Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
den Hof getuckert kam, lief ich zu ihm hinaus und hielt
ihn auf. »Mr. Baker und die beiden Hunde sind in einen der kleineren Tomos
gefallen und können sich nicht selbst befreien«, berichtete ich und gab wieder,
was Mrs. Baker mir erzählt hatte. »Aber wie ist Ihr Mann hineingeraten ?« erkundigte ich mich.
»Colin ist durch den Zaun
geklettert, um die Hunde zu beruhigen, als der Rand des Erdloches unter ihm
abbrach. Er weiß eben nie, wie schwer er ist... Jedenfalls sitzt er jetzt auch
dort unten fest. Er wollte dann den Hunden heraushelfen, aber das Loch ist zu
tief .« Mrs. Baker rang die Hände. »Was sollen wir bloß
tun ?«
Sie war den Tränen so nahe, und
Paul hätte am liebsten laut gelacht, daß ich beschloß, ihr eine Antwort zu
geben, von der beide etwas hatten. »Keine Angst, Paul fährt mit uns hin und
holt die Hunde heraus — und Ihren Mann natürlich auch .« Zu meinem Vergnügen heiterte das Amy Baker auf, während Paul sichtlich
deprimiert wirkte. »O wie freundlich, wie liebenswürdig !« kreischte die kleine Frau, während Paul mir zunickte und boshaft sagte: »Am
besten stellst du deine Waschmaschine ab. Bei so was werden alle Hände
gebraucht .«
Als ich ins Haus zurückging, um
die Maschine abzustellen, kam mir das Ganze plötzlich nicht mehr so komisch
vor.
Als Paul ein Seil und eine
Schaufel aus dem Werkzeugschuppen holte, sah ich Mrs. Baker zusammenzucken.
»Vielleicht können wir ein paar Stufen anlegen«, erklärte er ihr, bevor wir
abfuhren. Paul und ich waren unterwegs ziemlich schweigsam; er dachte an seinen
Weidezaun und ich an meine Wäsche. Dafür redete Mrs. Baker um so mehr und
verströmte sich förmlich in ständigen Entschuldigungen.
Als wir den Tomo erreichten,
war kein Lebenszeichen zu erkennen, aber aus der Tiefe drang beruhigendes
Gemurmel an unser Ohr. »Schon gut, schon gut, Troy. Du brauchst keine Angst zu
haben. Papa ist hier, und Mama kommt gleich... Nur keine Angst, wir holen dich
hier raus. Der liebe Mr. Russell hilft uns bestimmt .«
Ich hätte beinahe gelacht, aber
der grimmige Gesichtsausdruck, mit dem »der liebe Mr. Russell« das Seil aus dem
Wagen holte, warnte mich zum Glück rechtzeitig. »Glaubst du, daß du neben ihm
Platz hast, falls du zu ihm hinunter mußt ?« fragte ich
statt dessen besorgt.
»Irgendwie wird’s schon gehen«,
meinte Paul. »Baker muß sich eben ein bißchen dünner machen. Ich glaube nicht,
daß er allein herausklettern kann, wenn wir ihm nur das Seil zuwerfen .«
»Ob Larry uns helfen könnte?
Oder soll ich versuchen, Sam zu Hilfe zu holen ?«
»Nein, wir kommen auch so
zurecht — und Gott sei Dank, daß Larry nicht hier ist. Sie würde alles nur...«
»Wer ist da Gott dankbar, daß
ich nicht hier bin ?« fragte in diesem Augenblick eine
Stimme hinter uns. »Dabei habe ich dich immer für meinen Freund gehalten, Paul!
— Oh, was ist denn hier passiert? Spielt ihr etwa Häschen in der Grube ?«
Paul starrte Larry, die uns
offenbar nachgefahren war, irritiert an, während ich sie rasch mit der netten
kleinen Mrs. Baker bekannt machte und nicht zu lachen versuchte, während ich
Larry erzählte, was passiert war. Dann ließ Paul sich an dem Seil, das wir drei
Frauen hielten, neben Colin Baker in die Tiefe. Er wollte zuerst die Hunde
hinausstemmen und danach versuchen, dem Koloß Baker aus dem Loch zu helfen. Wir
hörten den Schriftsteller einen Schrei ausstoßen, als sei ihm jemand auf die
Zehen getreten, und wußten nun, daß Paul bei ihm angelangt war.
Die Hunde stellten nur ein
untergeordnetes Problem dar. Tim, der Rauhhaardackel, war so klein und leicht,
daß Paul ihn mit einer Hand aus dem Loch beförderte, wo seine »Mama« ihn
überglücklich in die Arme schloß. Troy, der Boxer, war wegen seines Gewichts
schwieriger zu bergen, aber Paul seilte ihn an, so daß Larry und ich ihn in die
Höhe ziehen konnten. Er kam sabbernd und mit blutunterlaufenen Augen herauf,
erholte sich aber rasch wieder und drängte sich gegen seine »Mama«, als habe er
sie nach langen Irrfahrten endlich wiedergefunden.
»Jetzt kommt die Probe aufs
Exempel«, flüsterte ich Larry zu. Aber zuvor überzeugten wir Amy Baker davon,
daß sie — da sie nur eine Hand gebrauchen konnte — lieber auf die Hunde
aufpassen solle, während wir versuchten, ihren Mann aus dem Tomo zu ziehen. Das
schien sie für Feigheit vor dem Feind zu halten, denn sie murmelte immer
wieder: »Aber es ist einzig und allein unsere Schuld. Weshalb sollten Sie und
Ihre
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