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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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Trussler Skandal – ein Update. Lesen Sie weiter auf Seite zehn‹. Ich habe die Zeitung gekauft, Seite zehn aufgeschlagen, und da stand ein großer Artikel von ihm. Am Anfang ist es gar nicht so schlimm. Er geht darauf ein, wie … schlimm solch ein Skandal für die Menschen ist, die darin verwickelt sind. Er kommt auf Charles Stewart Parnell zu sprechen. Parnell war ein …«
    »Ich weiß, wer Parnell war.«
    »Okay. Erst schreibt er über Parnell, und dann leitet er auf unsere Familie über. Er sagt, er hätte mich interviewt – aber er hat mich nicht interviewt. Wir haben uns nur unterhalten. Einem Interview hätte ich nie zugestimmt. Du weißt, dass ich nie mit ihm geredet hätte, wenn ich es gewusst hätte. Du weißt, dass ich das nicht tun würde!«
    »Was hast du ihm erzählt, Hannah?«
    »Ich kann mich nicht genau erinnern. Ich weiß, dass ich nicht das gesagt habe, was er geschrieben hat, jedenfalls nicht so. Er hat alles verdreht!«
    »Woher willst du wissen, dass er es verdreht hat, wenn du dich nicht erinnern kannst, was du gesagt hast? Was schreibt er denn?«
    »Na ja, er lässt sich über Großvaters Tod aus und darüber, wie es uns verändert hat. Er konzentriert sich auf dich und Marma. Er schreibt, Marma lebt ängstlich und zurückgezogen in einem Dorf, das nichts mehr mit ihr zu tun haben will. Und über dich schreibt er auch sehr viel. Mum? Bist du noch dran?«
    »Was schreibt er über mich?«
    »Ich habe das alles nicht gesagt, da bin ich mir sicher. Wahrscheinlich hat er Rückschlüsse gezogen … es müssen seine Vermutungen sein, aber er lässt es so klingen, als hätte ich es gesagt. Er schreibt, für dich war der Umgang mit der Presse besonders schwierig und dass du Marma vorwirfst, dass sie mit Journalisten gesprochen hat. Er behauptet, du würdest Marma die Schuld geben, dass Großvater zu Prostituierten gegangen ist. Er sagt, du hattest einen Nervenzusammenbruch, und deswegen hast du Tony verlassen. Das habe ich nie gesagt! Ich schwöre, ich habe das alles nie gesagt! Mum? Es tut mir so leid!«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte betäubendes Schweigen.
    »Mum?«, drängte Hannah.
    »Ich bin da. Ich versuche nachzudenken. Marma wird es gelesen haben. Du musst sie sofort anrufen und ihr sagen, dass er das meiste erfunden hat. Ich werde sie dann später auch anrufen.«
    »Gut. Bis Sonntag.«
    Wieder eine kurze Pause. »Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir Sonntag ausfallen lassen? Ich brauche Zeit, um über all das nachzudenken.«
    Die Leitung war tot. Fassungslos erkannte Hannah, dass ihre Mutter einfach aufgelegt hatte. Sie legte das Handy weg, starrte es einige Augenblicke lang an, dann brach sie in Tränen aus.
    Alberta konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so wütend gewesen war. Mit brennenden Wangen und klopfendem Herzen stand sie am Erkerfenster. Sie konnte einfach nicht glauben, dass ihre Tochter, ihre eigene Tochter, den grauenhaften Skandal wieder angefacht hatte. Und wie konnte Hannah, die kluge, vernünftige Hannah, einem Journalisten so schreckliche Dinge erzählen? Sie musste doch geahnt oder den Verdacht gehabt haben, dass er sie aushorchen würde. Und Marma hatte heute Morgen sicher mit ihrem Müsli und Kaffee am Frühstückstisch gesessen, hatte nach der Zeitung gegriffen und die ersten Worte, die sie gesehen hatte, waren: Der Trussler Skandal – ein Update . Und dann hatte sie den Artikel gelesen und all die schrecklichen Dinge, von denen Hannah behauptete, sie nicht gesagt zu haben … Ach, es war unverzeihlich.
    Alberta warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Sie würde eine halbe Stunde warten, dann würde sie Marma anrufen und anbieten, gleich morgen früh zu kommen … Nein, das ging nicht, sie hatte mittags eine Veranstaltung in Epping. Sie würde Marma anrufen und sie für Sonntag zum Mittagessen einladen, und sie würde ihr sagen – was würde sie ihr sagen?
    Das Läuten des Telefons riss sie aus ihren Gedanken, und sie ging zum Sofa, atmete tief durch und hob ab.
    »Alberta?« Die Stimme klang genauso schockiert, wie sie sich fühlte. »Hast du den Telegraph gesehen?«
    »Oh, Christopher, bin ich froh, dass du es bist. Nein, ich habe ihn nicht gesehen, aber ich hatte gerade Hannah am Telefon.« Alberta entledigte sich ihrer Schuhe und legte die Beine hoch. »Sie hat mir davon erzählt. Sie kennt den Mann erst seit Kurzem. Sie wusste, dass er Journalist ist, hat sich aber nicht darüber gewundert, warum er nicht aufgehört hat, ihr so viele

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