Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
betonte, daß wir
im Vergleich mit Motels und dergleichen noch billig seien. Außerdem würden wir
ja sehen, ob die Leute damit zufrieden waren. Inzwischen mußten wir Mrs. Evans
anrufen und sie fragen, ob sie glaube, daß der Colonel einige der
Gebrauchtmöbel entbehren könne, und ihn selbst um Erlaubnis bitten, seine
ungewöhnliche Sammlung plündern zu dürfen.
»Oh, Sie würden uns einen
großen Gefallen tun, wenn Sie einiges mitnehmen und nie mehr zurückbringen
würden, Mrs. Russell«, antwortete Mrs. Evans am Telefon. »Der große Schuppen
ist bis unters Dach mit Gerümpel vollgestopft. Sie wissen ja, wie der Colonel
ist, wenn es um Wohltätigkeitsbasare oder Versteigerungen bei armen Leuten
geht. Er kauft einfach alles und denkt später nicht mehr daran. Aber im
Schuppen ist schon bald kein Platz mehr, fürchte ich .«
Wir fuhren los, um selbst mit
dem Colonel zu sprechen. Er war wie erwartet ziemlich überrascht und fast
schockiert, als er hörte, daß wir Urlaubsgäste bei uns auf nehmen wollten.
»Aber das hängt natürlich davon ab, was für Leute kommen«, gab er schließlich
zu. »Gäste aus unserer Gesellschaftsschicht würden die Situation sofort
erfassen und auf keinen Fall ausnützen, aber andere...« Er schüttelte betrübt
den Kopf, während er sich ausmalte, was Larry und ich mit Gästen aus anderen
Schichten auszuhalten haben würden.
Larry, die sich mit dem Alten
unglaubliche Frechheiten herausnimmt, fuhr ihm sofort in die Parade. »Nein, so
was dürfen Sie nicht mehr sagen, lieber Colonel«, stellte sie fest. »Solche
Ideen sind schon seit Jahrzehnten nicht mehr modern, und mir ist’s ganz gleich,
ob meine Gäste Schornsteinfeger oder Grafen sind, solange sie nur gut zahlen
und nicht den ganzen Tag reiten wollen .«
Aber der Colonel beharrte auf seinem
Standpunkt. »Ich weiß, daß es modern ist, über alles zu spotten, was früher für
wichtig gehalten wurde, meine Liebe, aber ich behaupte trotzdem, daß Erfolg
oder Mißerfolg Ihres merkwürdigen Vorhabens einzig und allein von... nun ja,
von der Art Ihrer zukünftigen Gäste abhängt.«
Larry gab sich damit zufrieden,
weil sie nicht mit dem alten Knaben streiten und ihm andererseits ein paar
brauchbare Möbelstücke wegschleppen wollte. Deswegen kam sie jetzt auf dieses
viel wichtigere Thema zu sprechen. Vorsichtshalber erkundigte sie sich nur, ob
wir uns ein paar Möbel leihen könnten.
»Nicht nur leihen, sondern für
immer abtransportieren !« forderte der Colonel uns auf.
»Sie können alles haben, was in dem Schuppen steht, und ich bin Ihnen dankbar,
wenn Sie mich davon befreien. Und für Evans ist das bestimmt eine große
Erleichterung. Er beklagt sich oft darüber, daß der Schuppen bereits aus den
Nähten platzt .«
Wir machten uns an die Arbeit
und bedauerten wieder, daß Tony uns nicht helfen konnte, weil sie mit Begeisterung
bei der Sache gewesen wäre. Der geräumige Schuppen war mit allen nur
vorstellbaren Einrichtungsgegenständen von der Kommode bis zum Porzellanfrosch
vollgestopft. Wir nahmen die Kommode mit, hätten den Frosch aber dagelassen,
wenn Evans uns nicht gebeten hätte, ihn mitzunehmen und irgendwo heimlich zu
zertrümmern. »So was Scheußliches hab’ ich noch nie gesehen, aber der Colonel
hat beim letzten Kirchenbasar den gesamten Restbestand aufgekauft, und wie die
Leute sich trauen, uns solchen Schund zu schicken, geht über meinen Horizont.
Aber Sie nehmen hoffentlich möglichst viel mit, Mrs. Russel — je mehr, desto
besser !«
Nachdem Evans gegangen war —
nicht ohne uns nochmals aufzufordern, »eine schöne Ladung« mitzunehmen — , wühlten wir fast zwei Stunden lang in dieser in vielen
Jahren zusammengetragenen Sammlung. Wir hätten uns noch viel länger damit
beschäftigen können, aber der Gedanke daran, daß unsere Gäste in vierzehn Tagen
eintreffen würden, beflügelte uns. Schließlich transportierten wir staubbedeckt
und leicht hysterisch eine erstaunliche Zahl von Gegenständen ab. Larry bestand
sogar darauf, daß wir Bilder und Geschirr mitnahmen, weil die Gäste sich dann
eher wie zu Hause fühlen würden.
»Nur wenn sie’s zu Hause
scheußlich haben«, protestierte ich und suchte dann doch die am wenigsten
kitschigen Drucke und einige Vasen und Wandteller heraus. Außerdem hatten wir
Geschirrschränke, Kommoden, mehrere Beistelltische und ein paar Kuriositäten
gefunden. Tatsächlich enthielt der Schuppen alles, was wir brauchten — nur
keine Betten.
»Ja, Mrs. Russell, bei
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