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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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verhalten, den sie kannte.
    Sie hörte ihr Handy klingeln. Schnell holte Hannah es heraus und entspannte sich, als sie auf dem Display den Namen und die Nummer des Anrufers las.
    »Ich habe es gerade gehört«, sagte Alfie. »Es tut mir so leid. Du Arme. Ich wünschte, ich wäre bei dir. Wie geht es dir?«
    Und Hannah, die gedacht hatte, es ginge ihr gut, brach in Tränen aus.

8
    ~~
    Der namenlose Reiter
    H annah wusste nicht recht, was sie erwartet hatte: Eine Horde Paparazzi vielleicht oder eine schwarz gewandete Marma, die sich über den Schwertlilien die Augen aus dem Kopf weinte. Von Marma war nichts zu sehen, und der Garten war so friedlich wie immer. Als Hannah die Auffahrt entlangging, hörte sie das geschäftige Summen der Bienen, die den Blütenstaub aus dem Rittersporn saugten. In der Ferne gurrte träge eine Ringeltaube. Hannah blieb stehen, um eine grüne Libelle zu bewundern, die über den Rosen schwirrte, ehe sie in Richtung Teich davonflog und über dem von der Sonne gefleckten Wasser schwebte. Es kam ihr absurd vor, dass der Besitzer dieses pastoralen Idylls – der Großvater, mit dem sie auf dem Rasen Krocket gespielt hatte – erst gestern in einem zwielichtigen Bordell in Streatham gestorben sein sollte.
    Hannah läutete und hörte beinahe sofort die Stimme ihrer Großmutter: »Ich komme! Einen Moment!« Und dann, kurz darauf, ging die Tür auf, und da stand Marma, sommerlich fröhlich gekleidet, in einer cremefarbenen Bluse und einer braunen Leinenhose. »Hannah!«, rief sie. »Was für eine schöne Überraschung. Bleibst du länger?«
    »Nur eine Nacht, Marma, wenn es dir recht ist. Tony hat mich wegen Großvater angerufen, und ich wollte dich sehen.«
    »Wie süß von dir! Hast du schon zu Mittag gegessen?«
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Aha«, sagte Marma. »Komm erst mal rein.«
    Hannah folgte ihrer Großmutter in die Küche und blieb stehen, als sie zwei Männer und eine Frau am Tisch sitzen sah. Sie nahm die Kameras und die Notizbücher wahr und spürte, wie kalte Wut in ihr aufstieg, die sich noch steigerte, als einer der Männer sie anzüglich angrinste.
    »Sind das Freunde von dir, Marma?«, fragte sie.
    »Ich kenne sie überhaupt nicht, Süße«, sagte Marma.
    »Ich bin Moira Crewe«, stellte die Frau am Tisch sich vor. Sie schenkte Hannah ein strahlendes Lächeln, das jeden Zahn in ihrem Mund entblößte.
    »Christopher hat gesagt, ich soll nicht mit der Presse reden«, sagte Marma, »aber diese drei standen stundenlang vor dem Haus, und ich dachte, vielleicht wollen sie ja einen Kaffee.«
    Moira lächelte wieder. »Wir wollen in dieser Zeit der Trauer nicht stören …«
    »Es freut mich, das zu hören«, sagte Hannah.
    »Wir wollen nur kurz mit Lady Trussler sprechen.«
    Hannah runzelte die Stirn. »Warum?«
    Der Mann mit dem anzüglichen Grinsen sagte: »Hören Sie, Süße, das ist eine super Story. Die Leute wollen wissen …«
    »Sie haben sogar ein Recht darauf«, sagte der andere Mann. »Lord Trussler war eine Person des öffentlichen Lebens. Die Öffentlichkeit will wissen, was seine Frau zu sagen hat.«
    »Mein Großvater hatte sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Die Leute haben kein Recht darauf, etwas über sein Privatleben zu erfahren. Und Sie haben nicht das Recht, sich mit Tricks den Zugang zu diesem Haus zu verschaffen und eine arme, trauernde Witwe zu belästigen …« Sie warf einen Blick zu ihrer Großmutter hinüber, die eifrig Käse, Pastete und eingelegtes Gemüse aus dem Kühlschrank holte. »Sie hat gerade erst ihren Mann verloren und steht eindeutig unter Schock.«
    »Magst du Hummus, Liebes?«, fragte Marma.
    »Ja, gerne, Marma. Also …«, Hannah zog ihr Handy aus der Tasche, »wenn Sie nicht in einer Minute das Haus verlassen, werde ich Fotos von Ihnen machen und dafür sorgen, dass so viele Zeitungen wie möglich meinen persönlichen Bericht über die Jagd auf Lady Trussler bekommen.«
    »Hören Sie«, sagte Moira, »es gibt keinen Grund, pampig zu werden. Wir wollen nur …«
    »Ich fange jetzt an zu zählen«, sagte Hannah. »Eins … zwei … drei …«
    »Lady Trussler hatte nichts dagegen, dass …«
    »… zehn … elf … zwölf …«
    »Wir gehen …«, sagte Moira. »Wir gehen ja schon. Sie können aufhören.«
    »… achtzehn … neunzehn … zwanzig …«
    Der Mann griff nach den Taschen und folgte Moira aus der Küche und durch die Diele zur Haustür hinaus vors Haus. Hannah marschierte mit hoch erhobenem Handy hinterher und

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