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Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Titel: Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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meinte Dr. Skull. "Aber zögern Sie es nicht hinaus..."
    "Das werde ich nicht!"
    Ich wandte mich Tom zu, berührte mit den Fingerspitzen seine Schläfen und versank mit meinem Blick in den ruhigen, meergrünen Augen. "Ich habe so etwas noch nie getan, Tom, aber hier, an diesem Ort, so nah an einem kosmischen Knotenpunkt, müsste es möglich sein..."
    "Ich hoffe, du weißt, was du tust..."
    "Ja, das weiß ich. Vertrau mir - und Meister Heng Tem." Tom sah mich überrascht an.
    Dann schloss er die Augen, als ich mit meinen mentalen Fühlern seinen Geist berührte. Ich hatte das nie zuvor getan. Immer waren es andere gewesen, die versucht hatten, mit mir in einen übersinnlichen Kontakt zu kommen. Und diese anderen hatten stets über weitaus größere mentale Kräfte verfügt als ich.
    Für einen Moment, der mir wie eine Ewigkeit vorkam, war ich Tom Hamilton so nah, wie nie zuvor irgend einem Menschen... Die Flut der Bilder und Eindrücke war so überwältigend, dass
    ich darüber beinahe die Besinnung verlor. Bilder aus Dutzenden, ja, Hunderten verschiedener Leben. Eindrücke aus Zeiten, die so fern waren, dass sich keine Überlieferung auch noch so dunkel an sie erinnerte. Es war nicht leicht, sich gegen diese Flut zu wehren, sie zu filtern und sich genug dagegen abzuschirmen.
    Eine Gedankenflut, in der man ertrinken konnte. Ich taumelte, als ich mich zurückzog und den Kontakt unterbrach. An der grauen Wand musste ich mich abstützen. Einige Augenblicke drehte sich alles vor mir.
    Dann blickte ich Tom an, der etwas verstört wirkte.
    "Erinnerst du dich wieder?", fragte ich.
    "Ja", murmelte er.
    Mir wäre es unmöglich gewesen, eine einzelne Erinnerung, ein einzelnes Bild oder auch nur einen Gedanken aus dem, was ich in Toms Geist gesehen hatte, wiederzugeben. Da waren nur diese diffusen Eindrücke. Aber die hypnotische Barriere hatte ich mit einem gezielten Impuls beseitigt. Ich hoffte es zumindest.
    Tom fasste sich an die Schläfe.
    Dann trat er seitwärts. Er berührte eine ganz bestimmte Stelle in der Wand, die keinerlei Besonderheiten aufzuweisen schien, drückte beide Handflächen nebeneinander darauf und verharrte einen Augenblick. Nichts geschah. Dr. Skull verzog misstrauisch das Gesicht. Er legte die Maske an, die sich mit einem Zischen wie eine zweite, metallene Haut an sein Gesicht schmiegte. Ein metallischer Glanz überzog seine Hände. Augenblicke vergingen, erfüllt von furchtbarem Schweigen. Dann bildete sich um Toms Hände herum ein unregelmäßiges Siebeneck aus purem Licht. Ein dumpfes Geräusch ertönte. Es musste von unterhalb des Tempels kommen, aus irgendwelchen düsteren Gewölben, die sich möglicherweise in der Tiefe befanden.
    Die Mauer, die bislang den Zugang zum Inneren des Tempels versperrt hatte, senkte sich ächzend in den Boden hinein. Oben entstand ein Spalt. Licht drang daraus hervor. Eigenartiges, grünlich schimmerndes Licht.
    Dr. Skull starrte ungeduldig auf das, was vor seinen Augen geschah. Für einen kurzen Moment nahm seine Maske tierhafte Züge an. Wülste bildeten sich über den Augenbrauen, und ein Knurrlaut kam unter dem Metall der Maske hervor. Doch dann überwogen wieder die menschlichen Merkmale. Die Metallmaske bildete seine Züge so perfekt nach, wie es ansonsten nur eine zweite Haut vermocht hätte.
    Schließlich war die Mauer gänzlich in einer etwa zwei Hand breiten, sehr exakt gearbeiteten Bodenspalte verschwunden. Das Bild, das sich uns bot, war geradezu fantastisch. Hunderte von Götterstatuen blickten uns entgegen. Jede dieser Statuen wurde von einer grünlich leuchtenden Aura umgeben, die an eine besonders starke Fluoreszenz erinnerte.
    Dr. Skull wandte den Kopf an seine Getreuen, deren Masken inzwischen tierhafte Züge angenommen hatten.
    "Tötet sie!", zischte er.
     
    *
     
    In der nächsten Sekunde stürzte sich ein Dutzend Geister der Sonne auf uns. Ein wildes Fauchen erfüllte das Gewölbe des Tempels. Mit aufgerissenen Mäulern schnellten sie auf uns zu, bereit, uns im nächsten Moment buchstäblich zu zerreißen.
    Tom ergriff einen der Zebu-Knochen auf dem Boden und wirbelte ihn durch die Luft. Er warf sich dem ersten Geist der Sonne entgegen und versetzte ihm einen Schlag. Der Maskenträger packte den Zebu-Schenkelknochen und entriss ihn Tom.
    JETZT!
    Es war die Gedankenstimme von Meister Heng Tem, die ich wahrnahm.
    Ich schloss für eine Sekunde die Augen.
    Jetzt!, dachte ich. Jetzt oder nie... Ich nahm alles an übersinnlicher Energie zusammen und

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