Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
er selbst nicht mehr braucht.«
Als Mrs. Burns das hörte, begannen ihre Augen zu glitzern, und sie schnüffelte wie ein Terrier, der eine Spur aufnimmt. »Ein Freund, der seinen Haushalt auflöst, was?« Diesmal wollte Larry ihr vorwerfen, sie habe am Telefon nicht richtig zugehört, aber Anne kam ihr glücklicherweise zuvor: »Nein, Mrs. Burns. Daddy hat nicht die Absicht, seinen Haushalt aufzulösen, und er und das Ehepaar Evans kommen sehr gut miteinander aus.«
Mrs. Burns war sichtlich verblüfft, aber Anne sprach unbekümmert weiter. »Mein Vater hat die seltsame Angewohnheit, alle möglichen Dinge zu kaufen, die er dann doch nicht brauchen kann«, erklärte sie ihr. »Sein Schuppen steht schon voller Möbel, deshalb hat er Larry und Susan gebeten, einen Teil davon mitzunehmen.«
»Der Colonel?« fragte Mrs. Burns überrascht. »Aber ich habe noch nie gehört, daß er... Ich meine, was will er mit so altem Krempel?«
Anne behauptete, ihr Vater kaufe oft alte Möbel, die dann doch nicht recht zur sonstigen Einrichtung paßten, so daß er froh gewesen sei, als wir einige davon abtransportiert hatten.
Mrs. Burns war von dieser keineswegs sensationellen Erklärung enttäuscht, aber sie entdeckte schon im nächsten Augenblick etwas anderes, auf das sie sich stürzen konnte. Wir standen in dem großen Schlafzimmer, als sie nach einem Thriller mit einem recht freizügigen Titelbild griff, den Larry unter einigen anderen, weniger anstößigen Büchern versteckt hatte.
»Aha, solche Leute wollen Sie also beherbergen!« fauchte sie, weil sie froh war, etwas kritisieren zu können. »Na ja, es gibt eben viele, die für Pornographie gut zahlen.«
Jetzt konnte Larry sich nicht länger beherrschen. »Nein, nein, wir ziehen hier kein Bordell auf, falls Sie das meinen, Mrs. Burns«, versicherte sie ihr. »Wir wissen nur nicht, was für Lektüre unsere Mieter bevorzugen. Wie Sie sehen, sind die übrigen Titel durchaus achtbar, und sie würden sich vielleicht wundern, wenn Sie wüßten, was für unkonventionelle Bücher von durchaus achtbaren Leuten gelesen werden. Nicht gleich Pornographie. Die liefern wir nicht. Aber etwas, das ein bißchen lebhafter als Jane Austen ist. Wir hoffen, daß unsere Auswahl für jeden Geschmack etwas bietet.«
Wir sprachen über Mrs. Burns, nachdem sie endlich weggefahren war, und stellten fest, daß sie in jedem Raum unweigerlich die kleinen Mängel entdeckt hatte, die überall zu finden waren. Obwohl wir zunächst darüber lachten, hatte sie uns den Spaß an unserem Unternehmen verdorben, und als wir zu meinem Ferienhaus hinüberfuhren, war unser Blick für alle seine Mängel geschärft. Jedenfalls waren wir einigermaßen deprimiert, weil wir fürchteten, trotz aller Arbeit nur Unzulängliches erreicht zu haben, aber Anne munterte uns wieder auf.
»Ihr seid beide wirklich närrisch!« warf sie uns vor. »Wer eine Ferienwohnung mietet, erwartet doch kein Luxusapartment. Ihr habt erstklassige Arbeit geleistet, und ich bin davon überzeugt, daß eure Gäste entzückt sein werden. Bei schönem Wetter können sie in der Sonne sitzen und die Aussicht genießen, und wenn’s regnet, zünden sie das Feuer im offenen Kamin an und stellen das Radio an oder schmökern in den Büchern. Ihr habt allen Grund, mit dem Erreichten zufrieden zu sein, und ich gehe jede Wette ein, daß Paul und Sam der gleichen Meinung sind.«
Wir gaben zu, daß die beiden uns sehr gelobt hatten, als sie die Ferienhäuser am Abend zuvor inspizierten, und Larry fügte hinzu: »Aber das verdanken wir zum großen Teil dem Colonel — und natürlich dir, Anne. Mit den Bettdecken hast du uns sehr geholfen. Wir passen gut auf sie auf, darauf kannst du dich verlassen.«
»Nein, wegen der Decken braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Ich bin froh, daß sie nicht mehr unnütz bei mir im Schrank liegen. Aber ich fürchte, daß ihr ein Problem bisher allzu sehr auf die leichte Schulter genommen habt: die Sache mit den Pferden.«
Larry und ich wechselten einen bekümmerten Blick. Wir hatten uns tatsächlich so sehr auf die Inneneinrichtung der beiden Häuser konzentriert, daß wir vergessen hatten, daß Larry auch »Reiten« inseriert hatte — und daß die sechsköpfige Familie sich als Pferdenarren vorgestellt hatte. »Dorothy ist gar nicht mehr aus dem Sattel gekommen, als wir Ostern auf einer Farm verbracht haben« hatte ihre Mutter geschrieben. Offenbar eine ausgezeichnete Reiterin. Das bedeutete, daß wir unsere Pferde
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