Konkret heißt das, dass heute um Mitternacht die Lage eskalieren wird und Chaos und Anarchie ausbrechen!«
    »Herrlisch!«, jubelt Manni, »endlisch Karneval! Kölle alaaf!«
    »Hab ich Pfefferspray genau dafür!«, ruft Lala und hält eine Sprühdose in die Luft.
    »Jetzt aber mal die Monster-Überraschung!«, ruft Phil.
    Ich ignoriere ihn, zu wichtig ist mir das, was kommt, ich muss präzise sein und schlüssig in meiner Argumentation, damit man mir folgen und die Dankbarkeit sich entwickeln kann.
    »Ich hab die Angst der Anderen vermessen in den letzten Tagen, heute bin ich nicht mehr dazu gekommen, aber gestern war sie bei fünfzig DADA ! Das heißt, die Angst hat sich verzehnfacht!«
    »Fünfzig Lala?«, schreit Lala aufgeregt.
    »Nein, DADA !«, korrigiere ich, und Phil, der den Ernst der Lage offenbar nicht mal ansatzweise rafft, kommentiert: »Leck mich am Arsch, das ist ’ne ganze Menge!«
    Ich atme tief durch, massiere meine Schläfen und versuche, mich zu sammeln. Dass Mannis Weltuntergangssong in genau diesem Augenblick von Jürgen Drews mit »Ich bau dir ein Schloss« abgelöst wird, macht es nicht leichter. Dieser verdammte, von US -Agenten gesteuerte Zufallsgenerator! Entschlossen klappe ich meinen Laptop zu und versuche mich zu sammeln.
    »Jedenfalls kommt aus den Geldautomaten kein einziger Schein mehr und aus den Zapfsäulen kein Tropfen Benzin!«
    »Was hat denn die Angst mit Benzin zu tun?«, hakt Frau Sarantakos nach.
    »Kriegen Sie denn Brötchen, wenn der Bäcker nach Hause geht?«, entgegne ich.
    »Also wir haben immer sehr viele Brötchen eingefroren«, antwortet Frau Sarantakos.
    »Da sehen Sie mal«, rufe ich, »Sie sorgen auch vor!«
    »Äh, Simon, wird das ein Rollenspiel, oder … ist es schon eines?«, fragt Paula ein wenig gelangweilt.
    »So was in der Richtung«, antworte ich, »warum?«
    »Evil müsste mal Gassi!«
    Inzwischen rutscht auch Sarantakos nervös auf seinem Stuhl herum.
    »Ich unterbreche Ihre schöne Phantasiereise ja recht ungern, aber wir müssen jetzt los. Können Sie es irgendwie abkürzen? Also, sagen, worauf –«
    »Worauf es hinausläuft?«, unterbreche ich und versuche mich an einem Lächeln.
    »Das wäre toll.«
    »Okay, machen wir die Kurzversion.« Ich zünde die Lunte von meinem Tischfeuerwerk an, klappe mein Laptop wieder auf und wechsle in eine Art staatsmännische Stimmlage: »Es läuft darauf hinaus, dass die Anderen nicht mehr in unseren Keller kommen! Es läuft darauf hinaus, dass ihr unfassbares Glück habt, heute Nacht hier unten zu sein mit mir, dem Überman, zwölf Meter unter der Erde, in diesem sicheren Weinkeller. Es läuft darauf hinaus, dass ich, Simon Peters, den ihr für ein Arschloch haltet …«
    »Ja, also ich ja nicht!«, wehrt Sarantakos ab.
    »… es läuft darauf hinaus, dass ich, Simon Peters, den alle außer Kosmás Nikifóros Sarantakos für ein Arschloch halten, euch hier und heute das Leben rette!«
    Mein Tischfeuerwerk pengt, Konfetti rieselt herab, und ich drücke die Play-Taste. Schon wieder die verdammte Schlager-Playliste.
    »Du hast mich tausendmal belogen«, singt Andrea Berg und »Du hast mich tausendmal verletzt«.
    Feiner Qualm wabert über dem Tisch, es riecht nach Silvester. Ich klappe das Laptop zu und die Musik stoppt. Betretenes Schweigen.
    Irritierte Blicke werden ausgetauscht, dann durchbricht Phils Klatschen die Stille. »Huhu!«, ruft er, »Monster-Überraschung!« und »Das ist unser alter Spaßpräsident!«
    Und dann, nach einer kurzen Schrecksekunde, jubelt und klatscht die gesamte Schatzkammer. Ich schließe die Augen und genieße es einfach.

Ordnung
    Übernacht, 21  Uhr  56
    Sobald der Applaus verebbt ist, verteile ich die Weinbunker-Ordnung und bitte Phil, den ersten Punkt vorzulesen. »›Weinbunker-Ordnung‹«, beginnt er, und weil sowieso gerade alle auf ihn gucken, zupft er sich vor dem Weiterlesen demonstrativ am Sack. »›Ihr erleichtert euch die kommenden Tage, wenn ihr folgende Punkte der Weinkeller-Ordnung berücksichtigt. Erstens: Der Aufenthalt im Weinkeller dient Eurer eigenen Sicherheit. Bitte bewahrt in jedem Fall Ruhe, es ist für alles gesorgt, auch im Falle eines kompletten Stromausfalls.‹ Ich hab gerade ’ne Idee. Soll ich das Sack-Zupf-Kellerlied singen?«
    »Nein. Lala? Liest du Punkt zwei?«
    »Lese ich Punkt zwei! ›Jeder Teilnehmer hat von der Weinbunkerleitung persönlich eine …‹ – wie spricht man

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