Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)
lieber in Einzelzimmern nächtigen würden."
Der eigenartige Butler verfiel wieder in sein irres Kichern, bevor er meinte: "Ihr Kollege Mr. Field meinte, dass Sie ein Zimmer bevorzugen würden."
Tom hob die Augenbrauen.
"So, hat er das?" Er atmete tief durch. "In diesen Gästezimmern bringen Sie also auch jene Leute unter, die bei Maraguene Heilung suchen..."
"Das Chateau verfügt über eine ausreichende Zahl von Gästezimmern", erklärte LaFayette.
"Können Sie uns auch das Zimmer zeigen, in dem Jason Matthew wohnte?", hakte Tom nach.
In LaFayettes rotgeränderten Augen flackerte es unruhig.
Er presste die dünnen, aufgesprungenen Lippen aufeinander.
Sein Gesicht wirkte jetzt sehr eingefallen und noch um ein Vielfaches älter.
"Mr. Matthews war doch hier", stellte Tom fest.
Das Lächeln des Butlers war matt und wirkte etwas nervös.
"Es waren so viele hier...", murmelte er. "Wer erinnert sich schon an ihre Namen, Monsieur Hamilton? Sicher nicht ein vom Alter gebeugter Mann wie ich..."
Das irre Kichern, das dann folgte, machte Tom sofort klar, dass es sinnlos war, noch weiter nachzufragen.
Pierre Van Tho kam jetzt mit unseren Koffern. Er stellte sie vor den großen, schweren Eichenschrank. Dann wandte er sich zu uns herum, deutete eine Verbeugung an. "Ich hoffe, dass Ihr Aufenthalt hier Ihnen noch lange in Erinnerung bleibt", sagte er.
Ich nickte nur.
Und LaFayette erklärte: "In einer Viertelstunde wird das Diner angerichtet sein... Es wird Ihnen an nichts fehlen."
*
Während ich meine Sachen auspackte, bemerkte ich, wie Tom die Wände absuchte.
"Was machst du?", fragte ich.
"Ich frage mich, ob es hier Abhörgeräte gibt..."
"Wo sollte man die an diesen kahlen Wänden unterbringen?"
"Die können sehr klein sein, Patti!"
"Ich glaube, weder der ORDEN DER MASKE, noch Maraguene ist auf derart primitive Mittel angewiesen", war ich überzeugt.
"Wer sagt es denn!", rief Tom triumphierend. Er hatte sich auf einen Stuhl gestellt und war in einer Lampe fündig geworden. Die Wanze war kaum größer als ein Fingernagel. "Es sind doch immer dieselben Stellen, Patti. Ich kenne das noch aus meiner Zeit als Agentur-Korrespondent. Es gibt Länder, in denen Reporter grundsätzlich abgehört werden - wenn nicht gerade Stromausfall herrscht."
Tom stieg von dem Stuhl herunter. Ich sah ihn nachdenklich an.
"Ich habe das Gefühl, in eine Falle hineingelaufen zu sein", murmelte ich und schmiegte mich an ihn. Er legte seine Arme um mich. "Vielleicht war es ein Fehler, hierher zu kommen..."
"Es ist die erste Spur dieses ORDENS seit langem..."
"Ja, ich weiß..."
Fünf Minuten später klopfte es an der Tür. Pierre Van Tho holte uns zum Diner ab.
Er ging voran, wir folgten ihm durch den spärlich erleuchteten Korridor.
"Van Tho - das ist ein vietnamesischer Name", stellte Tom fest.
"Meine Eltern kommen aus Indochina", sagte Pierre. "Sie kennen Vietnam?"
"Kennen ist zu viel gesagt", meinte Tom. "Ich war einige Male als Reporter dort."
Pierre führte uns in einen großen Saal, der als eine Art Salon diente, für diesen Zweck allerdings bei weitem zu groß war.
Die Steinwände strahlten Kälte aus, und ich fühlte mich unbehaglich an diesem Ort.
Der Raum war sehr hoch, fast so hoch wie das Schiff einer Kathedrale.
Ashton Taylor erwartete uns. Er war nicht allein. Eine Gruppe von einigen Männern und Frauen stand um ihn herum. Sie blickten allesamt in unsere Richtung. Und LaFayette reichte ein Tablett mit dem Aperitif herum.
Ashton näherte sich.
"Hier residierten einst die Herren von Chateau Guraneaux", sagte er. "Man kann sich gut vorstellen, dass dieser Raum einen eindrucksvollen Thronsaal abgab..."
"Allerdings", musste ich zustimmen. "Wo ist Maraguene?"
"Wir werden noch ein paar Augenblicke auf sie warten müssen", erklärte Ashton. "Eine beeindruckende Persönlichkeit, soviel kann ich dir vorab verraten. Und außerdem wirst du noch einen weiteren Bekannten hier wiedertreffen. Professor Dietrich von Schlichten..."
Ich merkte, dass Ashtons Blick mich genau fixierte.
Ich musste unwillkürlich schlucken.
"Du bist nicht überrascht", stellte der Privatdetektiv dann fest. Seine Stimme hatte noch immer dieses einzigartige, samtene Timbre. Aber der geradezu hypnotische Zauber, der darin früher für mich gelegen hatte, war verflogen.
"Ich bin nur müde", sagte ich.
"Dann wäre ein Espresso jetzt vielleicht das Richtige - und nicht dieser Sherry! LaFayette wird dir gerne eine Tasse zubereiten. Er
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