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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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aber Tatsache bleibt, dass sie ihre Kinder ebenfalls unglücklich machten. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie es je geschafft haben, drei Kinder zu zeugen. Weil ich mit Eltern aufgewachsen bin, die einander gehasst haben, habe ich mir geschworen, nie zu heiraten. Ich habe meinen Entschluss nie bereut. Ich bin mit Hogarth sicher glücklicher als viele meiner verheirateten Freundinnen mit ihren Männern. Meine Schwestern haben geheiratet und glauben jetzt irgendwie, ihr Status gibt ihnen das Recht, mich mit extremer Herablassung zu behandeln. Sie gehen davon aus, dass ich sie um ihre unattraktiven Männer und ihren abscheulichen Nachwuchs beneide.« Miss Fullock lächelte boshaft. »Ihnen ist vielleicht aufgefallen, dass ich das Buch Margaret und Virginia gewidmet habe, in der Hoffnung, es macht ihnen genauso viel Freude, es zu lesen, wie mir, es damals zu recherchieren. Ich gebe sogar zu, dass ich es ihnen in der ernsthaften Erwartung gewidmet habe, dass sie total schockiert sein würden.« Sie klatschte in die Hände. »Und sie sind es!« Sie warf Alberta einen scharfsinnigen Blick zu. »Aber Sie wollen natürlich etwas über Ihren Mann wissen.«
    Alberta nickte. »Diese Episode in der Schule – sie sieht … ihm so gar nicht ähnlich.«
    »Das ist lange her«, sagte Miss Fullock. »Ed war sehr jung. Wenn die Menschen jung sind, tun sie oft Dinge, die sie sich als Erwachsene nie träumen lassen würden.«
    Alberta griff nach den Zipfeln ihrer Jacke und begann sie zusammenzuflechten. »Miss Fullock«, sagte sie, »in Ihrem Buch schreiben Sie, dass Sie ihn in der Schule in Englisch unterrichtet haben. Sie schreiben, als er in die Oberstufe kam, haben Sie eine Affäre mit ihm begonnen. Sie schreiben, er habe Sie mit der Affäre erpresst, damit Sie ihm helfen, einen Aufsatz zu schreiben, mit dem er einen angesehenen nationalen Wettbewerb gewinnen wollte, einen Preis, der ihm helfen würde, in Oxford aufgenommen zu werden. Sie schreiben, kurz nachdem er dort angenommen worden war, habe er Ihnen eine Schachtel Pralinen geschenkt, und ich muss sagen, das ist das Einzige, was ich halbwegs glaubwürdig finde.«
    »Ich erinnere mich daran. Er schenkte mir eine Schachtel mit hellen und dunklen Pralinen, was mich besonders ärgerte, weil ich ihm mehr als einmal erzählt habe, dass ich nur Vollmilchschokolade mag.«
    »Es geht eigentlich nicht um die Schokolade …«
    » Mir ging es um die Schokolade!«
    »Ja, das glaube ich Ihnen, aber wirklich schlimm ist …, dass Sie schreiben, er habe Sie erpresst. Ich habe sehr viel darüber nachgedacht. Sind Sie sicher, dass Sie ihn nicht missverstanden haben? Ich meine, war es nicht möglich, dass Ed einfach nur Ihre Hilfe wollte und Sie vielleicht nur aus Spaß bedroht hat?«
    »Mrs. Granger …«
    »Alberta. Bitte nenne Sie mich Alberta.«
    »Er zeigte mir einen Zettel, Alberta. Darauf hatte er Zeitpunkt, Ort und detaillierte Berichte unserer Treffen notiert. Da war nichts misszuverstehen. Er sagte, wenn ich ihm nicht helfe, würde er den Brief dem Schulleiter zeigen.«
    »Das sieht ihm gar nicht ähnlich. Mir gegenüber hat er nie etwas davon erwähnt.«
    »Soweit ich mich erinnere, war Ihr Mann ausgesprochen gut darin, alles zu vergessen, an das er sich nicht erinnern wollte. Und er war einer der ehrgeizigsten Schüler, die ich je hatte. Wie ich in meinem Buch geschrieben habe, bin ich davon überzeugt, dass er heute einer unserer berühmtesten Politiker wäre, wenn er nicht so früh gestorben wäre.«
    »Aber wenn das stimmt – wenn er das getan hat –, dann ist das schrecklich .«
    »Ich war damals sehr wütend. Andererseits war es dumm von mir, mich überhaupt in so eine Lage zu bringen. Er war siebzehn. Er hat sich nur schlecht benommen, weil ich ihn gewähren ließ.«
    »Das ist keine Entschuldigung.«
    »Nein, aber es ist eine Erklärung.«
    »Das hilft mir nicht. Ich habe langsam das Gefühl, dass ich Ed überhaupt nicht kannte.«
    »Hat er Sie glücklich gemacht?«
    »Sehr.«
    »Das ist es, was zählt. Er hat Sie glücklich gemacht. Er war gut zu Ihnen . Wie gut kennt man den anderen? Wir sind alle ein Bündel von Widersprüchen. Menschen sind faszinierend, weil man sie unmöglich verstehen kann. Ich bin mir sicher, ein Grund für den Erfolg meines Buches ist, dass die Menschen sich nicht vorstellen können, dass eine unverheiratete Englischlehrerin gerne Sex hat. Ich schreibe ein neues Buch, wissen Sie.«
    »Wirklich? Wie wird es heißen?«
    »Ich hatte schon immer

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