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Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Titel: Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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war. Später hatte ich eher den Eindruck, dass man mich in Pa Tam Ran erwartet hatte. Aber das kann natürlich auch eine Täuschung meinerseits sein..." Er blickte mich an. Ein Ruck ging dabei durch seinen Körper. "Ich frage mich, was das für eine Kreatur war, der wir gerade begegneten..."
    "Dem Relief in Kampong Thum nach ist es Ganandravan", meinte ich. "Ich hoffte, dass du darüber etwas mehr weißt..."
    "Ich?"
    "Hast du nicht ein Leben in jener Zeit gelebt, als Ganandravan verehrt wurde?"
    Tom schüttelte den Kopf.
    "Sein Kult war damals bereits nichts weiter als eine schwache Erinnerung an ferne Zeiten..."
     
    *
     
    Die Dämmerung legte sich wie ein grauer Schleier über den Dschungel. In Kürze würde es hier stockdunkel werden, denn vom Mondlicht drang nur wenig durch das hohe Geäst hindurch. Also versuchten wir die letzte Helligkeit dieses Tages zu nutzen, um voranzukommen. Der Stand der untergehenden Sonne war der einzige Orientierungspunkt.
    Tom war der Meinung, dass das Kloster von Pa Tam Ran einige Meilen Richtung Nordosten gelegen sein musste.
    Aber auch er hatte natürlich nur eine vage Vorstellung von der Lage des Klosters.
    "Das Kloster war umgeben von einer ganzen Reihe von älteren Ruinen", meinte Tom. "Wenn wir auf sie stoßen, gelingt es mir vielleicht, den Weg zum eigentlichen Tempel zu finden."
    Wir irrten weiter vorwärts und ich fragte mich, ob wir je wieder aus dieser grünen Hölle herausfinden würden. Unter anderen Umständen hätte mich die ständige Geräuschkulisse beunruhigt. Aber nun waren die Schreie der Affen, das Summen der Insekten und das Flügelschlagen von Vögeln etwas, das mich nur beruhigen konnte, schien es doch zu bedeuten, dass
    die schreckliche Kreatur, der wir begegnet waren, nicht in der Nähe war.
    Irgendwann hüllte uns die Dunkelheit derart ein, dass es keinen Sinn mehr machte weiterzugehen. Wir suchten uns einen Lagerplatz bei den großen, knorrigen Wurzeln eines riesigen Baums und lehnten uns aneinander. Toms Arm lag um meine Schulter herum und vermittelte mir das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Zumindest die Illusion davon. Abwechselnd schliefen wir einige Stunden lang. Wir durften auf keinen Fall beide zur gleichen Zeit schlafen. Schließlich konnte jederzeit die Kreatur aus dem Unterholz hervorbrechen und versuchen, ihren furchtbaren Hunger nach Lebensenergie an uns zu stillen...
    "Was weißt du noch über Ganandravan?", fragte ich Tom irgendwann nach Mitternacht, als wir beide eine Weile wach waren und den Geräuschen des Dschungels lauschten. "Du musst versuchen, dich an alles zu erinnern... an jedes Detail!"
    "Das versuche ich, Patti. Aber wie ich schon sagte: In jener Zeit, als ich hier lebte, erinnerte man sich bereits kaum noch an diese Gottheit. Sie und ihre Diener waren zu Schreckgestalten der Sage geworden, mit denen man ungehorsamen Kindern drohte."
    "War jenes Wesen, das wir gesehen haben, Ganandravan selbst - oder einer seiner Diener?"
    "Ich weiß es nicht. Patti, das einzige, was den Kult von Ganandravan mit diesem Ungeheuer in eine vage Verbindung bringt, ist die Darstellung auf dem Relief in Kampong Thum."
    "Und meine Visionen", ergänzte ich. Wir schwiegen eine Weile.
    Äste knackten. Allenfalls als flüchtige Schatten wahrnehmbare Nachtjäger gingen auf Beutefang. Der tropische Regenwald, dieses einzigartige Gewimmel aus einer Überfülle tierischen und pflanzlichen Lebens kannte keine Ruhezeiten.
    "Warum nennt man Ganandravan den Bringer der Seelenverlorenheit?", fragte ich.
    "Weil es für diejenigen, die ihm zum Opfer fallen, keine Wiedergeburt gibt. Ihre Seelen werden aufgesogen und zu einem Teil Ganandravans. Es gibt keinen Weg zur Erleuchtung im Nirvana mehr, wie der Buddhismus ihn vorsieht, keine Befreiung vom Leiden. Nur immerwährende Qual und Verdammnis..."
     
    *
     
    In den frühen Morgenstunden setzten wir unseren Weg fort. Der Wald dampfte förmlich. Nebelschwaden bildeten sich und wirkten wie eigenständige, vielarmige Wesen.
    Wir hatten Hunger, vor allem aber Durst. Tom wusste einigermaßen darüber Bescheid, welche der zahlreichen Früchte und Beeren essbar waren und aus welchen Pflanzen man den Saft herauspressen konnte, um ihn zu trinken. In seiner Zeit in Pa Tam Ran hatten ihm die Mönche einiges darüber beigebracht.
    "Ein First Class Menu war das zwar nicht gerade, aber ich denke, es hat den Magen beruhigt", meinte ich.
    "Die Mönche von Pa Tam Ran leben seit Jahrtausenden von nichts anderem, als dem, was die

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