überSINNLICHE Nächte - überSINNLICHE Nächte - Wild Nights
sie die Schatten ab und hielt nach dem Ende der Baumreihen Ausschau. Sie musste inzwischen einige Meilen zurückgelegt haben. Wie weit war es noch bis zum Vergnügungsviertel? Sie musste dorthin gelangen. Das Viertel war der einzige Ort, wo sie an Samhain vielleicht in Sicherheit war. Dort kannte sie die einzelnen Gärten. Und die Gärten kannten sie. Hier draußen in dieser bestimmten Nacht hatte Bryce die Oberhand.
Während sie rannte, rüttelten und schüttelten sich die Büsche hinter ihr. Waren das umherziehende Geister oder die Simulacra, die ihr noch auf den Fersen waren? Ein Angstschauer durchrann sie, als sie wieder daran dachte. Bryce hatte sich der Nekromantie zugewandt. Mithilfe seiner Erdmagie hatte er Seelen aus der Geisterwelt herausgerissen und mit ihnen Simulacra erschaffen. Sie würden nicht eher ruhen, bis sie seinen Befehl erfüllt hatten, sie zu fangen.
Endlich durchbrachen weiße Lichter das sich lichtende Blätterdach. Das musste das Vergnügungsviertel sein! Bei der Aussicht, endlich anderen Menschen zu begegnen, wurde ihr leichter ums Herz. Doch als sie den Wald verließ, blieb Alana wie angewurzelt stehen. Eine Herde Púca strömte auf die Lichtung und versperrte ihr den Weg. Sie schnaubten und wieherten. Ihre Stimmen klangen schrill und boshaft. Wenn sie Alana entdeckten, säße sie für den Rest der Nacht fest. Schlimmer noch: Es wäre Bryce vielleicht möglich, die Púca zu zwingen, Alana zu ihm zu bringen.
Lange, grauenvolle Minuten verstrichen, ehe die Herde Púca endlich verschwand. Alana wartete noch eine Weile, bis sie ganz sicher war, dass die Piica fort waren. Sie lauschte angestrengt, ob sie noch etwas hörte. Ihr Herz schlug noch immer bis zum Hals, weil sie nur knapp der Katastrophe entgangen war. Sie steuerte schnurstracks auf die blinkenden Lichter zu, die hinter einer weiteren Reihe Strauchwerk auf sie warteten.
Die hohe Ilexhecke drehte sich unter ihrer Berührung und machte ihr Platz, sodass sie den Gehweg erreichte, ohne sich an den dornigen Blättern zu verletzen. Dahinter breitete sich das Vergnügungsviertel in seiner ganzen lärmenden und hell erleuchteten Pracht aus. Die breiten Straßen waren erfüllt mit dem lärmenden Getümmel der Lustbarkeiten und versprachen ihr Sicherheit.
Angesichts dieses Anblicks atmete sie erleichtert auf. Ihre Knie wurden weich, fast wie Wasser, sie zitterten nach ihrem langen Lauf.
Aber bevor die Hecke sich wieder hinter ihr schließen konnte, betrat ein Simulacrum den offenen Platz. Sie waren ihr dicht auf den Fersen! Einen Herzschlag lang konnte sie sich nicht bewegen. Die Simulacra konnten doch bestimmt nicht das Vergnügungsviertel betreten, wenn es von so viel sexueller Energie aufgeladen war, oder? Feuermagie wirkte Erdmagie entgegen. Licht versus Dunkelheit. Leben gegen Tod.
Aber sie konnte sich nicht darauf verlassen. Wenn sie das nicht aufhielt, dann musste sie sie abhängen.
Alana warf sich ins Getümmel. Sie hoffte, die Lebenskraft der Menschen verbarg sie vor den Simulacra. Irgendwie musste sie es schaffen, die Brosche vor Bryce zu schützen. Er durfte nicht gewinnen.
Colin lehnte sich in dem Ledersessel zurück. Er trank förmlich die fieberhaften Empfindungen, die durch die Luft waberten. Die Nacht von Samhain war wirklich der beste Zeitpunkt, um das Vergnügungsviertel zu genießen. In dieser Nacht waren die Regeln des Anstands außer Kraft gesetzt und machten den ursprünglichen Feierlichkeiten Platz, mit denen man das Leben feierte. Dieses erotische Fest, mit dem man den Göttern und Geistern, die über die Erde wandelten, huldigte, ermutigte selbst Amateure, sich auf die Bühne zu stellen und alles zu zeigen. Die daraus resultierende Erregung und die Leidenschaft waren für Feuermagier eine berauschende Mischung.
Auf der Bühne beendete gerade eine besonders vollbusige Blondine ihren Tanz. Sie streifte ihren winzigen Bikini herunter und gewährte den Männern, die zu ihren Füßen standen, einen besonderen Anblick. Ein Trommelwirbel begleitete ihre fließenden Bewegungen, und Jubel kam auf, als sie sich spielerisch wand und großzügig zeigte, was sie hatte.
Colin stellte das Glas ab. Er applaudierte ebenfalls. Die gesunde Lust, die vom Boden aufstieg, war besser als ein Schluck purer Single Malt Whiskey. Die pure Kraft durchströmte ihn und war so gehaltvoll und mitreißend, so feurig und mit schierem Mut angereichert. Eine letzte Ladung, die er in sich aufnahm und die ihn bis Neujahr durch die Dunkelheit
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