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Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen

Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen

Titel: Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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mitteilen, sie würden den Scheck auf den Küchentisch legen oder selbst
vorbeibringen. (Ich hoffte auf ersteres.)
    Aber der Anruf hatte nichts mit
ihrem Scheck zu tun, denn Colin Baker begann mit den üblichen Entschuldigungen,
und ich konnte mir nicht vorstellen, daß jemand sich dafür entschuldigen
wollte, daß er seine Miete zahlte. »Mrs. Russell, ich muß Ihnen ein schlimmes
Geständnis machen«, fuhr er fort, und ich begann zu ahnen, daß etwas
Schreckliches passiert sein mußte. Hatte Troy etwas verbrochen? War der große
Boxer plötzlich auf die Idee gekommen, Schafe zu reißen? Dabei hatte er doch
völlig harmlos gewirkt!
    »Soll das etwa heißen, daß
Ihnen schon wieder was zugestoßen ist ?« fragte ich
fröhlicher, als mir in Wirklichkeit zumute war.
    Sein Tonfall wurde noch
trübseliger. »Ja, leider, Mrs. Russell. Sie sind immer so freundlich zu uns gewesen,
daß ich kaum den Mut finde, mich Ihnen anzuvertrauen .« Baker machte eine dramatische Pause, und ich machte mich aufs Schlimmste
gefaßt. Troy als wildernde Bestie; ein Dutzend Schafe gerissen... Colin Baker
sprach endlich weiter: »Letzte Nacht ist Ginger wie üblich unterwegs gewesen .« Ich atmete auf, denn selbst diese riesige Katze konnte
keinem Schaf etwas anhaben.
    »Und was hat sie getan ?« fragte ich. »Oder ist sie etwa weggelaufen ?« Das wäre schlimm genug gewesen, aber zu meiner
Überraschung handelte es sich um etwas ganz anderes. »Wir haben ihr das
Schlafzimmerfenster offen gelassen«, fuhr Baker fort, »und dann ist etwas sehr
Merkwürdiges passiert. Wir sind mitten in der Nacht aufgewacht, weil Troy
geknurrt hat. Gleichzeitig hat sich irgend etwas in unserem Zimmer bewegt .«
    Als er wieder eine Pause
machte, erkundigte ich mich gespannt: »Doch nicht etwa ein Einbrecher? Das wäre
der erste Fall in unserer Gegend .«
    »Nein, nein, kein Einbrecher,
sondern ein Opossum. Als ich Licht gemacht habe, hat es dagesessen und mich
angestarrt .«
    »Wie schrecklich! Sie sehen so
gefährlich aus. Ist es von selbst verschwunden ?«
    »Nein, eben nicht! Statt dessen
ist es wie verrückt durchs Zimmer gesaust. Ich bin aufgestanden. Amy hat Angst
vor Beutelratten und konnte mir deshalb nicht helfen. Ich habe einen Besen
geholt, um das Opossum damit ins Freie zu befördern, aber es ist im Wohnzimmer
auf den Kaminsims gesprungen und... na ja, es hat alles abgeräumt und dabei die
Keramikvase zertrümmert .«
    Ich mußte lachen. Diese Vase
war besonders scheußlich gewesen, und ich war im Grunde genommen froh, daß das
Opossum mich von ihr befreit hatte. Ich hatte sie von einer freundlichen
Nachbarin geschenkt bekommen und eigentlich nur aus Anstand benützt. Jetzt war
ich sie endlich los!
    Ich erklärte Baker, weshalb
dieser Verlust mich keineswegs traf, aber auch das schien ihn nicht
aufzuheitern. »Aber... aber das ist... das ist noch nicht alles«, antwortete er
mit hohlem Lachen.
    Ich holte erschrocken Luft. Ein
in die Enge getriebenes Opossum kann ein gefährlicher Gegner sein; hatte es Tim
auf dem Gewissen? »Hat die Beutelratte Ihre Katze oder den Dackel verwundet ?« erkundigte ich mich besorgt.
    »Nein, nein, unseren Tieren
fehlt nichts! Sie sind alle zu Amy ins Bett gekrochen. Auch Ginger ist zurückgekommen
und hat dort Schutz gesucht .«
    Ich stellte mir das Doppelbett
mit gesamter Besatzung vor: Amy, Troy, Tim und Ginger. Der Boxer hatte sich als
nicht sonderlich tapfer erwiesen, aber wer will sich schließlich die Augen
auskratzen lassen?
    »In Wirklichkeit habe ich den
ganzen Schaden allein angerichtet, Mrs. Russell«, fuhr Baker mit zitternder
Stimme fort. »In meiner Aufregung habe ich auf der Jagd nach dem verflixten
Tier den Besenstiel durch die Milchglasscheibe der Küchentür gerammt. Sie ist
völlig zertrümmert, fürchte ich .«
    Auch diesmal lachte ich nur.
»Sie werden vielleicht denken, daß ich, wenn ich lache, damit Ihre Gefühle
schonen will, Mr. Baker, aber in Wirklichkeit habe ich dieses Milchglas gehaßt.
Es ist scheußlich und verdeckt die Aussicht. Ich habe mir schon lange
gewünscht, es würde kaputt gehen, damit wir es durch klares Glas ersetzen
können .«
    Als es mir schließlich gelang,
ihn davon zu überzeugen, war er so erleichtert, daß er kaum noch seinen Dank
stammeln konnte. »Aber ich möchte wetten, daß wir die schlimmsten Gäste sind,
die Sie je gehabt haben«, fügte er noch hinzu.
    »Unsinn !« wehrte ich freundlich ab. »Manche Leute neigen eben einfach zu Unfällen .«
    Baker seufzte

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