Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)
eine Beschwörungsformel des sogenannten Alten Volkes!, dachte Tom. Wer immer sich unter dieser Bezeichnung letztlich auch verbergen mochte...
Maraguene atmete tief durch. Sie kniff ihre Augen zusammen, als würde sie große Schmerzen empfinden.
"Was ist los mit Ihnen..."
"Entladungen übersinnlicher Kräfte... Sie sind an diesem Ort besonders intensiv, weil sich auf Chateau Guraneaux eine ganze Reihe kosmischer Kraftlinien kreuzen..." Ein Ruck ging durch sie. Sie strich sich mit einer fahrigen Geste das ergraute Haar zurück. "Mit ihrer Freundin geschieht etwas Furchtbares, Tom. Aber wenn sie mir helfen, dann kann ich das Schlimmste vielleicht noch verhindern..."
"Wie ist Patti hier hinausgelangt, ohne, dass ich es bemerkt habe? Mein Gott, ich habe geschlafen, wie ein Stein..."
"Die Folge eines übersinnlichen Impulses."
"Aber..."
"Ich selbst habe ihn abgegeben...." Sie griff sich erneut an die Schläfe. Offenbar spürte sie gewaltige mentale Kräfte, gegen die sich selbst jemand mit ihrer Begabung kaum abzuschirmen wusste. "Jetzt hören Sie mir gut zu, Tom und unterbrechen Sie mich nicht. Das Leben Ihrer Kollegin kann davon abhängen, dass Sie mir jetzt genau folgen!"
"Okay!"
"Bis gerade stand ich unter der Kontrolle des ORDENS DER MASKE. Ich verrate Ihnen damit sicher nichts Neues - so wie wir auch darüber informiert waren, dass Sie nicht nach Chateau Guraneaux gekommen sind, um eine Reportage über mich zu machen - sondern um die Machenschaften des ORDENS aufzudecken! Mein Respekt. Sie haben großen Mut... Aber Sie sind nur Teil eines abgekarterten Spiels. Dietrich von Schlichten benötigt Miss Vanhelsings mentale Kräfte."
"Es geht um die Errichtung eines Tors zu Cayamus Welt, nicht wahr?"
"Erst später. Zunächst einmal geht es um die geistige Kontrolle über ein Monstrum, das von Schlichten mit Hilfe uralter Beschwörungen herangezüchtet hat... Ein schnell wachsendes, gallertartiges Wesen, das mit unglaublicher Geschwindigkeit wächst und eine Säure auszustoßen vermag. Wenn es ins Meer gelangt, verwandelt sich die Erde binnen kurzer Zeit in eine lebensfeindliche Welt... Es ist unersättlich und darauf aus, alles zu vernichten."
"Der Weltuntergang, den der ORDEN immer herbeizuführen suchte!"
"Es wird nur einige Monate dauern, bis sich die Ozeane in dampfende Säurebäder verwandelt hätten, von denen giftige Dämpfe aus die Atmosphäre in etwas verwandeln, was kein Mensch mehr atmen könnte."
"Das bedeutet, danach wäre die Zeit reif für das Erscheinen Cayamus..."
"So ist es... Kommen Sie, Tom! Wir dürfen keine Zeit verlieren. Nur auf Grund der Entladungen von übersinnlicher Energie konnte ich die Kontrolle über mich wiedererlangen, die ich verloren hatte, als ich zum ersten Mal die Maske aufsetzte..."
"Was haben Sie genau vor?"
"Ich wusste nicht, worauf ich mich wirklich einließ, als ich mich dem ORDEN DER MASKE anschloss. Ich ließ es zu, dass von Schlichten und seine Leute sich hier einnisteten und mich für Ihre Zwecke benutzten... Sie entweihten den Tempel der Götter des Alten Volkes. Und deren Rache wird furchtbar sein..."
*
Maraguene führte Tom durch die langen Korridore von Chateau Guraneaux.
Er folgte ihr durch das Labyrinth, das dieses Schloss für ihn darstellte. Aber Maraguene kannte sich hier mit traumwandlerischer Sicherheit aus.
Sie erreichten eine Wendeltreppe, die hinab in die Tiefe führte.
Sie stiegen hinab in die Dunkelheit, bis sie unten einen röhrenförmigen Gang erreichten.
Sobald sie ihn betraten, entzündeten sich wie von Geisterhand Fackeln an der Wand.
Der Gang mündete in einer Höhle, deren Anblick Toms Atem stocken ließ...
"Mein Gott!", flüsterte er, als sein Blick über die Schädel glitt, die in dem kuppelförmigen Gewölbe angebracht waren.
"Dies ist der Tempel der alten Götter", sagte Maraguene.
"Und wo ist Patti?"
"Tief unter uns - in der Höhle der Toten Götter... Wir müssen uns beeilen!"
"Was soll ich tun?"
"Mir helfen, wenn meine Kräfte versiegen..."
Ein furchtbarer Stöhnlaut drang von unten heraus. Die Schädel in der Kuppel begannen zu zittern und für einige Augenblicke erhob sich ein eigenartiger, schriller Gesang.
Tom fühlte sich an das Geräusch erinnert, das entstand, wenn der Wind über die Masten eines Yachthafens strich und dabei manchmal seltsame, klagende Laute verursachte.
Maraguene trat in die Mitte des Gewölbes.
Dorthin, wo früher das von einem Knochenkreis umgrenzte Feuer seinen Ort gehabt
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