Überraschung kommt selten allein
war, das Fernsehprogramm des Abends durchzuhecheln, war nun bis über beide Ohren in einen Mann verliebt, der bis vor Kurzem die Plage ihres Berufsalltags war. Und am tragischsten von allem war für Hannah die Tatsache, dass sie, Hannah, genauso falsch war. Sie hatte sich für vernünftig, erfolgreich, selbstbewusst und reif gehalten. Tatsächlich war sie alles andere.
Sie war nicht nur unreif, sie war richtig gemein. All die Monate, die sie mit Alfie zusammen gewesen war, hatte sie nicht einmal daran gedacht, dass es schwierig für Kitty sein könnte, mit den beiden zusammenzuwohnen. Es war Hannah nie in den Sinn gekommen, sich Zeit nur für Kitty zu nehmen. Und Kitty hatte sich nie beklagt. Trotzdem war Hannah nun eifersüchtig und verbittert darüber, dass Kitty ihre neue Beziehung genoss. Wenn Kitty bei Conrad übernachtete, fühlte sich Hannah einsam und verlassen. Wenn Kitty Conrad mit nach Hause brachte, hatte Hannah das Gefühl, ihr Heim wurde von einem Außenseiter übernommen. Bisher hatte sie der Versuchung widerstanden, ihre giftigen Gedanken auszusprechen, aber sie wusste, dass sie schlecht gelaunt, eingeschnappt und abscheulich war. Es war kein Wunder, dass Kitty zunehmend mehr Zeit bei Conrad verbrachte.
Und dann war da die Arbeit. Nachdem sie ihr Examen bestanden hatte, dachte sie, sie würde ein bisschen entspannen können. Sie irrte sich. All die Katastrophen in ihrem Privatleben sickerten in ihren beruflichen Alltag. Sie war sich sicher, dass die Kollegen sie nicht mochten. Und heute hätte sie schwören können, dass sie hinter ihrem Rücken über sie gelacht hatten.
Die Wahrheit war, dass alles auseinanderzufallen schien. Hier war sie, auf dem Weg nach Hause an einem Freitagabend, wohl wissend, dass das einzige Highlight der nächsten zwei Tage das Mittagessen mit ihrer Mutter am Sonntag war. Wie war ihr Leben so traurig geworden?
Sie kannte die Antwort auf diese Frage. Als Harrison in Vietnam war, hatte er ihr gefehlt, und sie hatte sich nach seiner Rückkehr gesehnt. Irgendwie war der Harrison, der fortgegangen war, ein anderer als der Harrison, der zurückgekehrt war. Sie hatte es inzwischen aufgegeben, Kontakt mit ihm aufzunehmen, denn seine ausweichenden Antworten und kläglichen Ausflüchte taten einfach zu weh. Er wollte sie nicht sehen, Punkt, aus, Schluss. Mit Harrisons Unterstützung wäre sie einigermaßen damit zurechtgekommen, die Enkelin einer landesweiten Lachnummer und die Exfreundin eines echten Nachwuchsstars zu sein. Alfie war vor Kurzem sowohl im Heat Magazine als auch in der Grazia erwähnt worden. Was er seiner neuen Liebe, Prinzessin Blanche, zu verdanken hatte, die anscheinend Star einer Seifenoper und deswegen berühmt war. Ohne Harrisons Unterstützung war sie sich schmerzlich bewusst, dass sie die Welt um sich herum genauso wenig verstand, wie die Welt sie verstand. Der einzige kleine Lichtblick in ihrem Leben war ihre neue Freundschaft mit Rando. Das half, den großen Schmerz zu lindern, den Harrisons Zurückweisung verursacht hatte.
Hannah sah einen Supermarkt vor sich und fasste einen Entschluss. Wenn sie schon einen weiteren Abend in Selbstmitleid verbringen musste, würde sie sich wenigstens etwas Leckeres zum Essen holen. Sie ging hinein, nahm sich einen Korb und wählte eine Flasche Wein, eine Tafel Milchschokolade und eine Pizza Quattro Formaggi.
Als sie in der Schlange stand und ihr Blick ziellos über die Zeitungen und Magazine wanderte, sah sie es. Da, in der oberen rechten Ecke einer Zeitung leuchtete ihr in Rot eine Schlagzeile entgegen: DER TRUSSLER SKANDAL – EIN UPDATE . Lesen Sie weiter auf S. 10 . Hannah griff nach der Zeitung und blätterte schnell zu Seite zehn. Entsetzt starrte sie auf die Worte über dem Foto ihres Großvaters. DER TRUSSLER SKANDAL – EIN UPDATE von Rando Cheatham .
Sobald sie bezahlt hatte, schoss sie aus dem Supermarkt und marschierte panisch davon. Ihr war schlecht vor Angst. Sie versuchte, sich zu erinnern, worüber sie sich mit Rando unterhalten hatte. Was hatte sie zu ihm gesagt ? Je mehr sie sich zu erinnern versuchte, desto leerer wurde ihr Kopf.
Endlich war sie zu Hause. Sie warf ihre Jacke ab und stellte die Einkaufstüte auf den Tisch. Noch nie war ihr die Wohnung so leer vorgekommen. Sie öffnete den Wein und schenkte sich ein großes Glas ein. Dann setzte sie sich mit der Zeitung an den Tisch, schlug Seite zehn auf und begann zu lesen.
Es war furchtbar. Sie konnte nicht glauben, dass Rando so eine
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