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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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Astern und die cremeweißen Hortensien und sagte spontan: »Das ist ja wunderschön! Wie hübsch Sie den Garten hergerichtet haben!«
    »Eigentlich bin ich eine blutige Anfängerin«, erwiderte Miss Fullock. »Ich habe meine Liebe zum Gärtnern erst entdeckt, als ich in Pension ging, und jetzt ist es meine Leidenschaft, zusammen mit Hogarth natürlich. Ich glaube, es ist warm genug, dass wir draußen sitzen können. Ich liebe solche Herbsttage, Sie nicht auch? Wenn Sie das Tablett dort nehmen – das da drüben –, bringe ich gleich den Tee mit.«
    Miss Fullock hatte sich einige Mühe gemacht. Auf dem Tablett standen hübsche Porzellantassen, ein dazu passendes Milchkännchen und ein Teller mit Ingwerplätzchen, die selbst gebacken aussahen. Alberta trug es nach draußen und stellte es auf den weiß lackierten Gartentisch. Hogarth folgte ihr und schnappte temperamentvoll nach Albertas Jacke, doch sie war schneller als er und raffte sie eilig um die Taille. »Sitz, Hogarth«, sagte sie. »Braver Hund!« Sie dachte an die Fragen, die sie stellen wollte. In dieser Umgebung erschienen sie ihr anmaßend, geschmacklos und unmöglich.
    Miss Fullock kam mit einer antiquierten Teekanne mit Blumenmuster heraus und setzte sich an den Tisch. »Ich hoffe, Sie mögen Earl Grey. Nehmen Sie Zucker?«
    »Nein, danke«, sagte Alberta. Sie setzte sich auf die andere Seite des Tisches und faltete angesichts Hogarths interessiertem Blick die Enden ihrer Strickjacke auf dem Schoß zusammen.
    Miss Fullock reichte Alberta eine Tasse und schenkte den Tee ein. »Jetzt erzählen Sie mir ein wenig über sich. Arbeiten Sie? Was machen Sie? Wo leben Sie?«
    Alberta wollte nicht über sich sprechen, aber sie beantwortete die Fragen so kurz es ihre gute Erziehung zuließ. »Ich arbeite für ein Cateringunternehmen in London. Bis vor Kurzem habe ich in Bath gelebt.«
    Entweder Miss Fullock bemerkte nicht, wie kühl Albertas Antworten ausfielen, oder es beeindruckte sie nicht. Sie erzählte, dass sie erst ein Mal in Bath gewesen sei, es aber faszinierend fand. »Warum sind Sie weggezogen?«, fragte sie. »Finden Sie London nicht ziemlich laut und hektisch?«
    Alberta stellte ihre Tasse ab. »Ich finde es faszinierend«, sagte sie, »wie Ihr Buch. Ich würde sehr gerne mit Ihnen über das Buch sprechen.«
    » Bekenntnisse einer pensionierten Lehrerin! Ist das nicht ein guter Titel? Mein Verleger hat ihn sich ausgedacht. Ich fürchte, die Ehre gebührt ihm. Ich muss sagen, Ihre E-Mail hat mich überrascht. Ich habe in den letzten Monaten von so vielen Menschen gehört. Mindestens ein Dutzend waren Leser, die wie Sie glaubten, einen der Menschen zu kennen, über die ich geschrieben habe. Der Grund, warum ich Ihre Mail besonders interessant fand, ist, dass Sie bisher die Einzige sind, die jemanden richtig erkannt hat.« Sie sah Alberta zustimmend an. »Das war sehr schlau von Ihnen Ich habe mir große Mühe mit den Pseudonymen gegeben.«
    »Am Anfang war ich mir nicht sicher«, gab Alberta zu. »Aber als ich das betreffende Kapitel noch einmal gelesen habe, war es klar: Oxford, Politik, früher Tod, und dann war da …« Alberta wurde rot und trank einen Schluck Tee.
    »Der Fußfetischist!«, sagte Miss Fullock triumphierend. »Sie haben den Fußfetischisten erkannt! Daran erinnere ich mich besonders gut bei Ed Granger! Er liebte es, mir die Füße zu lecken.« Sie seufzte. »Wer braucht einen Vibrator, wenn man solche Erinnerungen hat?«
    »Genau«, sagte Alberta schwach.
    »Ich habe nicht erwartet, dass sich das Buch so gut verkauft. Es hat sich schon über achtzigtausend Mal verkauft! Achtzigtausend! Natürlich trägt der Titel dazu bei. Er ist sehr gewagt , finden Sie nicht?«
    »Ich finde, das ganze Buch ist sehr gewagt und sehr … ungewöhnlich. Warum haben Sie es geschrieben?«
    Miss Fullock strahlte. »Aus Bosheit«, sagte sie.
    »Bosheit?«
    »Ich fürchte, ja. Ich hege keinen Groll gegen die Männer im Buch. Ich bin nicht mal wütend auf Ihren verstorbenen Mann, obwohl er mich besonders schlecht behandelt hat. Ich habe das Buch geschrieben, um meine Familie zu ärgern.« Sie unterbrach sich und nickte in Richtung Plätzchen. »Ich bestehe darauf, dass Sie meine Plätzchen kosten. Jeder liebt sie.« Sie nickte zustimmend, als Alberta ein Plätzchen vom Teller nahm. »Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, meine Familie. Meine Eltern waren schreckliche Menschen. Heute weiß ich, dass sie so schrecklich waren, weil sie unglücklich waren,

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