Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
wieder an Zaum- und Sattelzeug gewöhnen mußten.
Ich hatte keine Schwierigkeiten zu erwarten, weil mein Ehepaar nur eine »ruhige Woche auf dem Lande« verbringen wollte, aber wie stand es mit Larrys Dorothy? Sie hatte eine Schwester und zwei Brüder, die wahrscheinlich ebenfalls reiten wollten.
»Gut, dann müssen sie sich eben abwechseln«, entschied Larry energisch. »Darkie ist soweit in Ordnung. Er trabt ganz geduldig. Aber die anderen haben ihre kleinen Eigenarten.«
Anne und ich mußten über diese Untertreibung lächeln. Captain hatte die Angewohnheit, trotz seines hohen Alters zu bocken, was einen Reiter irritieren konnte, der nicht merkte, daß der Gaul ihm nur beweisen wollte, wie munter er noch war. Trinket hatte die Angewohnheit, auf flachen Geraden die Gebißstange zwischen die Zähne zu nehmen, und unser Tommy schlug manchmal aus, wenn man aufsitzen wollte. Aber trotz dieser Mucken waren sie im Grunde genommen friedliche Pferde, mit denen jeder halbwegs gute Reiter zurechtkommen mußte. Soviel aus dem Brief hervorging, waren die Castors zumindest begeisterte Reiter.
»Hoffentlich sind sie auch gute«, meinte ich sorgenvoll. »Du weißt doch, wie Captain sich aufgeführt hat, als du ihn zuletzt geritten hast — und das ist vor fast einem Vierteljahr gewesen.«
Larry nickte zustimmend. »Nur gut, daß du uns daran erinnert hast, Anne«, sagte sie. »Unsere eigenen Kinder sind so gute Reiter, daß wir kaum noch wissen, was für Unsinn Stadtkinder mit Pferden anstellen können. Wir müssen vor allem die Miete kassieren, bevor die Eltern sehen, wie unsere Pferde ihre Kinder zurichten. Wenn der Krankenwagen mit den Kleinen abfährt, können wir schlecht zum Kassieren kommen.«
Trotz dieser sarkastischen Bemerkung nahm Larry die Sache mit den Pferden ernst, und da am nächsten Morgen, einem Samstag, auch die älteren Kinder zu Hause waren, forderten wir sie auf, dafür zu sorgen, daß die Pferde so ruhig waren, daß sie auch von Neulingen geritten werden konnten. Sie wollten natürlich nicht, weil sie inzwischen schnelle Vollblüter gewöhnt waren, aber als wir ihnen klarmachten, dies sei ihr Arbeitsanteil, nachdem ihre Mütter zehn Tage lang geschuftet hatten, ritten sie den ganzen Vormittag lang und brachten die Pferde lammfromm zurück. »Lahme alte Klepper« nannten sie sie verächtlich.
»In ihrem Alter seid ihr auch nicht mehr munterer«, versicherte Larry ihnen, und ich fügte sentimental hinzu: »Denkt nur daran, wie weit sie euch schon getragen haben und wie Darkie nach jedem Sturz stehengeblieben ist, damit ihr euch wieder aufrappeln konntet.«
Ich nahm natürlich an allem teil, obwohl ich mir keine Sorgen wegen meiner ersten Mieter zu machen brauchte, weil das ältere Ehepaar wahrscheinlich den ganzen Tag am Kamin hocken würde. Aber da die älteren Kinder übers Wochenende zu Hause waren, ließen wir alle vier die Pensionäre reiten — und das an zwei Tagen nacheinander. Am zweiten Tag fanden die Pferde sich offenbar damit ab, wieder arbeiten zu müssen, und ich hatte die Gewißheit, sie dem jungen Paar, das sich nach Mr. und Mrs. Ward angemeldet hatte, unbesorgt empfehlen zu können.
Wir verbrachten wie üblich ein fröhliches Wochenende miteinander, und die Kinder berichteten von ihren Erlebnissen in der Schule und bei Tante Kate. Christopher und Christina sprachen offen mit uns, und wir hüteten uns davor, ihnen Moralpredigten zu halten, weil wir wußten, daß Tante Kate für diesen Aspekt ihres Lebens zuständig war. Da sie niemals petzte, waren wir gelegentlich etwas entsetzt, aber es war besser, den Kindern keine Vorwürfe zu machen und uns dafür ihr Vertrauen zu bewahren. Wir wußten, daß sie bei Kate in besten Händen waren.
Am Montagmorgen brachte einer der Väter sie wie gewöhnlich nach Te Rimu zurück, während wir Mütter zurückblieben, um die Spuren dieses Wochenendes zu beseitigen. Während wir ihnen nachwinkten, meinte Larry zufrieden: »Immerhin haben sie’s geschafft, daß die Pferde friedlich sind und weder bocken noch durchgehen. Damit wäre die letzte Hürde geschafft. Wir brauchen nur noch in den Häusern zu lüften, die Warmwasserboiler anzustellen, frische Blumen ins Eßzimmer zu stellen und heute nachmittag unsere Gäste zu begrüßen. Auntie und Miranda wollen nachher vorbeikommen, um sich umzusehen, und Annie ist davon überzeugt, daß sie begeistert sein werden.«
Das stimmte. Auntie äußerte sich anerkennend, und Miranda war ausgesprochen begeistert.
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