Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)
errichtet?
Erscheint Cayamu?
Mir fröstelte bei diesen Gedanken. Ich fühlte eine innere Kälte, die jeden Winkel meiner Seele erfasste.
Ich taumelte, stützte mich gegen einen Felsen.
Dann erschien das Licht.
Es war strahlend blau und schoss aus den Augen des doppelgesichtigen Schädels heraus.
Gleichzeitig hörte ich eine Gedankenstimme in meinem Inneren. Maraguenes Stimme...
ERSCHEINT, IHR GÖTTER DES ALTEN VOLKES! ERSCHEINT UND HELFT EURER DIENERIN! ERSTEHT AUS DEN GRÄBERN IHR TOTEN ERHABENEN...
Es waren nur sehr schwache Gedankenimpulse, doch die Verzweiflung, die in ihnen mitschwang, war deutlich zu spüren.
Die blauen Lichtstrahlen zuckten aus dem doppelgesichtigen Schädel heraus. Sie trafen auf die Oberfläche des gallertartigen Wesens, unter dessen geistigen Schreien ich beinahe das Bewusstsein verlor. Die grünlich schimmernde, breiige Masse veränderte die Farbe. Sie wurde erst grau, dann schwarz. Die Außenhaut der gallertartigen Wesens platzte an vielen Stellen auf. Augenblicke später war nichts weiter, als die Lache einer zähen, öligen Flüssigkeit zu sehen, aus der vereinzelt Gasblasen emporstiegen und an der Oberfläche zerplatzten.
Tot!, dachte ich.
Ich konnte das Bewusstsein des Wesens nicht mehr wahrnehmen.
Gestalten aus Licht bildeten sich aus den Strahlen.
Azurblaue Schemen.
Die Toten Götter des Alten Volkes!, durchfuhr es mich schaudernd.
Ich versuchte, mich aufzurappeln.
Ashton wirbelte herum. Seine Haut begann golden zu schimmern. Er verwandelte sich in einen Geist der Sonne...
Die blauen Schemen hoben wie auf ein geheimes Zeichen die Hände.
DEIN FREVEL WIRD NICHT UNGESÜHNT BLEIBEN!
Ich hörte diese Worte nicht wirklich. Es war eine mentale Botschaft, die an Ashton gerichtet war, der sich jetzt in ein tierhaftes Wesen mit großem Maul und grauenerregenden Zähnen verwandelt hatte.
Grelle Strahlen, so weiß wie Platin, fuhren aus den Händen der blauen Schemen heraus und trafen auf das bronzefarbene Metall. Das Wesen, zu dem Ashton geworden war stieß einen knurrenden Laut hervor. Es stand wie erstarrt da und leuchtete hell auf, bevor er nach hinten geschleudert wurde.
Hart schlug er gegen die Felswand und rutschte an ihr hinunter.
Die Strahlen der Toten Götter verloschen.
Sie standen da, schweigend und regungslos. Keinerlei Konturen waren an ihnen zu erkennen. Es war unmöglich, sie zu unterscheiden...
Ich sah ihnen zitternd entgegen.
Ihre mentale Kraft war unvorstellbar groß. Ich schauderte.
Mir war klar, dass mein Leben in den Händen der Toten Götter lag, die aus dem Vergessen einer unglaublich fernen Vergangenheit emporgestiegen waren.
Ich atmete tief durch.
Der Puls schlug mir bis zum Hals.
Ich wandte mich herum und trat an Ashtons reglosen Körper heran. Die Maske bildete wieder sein Gesicht ab. Die Hände waren bronzefarben... Es dauerte einige Augenblicke, bis ich begriff, dass sein Körper sich veränderte. Das metallisch glänzende Gesicht bekam etwas Reptilienhaftes. Schuppen bildeten sich, die bronzefarbene Oberfläche lief dunkelgrün an. Zwei starre, tote Facettenaugen blickten mich an.
Seine wahre Gestalt!
Das ist nicht Ashton!, durchzuckte es mich.
Die Verwandlung ging noch weiter. Der eigenartige Körper wurde transparent. Das Monstrum entmaterialisierte. Es wurde durchsichtig und verschwand schließlich ganz.
Und die Toten Götter des Alten Volkes sahen schweigend zu.
Auch sie lösten sich langsam auf. Ihre azurblauen Schemen wurde immer schwächer, ehe sie binnen weniger Augenblicke ganz verschwanden.
Ein dumpfes Grollen war daraufhin in dem gesamten Felsmassiv zu hören. In den unendlich vielen Gängen, die die Natur in den Gestein getrieben hatte, hallte es wieder.
*
Maraguene sank zu Boden. Ihre Stimme verstummte, der doppelgesichtige Schädel mit leuchtenden blauen Augen rollte auf den steinernen Untergrund.
Gleichzeitig kamen die Maskenträger näher.
Ihr dumpfer Sprechgesang ertönte.
"Macanuet ketasarem Cayamu!", dröhnten sie.
"Maraguene!", rief Tom.
Sie lag zusammengekrümmt da.
Reglos.
Tot...
Er fasste sie bei der Schulter und wollte die Druidin herumdrehen... Das Grauen fuhr ihm in die Glieder, als er merkte, wie ihr Schulterknochen unter seinem Griff nachgab.
Vor seinen Augen zerfiel Maraguene.
In der nächsten Sekunde hielt er nichts weiter, als ihr Kleid in der Hand, gefüllt mit einigen Händen voll grauen Staubes.
Dietrich von Schlichten trat einige Schritte vor. Die bronzefarbene Maske
Weitere Kostenlose Bücher