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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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geraten schien. Er hatte ein ansteckendes Lächeln, bei dem sich sofort zwei Grübchen in den Mundwinkeln bildeten, und er und Hannah verstanden sich auf Anhieb. Sie fand ihn ausgesprochen attraktiv, bis sie, drei Stunden später, Russell kennenlernte.
    Das Gute an ihrer Beziehung mit Russell war, dass sie sich nicht auf eine Liebelei mit Harrison einließ. Sie hätten sich zweifellos nach wenigen Wochen wieder getrennt – keine Beziehung dauerte bei Harrison länger als ein paar Wochen. Stattdessen wurde und blieb Harrison ein wunderbarer Freund. Sie hatte keine Ahnung, warum Harrison sie mochte: Sie waren völlig unterschiedlich. Harrison war entspannt und unbekümmert und ausgesprochen gesellig. Er bestand darauf, sie zu Menschen mitzunehmen, die er mochte, und zu ihrer Überraschung amüsierte sie sich immer. Weil sie mit Harrison kam, der sie großartig fand, schienen seine Freunde sie auch zu mögen, und zum ersten Mal in ihrem Leben erlebte Hannah, wie es war, auf eine Party zu gehen, ohne wie gewohnt Angst vor Sticheleien zu haben.
    Ja, das Leben in Oxford hätte beinahe perfekt sein können, wären da nicht Russell und Ludovic gewesen, die beide blond und schön und unerwartet gemein waren.
    Russell war ein großer Student im zweiten Jahr, ein Star im Debattieren in der Oxford Union, dessen Charme und Selbstvertrauen sie anfangs fast umhauten. Als er, zwei Semester später, für das Präsidentenamt des Debattierclubs zur Wahl stand, hatte sie Verständnis dafür, dass seine Aufmerksamkeit ihr gegenüber deutlich abnahm – er hatte schließlich schrecklich viel zu tun –, und sie setzte sich im Wahlkampf für ihn ein, wann immer sie Zeit hatte. Eines Abends erklärte er ihr, das Mädchen, das für den Stellvertreterposten kandidierte, sei ja so charismatisch und klug und die perfekte Partnerin für ihn. Tags darauf fand die Wahl statt, und als man ihm am Ende einer langen Nacht mitteilte, dass er gewonnen habe, war Hannah mit Russell und seinen Freunden zusammen. Sie wollte gerade zu ihm gehen und ihm die Arme um den Hals werfen, als sie bemerkte, dass das Mädchen, das als seine Stellvertreterin kandidiert hatte, nicht nur genau das tat, sondern ihm auch noch einen Kuss von solch epischer Länge gab, dass er es wahrscheinlich ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft hätte. Sie wartete darauf, dass Russell sich löste, und erst als er es nicht tat, begriff sie, was er gemeint hatte, als er seine Stellvertreterin als eine perfekte Partnerin beschrieben hatte: Sie wardie perfekte Partnerin auch in anderen Dingen.
    Hannah war zutiefst gedemütigt und fühlte sich hundeelend, und als sie Ludovic kennenlernte, war sie froh, dass er überhaupt keine Zeit für Debattierclubs hatte. Ludovic hatte für viele Dinge überhaupt keine Zeit. Er hatte keine Zeit für Shampoo oder Small Talk, saubere Hemden oder Fernsehen oder Filme, die nicht die menschliche Existenz beleuchteten. Seine Lieblingsband war Radiohead, sein Lieblingsschriftsteller Jean-Paul Sartre, und er glaubte, nur dumme Menschen seien glücklich. Eigentlich war er ziemlich deprimierend. Als sie nach dem Examen eine Stelle bei Associated Metals bekam, erklärte er ihr, sie sei genauso konventionell und berechenbar in ihrem Tun wie in ihrem Denken.
    Es war Harrison, der sie da rausholte. Kurz bevor er nach Vietnam aufbrach, fragte er sie, ob sie sicher sei, dass sie mit jemandem zusammen sein wolle, der sie die ganze Zeit runtermachte. Es war eine klare Frage, und es gab nur eine Antwort darauf. Einen Monat nachdem sie nach London gezogen war, machte sie mit Ludovic Schluss. Jetzt, anderthalb Jahre später, konnte sie nicht glauben, dass sie es so lange mit ihm ausgehalten hatte.
    Harrison hatte Oxford direkt nach seinem Examen verlassen, um einen Job bei Oxfam in Vietnam anzutreten. Er schickte Hannah faszinierende E-Mails. Vietnam war offensichtlich durch die globale Erwärmung stärker bedroht als die meisten anderen Länder. Die Weltbank glaubte, dass ein Zehntel der kleineren und größeren Städte am Ende des Jahrhunderts durch den steigenden Wasserspiegel versumpfen würde. Harrisons Aufgabe war es, dabei zu helfen, die nationalen Frühwarnsysteme für Hochwasser zu verbessern.
    Eine Zeitlang hatte Hannah Angst, er würde für immer im Ausland bleiben, doch jetzt war er nach Hause gekommen. Seit drei Wochen war er wieder in London, aber sie hatte ihn erst einmal in einem Pub in Camden getroffen, und da musste sie ihn mit lauter alten Freunden von

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