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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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drei Blindgänger. Der Typ mit dem Schlips sah schon, als er kam, depressiv aus. Da hatte Erica noch gar nicht den Mund aufgemacht. Dem Mann mit dem Kordsamtjackett hat sie schreckliche Angst eingejagt, und der mit den Ohren war schwul.«
    »Philip ist schwul? Woher willst du das wissen?«
    Tony zuckte die Achseln. »Er mag Liza Minelli.«
    »Oh«, sagte Alberta. Sie gönnte sich einen großen Schluck Wein. »Ich fühle mich schrecklich. Die drei sind so nett. Und Erica hat sich furchtbar benommen! Tony, ich werde nie wieder versuchen, jemanden zu verkuppeln!«
    »Kann ich das auch schriftlich haben?«, fragte Tony.
    »Ich werde dir sagen, wie der Abend war«, sagte Alberta. »Es war, als würde Erica die ganze Zeit einen Schuss nach dem anderen loslassen. Niemand konnte sich entspannen. Selbst Lionel konnte es nicht erwarten, wegzukommen.«
    Tony grinste. »Es war allerdings ziemlich komisch. Wie in diesem Märchen, in dem die Eisprinzessin alle Bewerber der Reihe nach ablehnt.«
    »Es war nicht komisch«, widersprach Alberta lautstark. »Es war gruselig ! Es war der schlimmste Samstagabend meines Lebens! Und deine extrem lange Abwesenheit war nicht gerade hilfreich.«
    »Dann werden wir es nächsten Samstag besser machen. Bei einem einfachen Abendessen mit Dylan und Jacob und Mum und Dad.«
    »Oh«, sagte Alberta mit der vorsichtigen, neutralen Stimme, mit der sie immer sprach, wenn sie über ihren Stiefsohn redeten. »Ich hatte ganz vergessen, dass Dylan kommt.«
    Tony lachte auf. »Stell dir mal vor, Dylan wäre heute Abend hier gewesen. Ich glaube nicht, dass er und Erica sich gut verstanden hätten.«
    »Das will ich mir gar nicht ausmalen«, antwortete Alberta, doch prompt stand die Szene vor ihrem geistigen Auge. Und die Vorstellung, wie solch eine Begegnung verlaufen wäre, war so grauenhaft, dass sie glatt vergaß, Tony danach zu fragen, mit wem er so lange telefoniert hatte.

2
    ~~
    Echter Schneid
    A ls Hannah neun Jahre alt war, nannte sie ein Junge namens Robert Lee, der ein Gesicht wie ein Vogel Strauß hatte, Hühnerficker. Hannah hatte keine Ahnung, warum er das sagte. Sie hatte keinen Schimmer, was ein Hühnerficker ist, aber an seinem Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, dass es nichts Nettes war.
    Während eines unangenehmen Gesprächs mit Mr. Kennedy bei der Arbeit tauchte die Erinnerung daran wieder auf. Mr. Kennedy sah sie mit einem Ausdruck an, der dem Robert Lees gespenstisch ähnlich war, und warnte sie, dass zu viel Klugheit ebenso kontraproduktiv sei wie zu viel Dummheit. Wie damals bei dem abscheulichen Robert, hatte Hannah keinen Schimmer, warum er das sagte.
    Solche Mysterien waren in Hannahs Leben nichts Ungewöhnliches. In der Grundschule fand sie keine Freunde, machte sich aber häufig Feinde, aus Gründen, die sie nicht verstand. In der weiterführenden Schule war es anders, denn am ersten Tag lernte sie in Kitty eine Seelenverwandte kennen. Und Kitty, deren Zorn schrecklich war, wenn man sie provozierte, war den Peinigern, die Hannah seit ihrer Grundschulzeit begleiteten, mehr als gewachsen.
    Hannah wurde zwar nicht mehr so oft geärgert, aber Einladungen zu Partys blieben trotzdem aus. Sie grübelte oft über die Gründe für ihre Unbeliebtheit nach. Sie war natürlich klug, und, schlimmer noch, sie war nie gut darin, ihre Klugheit zu verbergen. Sie war ein hoffnungsloser Fall, wenn es darum ging, in der Klasse die Hand unten zu lassen, oder so zu tun, als wäre Gary Jessop aus der Klasse über ihr ein scharfer Typ.
    Doch eigentlich war sich Hannah ziemlich sicher, dass diese Schwächen nur zum Teil erklärten, warum sie ohne Kitty in der Schule faktisch wie eine Aussätzige behandelt wurde. Ihre Klassenkameraden spürten, dass sie anders war. Es hatte lange gedauert, bis Hannah das verstand, doch die Wahrheit war, dass ihre emotionalen Reaktionen, gelinde ausgedrückt, eigenen Regeln folgten. Wer sonst hüpfte vor Glück, nur weil er endlich den Sinn eines Shakespeare-Sonetts verstand? Wer sonst bekam beinahe drei Tage lang keinen Bissen herunter, nur weil Lucy Gale behauptet hatte, Hannahs Haare hätten die Farbe von Hundescheiße. Vor allem, wenn es offensichtlich nicht stimmte.
    Das letzte Jahr an der Schule wurde ihr von Martin Runner verdorben, einem Jungen, dessen unbeherrschte Launenhaftigkeit sie fälschlich für tiefe, romantische Gefühle gehalten hatte. Bei einer Gelegenheit lehnte er sich vor und murmelte: »Liebst du mich?«, und sie flüsterte: »Ja, ich liebe

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