Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)
Erinnerst du dich noch, als Tante Lizzy einen Empfang in ihrer Villa für ihn gab?"
"Ja, vor unserer Andenreise."
"Sie hat seine Meinung über die Existenz des ominösen zweiten Bandes herauskitzeln wollen, aber Dietrich von Schlichten ist dem Thema mehr oder weniger ausgewichen."
"Die Tatsache, dass der Autor der ABSONDERLICHEN KULTE sein Urgroßvater war, heißt ja auch noch nicht unbedingt, dass er mehr über ihn weiß, als eine akribische Forscherin wie deine Tante Lizzy."
"Richtig. Aber andererseits kann ich mir auch nicht denken, dass einen am Okkulten interessierten Mann wie Dietrich die Frage nach dem zweiten Band jemals losgelassen hat."
"Wie auch immer. Dietrich von Schlichten gehört zum ORDEN DER MASKE. Der ist unser Gegner. Und leider stehen wir ziemlich ohne Verbündete da!"
Wir fuhren über die Waterloo Bridge.
Auf der anderen Seite der Themse leuchteten die Lichter des Londoner Stadtteils Southwark schwach durch den Nebel hindurch.
Eine Viertelstunde später hatten wir das
gerichtsmedizinische Institut erreicht.
Der Parkplatz war so gut wie leer. Nur noch wenige Pkw standen hier. Wir stiegen aus. Ich blickte an den Fensterfronten des fünfstöckigen Gebäudes hoch. In einigen Bereichen des Instituts brannte noch Licht.
Wir gingen mit schnellen Schritten in Richtung des Eingangs.
Als wir dort ankamen, sahen wir sofort, dass hier etwas nicht stimmte.
In der Glastür befand sich ein großes Loch.
Es wirkte so, als wäre jemand einfach hindurchmarschiert.
"Sieht so aus, als kämen wir zu spät", meinte Tom düster.
"Mal den Teufel nicht an die Wand!"
Er stieg durch die zerstörte Scheibe hindurch. Ich folgte ihm. Überall in der Einganghalle waren Einschusslöcher zu sehen. Sitzgruppen waren durcheinandergewirbelt worden. Und dann fanden wir zwei tote Security-Leute. Ein feiner Eispanzer überzog ihre Körper. Ebenso ihre Dienstpistolen, die sie jeweils in der Rechten hielten.
Tom griff in die Innentasche seiner Jacke und holte sein Handy hervor.
"Wir müssen die Polizei verständigen."
"Tu das ruhig", sagte ich. "Aber ich glaube kaum, dass die hier irgend etwas auszurichten vermag..."
Ich hörte mit halbem Ohr zu, wie Tom sich mit Scotland Yard in Verbindung setzte. Hinter meinen Schläfen verspürte ich währenddessen wieder ein leichtes Pochen.
Gedankenimpulse erreichten mich wie aus weiter Ferne. Ich spürte sie nur ganz schwach, aber sie waren deutlich genug, um mir kalte Schauder über den Rücken zu jagen.
HUNGER...
Diese Empfindung glich dem Gedankenchor, den ich auf dem Friedhof an der Oxton Street wahrgenommen hatte, als die Zombies uns angegriffen hatten.
"Was ist, Patti?", hörte ich Toms Stimme wie durch Watte.
Ich drehte den Kopf.
"Sie sind hier...", murmelte ich. "Die Zombies..." Ich deutete auf die beiden Wachleute. "Ich meine nicht diese beiden. Sie sind noch nicht erwacht..." Ich presste den Ballen der linken Hand gegen die Schläfe.
In von Schlichtens Notizen hatte es keinerlei Hinweise darauf gegeben, wann die Opfer der Eis-Zombies selbst zu mordenden Bestien wurden. Aber offenbar war die Zeit, die bis dahin verging, unterschiedlich lang. Von welchen Faktoren das abhing blieb zunächst ein Rätsel.
"Die Polizei wird gleich eintreffen", meinte Tom.
"Dann sollten wir uns beeilen", meinte ich. "Wenn Barnes hier erst auftaucht, werden wir uns sicher nicht mehr umsehen können..."
Tom deutete auf die Kratzer auf dem Bodenbelag.
Möglicherweise stammten sie von den gefrorenen Füßen eines Eis-Zombies.
"Der Tote aus der Cumberland Street scheint durch die Tür geflohen zu sein. Die beiden Wächter kamen ihm dabei in die Quere", versuchte Tom das Geschehene zu rekonstruieren.
Ein markerschütternder, dumpfer Schrei ließ uns einen der langen Korridore entlangblicken, die von der Eingangshalle ausgingen.
*
Inspector Gregory Barnes brauchte kaum noch Schlaf, seit ihn eine unheimliche, übernatürliche Kraft erfüllte. Er stand am Fenster seines Büros bei Scotland Yard und blickte hinaus in die Dunkelheit. Kein Mond war in dieser nebelverhangenen Nacht zu sehen.
Für kurze Momente leuchtete in Barnes' Augen etwas auf.
Ein metallischer Glanz...
Barnes' Mundwinkel verzogen sich zu einem zynischen Lächeln.
Das Telefon schrillte.
Barnes drehte sich herum, machte einen schnellen Schritt und nahm ab.
"Ein Vorfall im gerichtsmedizinischen Institut?", echote er während das Lächeln erstarb und einem ernsteren Gesichtsausdruck platzmachte. "Ein
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