Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Titel: Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Körper war noch immer von Eis überzogen, das ihn aber seltsamerweise nicht daran hinderte, sich zu bewegen. Es war auf geheimnisvolle Weise elastisch und passte sich seinen Bewegungen an. Sein Mund öffnete sich. Eiskalter Atem dampfte zwischen seinen blau angelaufenen Lippen heraus. Die Augen waren starr und weit aufgerissen.
    Der Untote hauchte mit einem an ein wildes Tier erinnernden Laut eine Fontäne seines Eisatems heraus, die Madison voll erfasste. Mit einem Zischen wurde Madisons Körper von einer dünnen Eisschicht überzogen. Seine Züge erstarrten, sein Gesicht wirkte wie eine Maske des Schreckens und die Haut verlor den letzten Rest an Farbe.
    Der zu unheimlichem Leben erwachte Tote aus der Cumberland Street ließ den Pathologen los.
    Dr. Madison sackte zu Boden.
    Mit einem harten, knackenden Geräusch kam der Eispanzer, der jetzt den gesamten Körper umgab auf den glatten Fliesen auf. An manchen Stellen zogen sich Sprünge und Risse durch die Eisschicht, die aber rasch wieder zusammenwuchsen. Es blieben helle, gezackte Linien übrig, die fast wie Adern wirkten.
    Dr. Madison lag völlig erstarrt da.
    Wie eine Statue, die den plötzlichen Tod versinnbildlichte.
    Ein Anblick des Grauens.
    Clansy wich mit schreckensbleichem Gesicht zurück. Der lebende Tote erhob sich von der Bahre, stieg über den am Boden liegenden Madison hinüber und wankte dann mit marionettenhaften Bewegungen auf Clansy zu.
    Nein!, durchzuckte es den Scotland Yard-Beamten. So etwas ist unmöglich...
    Er griff unter sein Jackett und riss die Dienstwaffe heraus.
    Eine sechzehnschüssige Automatic. Er packte die Waffe mit beiden Händen und zitterte leicht dabei.
    Clansy hatte weiche Knie.
    "Halt!", rief er.
    Die Antwort war ein dumpfes Stöhnen. Die in Klumpen aus Eis eingefrorenen Füße des Untoten schabten schlurfend über den Boden. Der Zombie hob die Arme. Eisatem dampfte ihm aus Mund und Nase heraus.
    Seine Augen hingegen hatten noch immer jenen Augenblick des Schreckens konserviert, als ihm selbst in der Cumberland Street das Unfassbare widerfahren war...
    "Stehenbleiben!", rief Clansy.
    Seine Stimme vibrierte dabei.
    Das Gesicht des Zombies wurde zu einer Maske der Gier.
    Er stolperte dem Inspector entgegen.
    Clansy schoss.
    Die Kugel traf den Zombie am Oberkörper, blieb aber in der Eisschicht stecken wie in Panzerglas. Einem Spinnennetz gleich gingen Risse in der Eisschicht von der Einschussstelle aus. Sie wuchsen vor Clansys Augen wieder zusammen.
    Der Inspector schoss ein weiteres Mal.
    Ein Ruck ging durch den Körper des Zombies.
    Aber auch dieser Treffer konnte den lebenden Toten keinesfalls stoppen.
    "Nein!", schrie Clansy, wich in Panik zurück, taumelte und schoss wie verrückt in Richtung der unheimlichen Gestalt, die sich unaufhaltsam näherte.
    Eine Fontäne aus eisigem Atem schoss dann aus dem Mund des Untoten heraus, begleitet von einem brüllenden, urtümlichen Laut, der so etwas wie unbändige Wut ausdrücken mochte.
    Der eisige Nebel erfasste Clansys Arm.
    Mit einer Mischung aus Unglauben und Entsetzen registrierte der Inspector, dass eine Eisschicht sowohl seine Pistole als auch seinen gesamten Arm bis zur Achsel überzogen hatte. Sein Arm war starr. Er konnte ihn genauso wenig noch bewegen, wie den Zeigefinger, mit dem er den Abzug der Pistole betätigt hatte.
    Eine Schrecksekunde verging.
    Der Zombie hatte Clansy erreicht.
    Das letzte, was der Scotland Yard-Beamte wahrnahm, war eine Wolke aus weißgrauem Nebel, die geradewegs aus dem halb geöffneten Mund des Untoten herausschoss.
    Dann war da nur noch Kälte.
     
    *
     
    Es war schon spät, als wir uns auf den Weg zum gerichtsmedizinischen Institut machten. Aber die Tatsache, dass der Tote aus der Cumberland Street sich möglicherweise - ebenso wie die beiden ermordeten Polizisten - in einen gefährlichen Eis-Zombie verwandeln konnte, ließ uns einfach keine Ruhe.
    Tante Lizzy recherchierte derweil unermüdlich in ihrem Archiv. Die in von Schlichtens Notizen erwähnten Zeichen des lebenden Todes hatten wir inzwischen gefunden. Sie waren im ersten Band der ABSONDERLICHEN KULTE verzeichnet und glichen tatsächlich jenen, die auf die Gräber an der Oxton Street aufgemalt worden waren.
    "Wenn du mich fragst, dann läuft alles auf den verschwundenen Dietrich von Schlichten hinaus", meinte Tom.
    "Möglicherweise ist er im Besitz eines vollständigen Exemplars des zweiten Bandes der ABSONDERLICHEN KULTE..."
    Ich nickte.
    "Ja, daran habe ich auch schon gedacht.

Weitere Kostenlose Bücher