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Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Titel: Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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übermächtigen Gottheit am Himmel. Das nahe Meer rauschte, das die Felsen umspülte, auf denen das Chateau einst errichtet worden war.
    Ein Ort, wie geschaffen, um sich zu verbergen, dachte ich.
    Eine kleine Festung, die in der Vergangenheit schwer zu erobern gewesen sein dürfte.
    Die Häuser waren schmucklos. Mir fiel auf, wie klein die Fenster waren.
    Der Eingang des Haupthauses öffnete sich und im Schein der spärlichen Beleuchtung sah ich einen fast haarlosen Mann mit faltiger, beinahe pergamentartiger Haut und abstehenden Ohren. Er ging gebeugt und war gekleidet wie ein Butler.
    Seine Augen waren rot gerändert, der Blick unruhig.
    Ich fragte mich, wie alt er sein mochte.
    Vom optischen Erscheinungsbild her hatte ich den Eindruck, das verfallene Gesicht eines mindestens hundertjährigen Greises vor mir zu haben. Aber sein Gang strafte mich Lügen.
    Seine Schritte wirkten durchaus sicher.
    Er musterte uns kurz.
    "Mein Name ist LaFayette. Ich bin der Majordomus dieses Hauses", erklärte er. "Und ich war es schon, als der Conte de Guraneaux noch hier residierte..." Sein Englisch klang ein wenig gestelzt - aber ich vermutete, dass er sich in seiner Muttersprache wohl ähnlich auszudrücken pflegte. Es schien einfach seinem Charakter zu entsprechen. "Mademoiselle Maraguene lässt sich entschuldigen. Sie wird Sie später empfangen... Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich Ihnen daher zunächst Ihre Quartiere zeigen."
    LaFayette wandte sich an Pierre Van Tho.
    "Vielleicht wären Sie beim Gepäck behilflich, Pierre..."
    "Selbstverständlich", murmelte dieser mit unbewegtem, starrem Gesicht.
    "Ist nicht nötig", mischte ich mich ein. "Wir schaffen das schon selbst..."
    "Ich bestehe darauf!", erklärte Pierre. Er steckte die Hand aus. "Sie können mir Ihren Wagenschlüssel ruhig geben. Oder vertrauen Sie mir nicht?"
    Tom sah mich zögernd an, bevor er Pierre schließlich die Wagenschlüssel gab.
    Wir folgten LaFayette ins Haus.
    Ein kalter Modergeruch haftete den dicken, grauen Mauern an. Wir gelangten in einen großen Empfangsraum.
    Ein gewaltiges Relief war in eine der Wände gemeißelt worden. Es stellte einen zweigesichtigen Totenkopf dar...
    "Mein Gott, was ist das?", stieß ich hervor.
    "Das Antlitz eines jener Götter, die das Alte Volk verehrte", gab der Majordomus bereitwillig Auskunft.
    "Altes Volk?", echote ich. "Sprechen Sie von den Kelten?"
    "Nein. Das Alte Volk existierte lange davor. Die Kelten übernahmen nur einige seiner Legenden und Mythen... Nicht einmal der wahre Name dieses Volkes ist überliefert."
    "Hat Maraguene dieses Relief hier in den Stein einarbeiten lassen?"
    "Es geschah auf Mademoiselle Maraguenes Rat hin, aber veranlasst hat es der letzte Conte de Guraneaux. An genau diesem Ort befindet sich ein wichtiger Punkt, an dem kosmische Energielinien sich kreuzen..."
    Jetzt mischte sich Tom Hamilton ein und fragte: "Sie sind von der Lehre dieser Maraguene überzeugt?"
    Ein mattes Lächeln flog über das so unsagbar alte Gesicht LaFayettes. "Ich weiß, dass jedes Wort, das sie sagt, stimmt..."
    "Sie hat die Kraft, Kranke zu heilen?", hakte Tom nach.
    "Dem letzten Conte de Guraneaux schenkte sie viele wertvolle Lebensjahre. Und auch ich habe meine Zeit längst überschritten... Wenn sie nicht wäre, würde ich längst in einem kalten, von Würmern und Maden bevölkerten Grab liegen..." Er kicherte in sich hinein. Seine rotgeränderten Augen verdrehten sich dabei auf groteske Weise, so dass für einige Momente lediglich das Weiße sichtbar war. Ein Muskel zuckte dabei unruhig in seinem faltigen Gesicht mit seiner fast mumienhaften, pergamentartigen Haut.
    Das Kichern erstarb so urplötzlich, wie es begonnen hatte.
    LaFayette machte ein Zeichen mit seiner knorrigen Hand.
    Die Knöchel traten durch die dünne, beinahe durchsichtige Haut hindurch und man glaubte immer, dass sie zittern müsste.
    Aber das tat sie nicht.
    "Kommen Sie!", sagte er.
    Ashton wandte sich kurz an mich. "Wir sehen uns später beim Diner, Patti!"
    "Ja", flüsterte ich.
     
    *
     
    LaFayette führte uns eine breite Treppe hinauf. Unser Quartier lag in einem Nebenflügel des Haupthauses. Durch die schmalen, hohen Fenster konnte man hinaus auf das Meer blicken, wo sich graue Nebelwände aufgetürmt hatten. Ein imposantes Panorama.
    "Ich hoffe, die Räumlichkeiten sagen Ihnen zu..."
    "Sie haben gewusst, dass wir privat liiert sind?", fragte Tom Hamilton an LaFayette gewandt. "Sie haben uns nicht einmal gefragt, ob wir vielleicht

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