Überraschung kommt selten allein
eine Vorliebe für Alliterationen. Vielleicht hat es etwas mit meinem Namen, Felicity Fullock, zu tun. Im Augenblick spiele ich mit dem Gedanken, es Fullocks Fellatio zu nennen, aber der Verlag meint, das sei vielleicht ein bisschen zu starker Tobak , wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Oh ja. Wenn ich noch einmal auf die Erpressung zurückkommen darf … Ich habe versucht, mir vorzustellen, dass Ed so etwas tut – und natürlich kannte ich Ed damals noch nicht –, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er Sie so bedroht hat. Er war immer ungemein höflich zu allen.«
»Meine Liebe, er war reizend! Sogar als er mich erpresst hat, war er reizend! Er versicherte mir, dass er es hasste, so unangenehm zu sein, und als ich mich einverstanden erklärte, seinen Aufsatz durchzusehen, trug er mich ins Bett und …«
»Sie sind mit ihm ins Bett gegangen, nachdem er Sie erpresst hat?«
»Ich verstehe, dass Sie das schockiert. Er war ein erfahrener Liebhaber, obwohl er erst siebzehn war. Und ich habe einen sehr starken Sexualtrieb. Zum Glück ist er in den letzten Jahren etwas abgeflaut, obwohl ich ein sehr angenehmes Arrangement mit einem Herrn habe, der nicht weit von hier wohnt.«
»Das freut mich.« Alberta lächelte. Sie hatte erwartet, dass sie Miss Fullock verabscheuen würde, doch es fiel ihr schwer, jemanden zu verabscheuen, der so viel Humor hatte und so entwaffnend offen war. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Ich muss los. Mein Zug fährt bald.« Sie griff nach ihrer Tasche und erhob sich. »Ihre Plätzchen sind köstlich.«
»Sie haben ja nur einen gegessen«, sagte Miss Fullock missbilligend. »Komm, Hogarth, begleiten wir unseren Gast hinaus.« Sie schob ihren Stuhl zurück und wartete, bis Alberta ins Haus ging, ehe sie ihr folgte.
Alberta suchte vergeblich nach den richtigen Worten, und erst als sie ins Freie trat, sagte sie hastig: »Es tut mir so leid … was damals geschehen ist.«
»Du liebe Güte, das ist doch nicht Ihre Schuld. Und außerdem …«, Miss Fullock lächelte breit, »… gab es mir etwas, worüber ich schreiben konnte.« Sie ergriff Albertas Hand und drückte sie warmherzig.
Alberta ging nachdenklich zurück zum Bahnhof. Es war schön und gut, wenn Miss Fullock sagte, dass Ed sehr jung gewesen sei, als er zum Mittel der Erpressung griff, aber die meisten Menschen, egal ob jung oder alt, taten so etwas nicht. Wenn Ed ehrgeizig genug war, um jemanden zu erpressen, war er ehrgeizig genug für alles Mögliche. Wäre sie zum Beispiel genauso attraktiv für ihn gewesen, wenn sie nicht die Tochter von Michael Trussler gewesen wäre? Hätte er sich dann überhaupt in sie verliebt?
Der Sex mit Ed war fantastisch gewesen. Das konnte er nicht gespielt haben. Und trotzdem. Und trotzdem … Da war diese Geschichte mit den Füßen. Seit Jahren glaubte sie, wunderbare Füße zu haben, obwohl Tony seltsamerweise für ihren Zauber nicht empfänglich war. Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder sie und Miss Fullock hatten ähnlich charismatische Füße. Oder Miss Fullock hatte recht, wenn sie sagte, Ed hätte eine Vorliebe für Füße gehabt, und zwar egal wessen .
Alberta stand auf dem Bahnsteig und wartete niedergeschlagen auf den Zug. Sie hatte einen Vater, der offensichtlich auf perverse Sexspielchen stand, und einen Mann, der ein Fußfetischist war. Kein Wunder, dass die beiden sich so gut verstanden hatten.
22
~~
Ein Befehl
E s war ein schrecklicher Tag gewesen. Inmitten eines Meeres von schrecklichen Tagen war dies die absolute Krönung. Bis vor wenigen Monaten schien Hannahs Welt so sicher und befriedigend zu sein. Je länger sie über ihr Leben nachdachte, je mehr fragte sie sich, warum sie damals nicht jeden Morgen vor Freude in die Luft gesprungen war. Damals hatte sie ihr Leben im Griff gehabt. Sie war selbstbewusst gewesen, hatte einen sicheren Job, einen Freund und ihre Familie. Heute wusste sie, dass nichts so war, wie es schien. Alles war mit einem Mal anders.
Der Name ihres berühmten Großvaters war ein Synonym für sexuelle Abnormität und die Zielscheibe unzähliger, ausnahmslos blöder Witze geworden. Ihr geliebter Freund Harrison hatte beschlossen, jeden Kontakt zu ihr abzubrechen. Alfie, ihre wahre Liebe und ihr Seelenverwandter, war weder wahrheitsliebend noch seelenverwandt. Ihre Mutter hatte ohne ersichtlichen Grund beschlossen, die Familie zu zerstören und ein eigenes Leben zu führen. Kitty, die mit Männern chronisch kein Glück hatte und immer bereit
Weitere Kostenlose Bücher