Überwacht: S.M.A.R.T. - virus inside (Thriller) (German Edition)
Gespräch schnell zu Ende, da er Schritte auf sich zukommen hörte. Gleich neben ihm befand sich ein Abstellraum, dessen Tür nicht verschlossen war. Den nutzte er, um sich dort zu verstecken und zu warten, bis Doktor Krakovsky den Überwachungsraum wieder verlassen würde.
29
Hannover
Freitag, kurz vor Mittag
»Was wünscht die Dame?«, fragte der Kellner, als er auf Loreen zukam.
»Ich hätte gern ein Glas Milch. Aber bitte fettarm!«, antwortete sie und fügte noch hinzu, »Und bitte kalt.«
»Wie?«
»Milch. Kalte Milch«, wiederholte Loreen.
»Keine Ahnung, ob wir so etwas überhaupt haben«, murmelte der Kellner vor sich hin und verließ kopfschüttelnd den Raum. Offensichtlich gehörte Milch nicht zu den Getränken, die er üblicherweise zu servieren hatte.
Der junge Mann stellte sich wieder neben die Tür und drehte seinen Kopf demonstrativ zur Seite. Trotzdem behielt er sie die ganze Zeit im Auge und folgte jeder ihrer Bewegungen.
Loreen wartete noch eine Zeit ab, dann rief sie ganz aufgeregt, »Sie muss aber unbedingt laktosefrei sein! Du musst es gleich noch dem Kellner sagen!«
»He?«, fragte der Wächter, verdrehte dabei ganz eindeutig seine Augen und machte ein Gesicht wie ein kleines Kind, dem man versucht, etwas über höhere Mathematik zu erzählen.
»Ich vertrage nur laktosefreie Milch. Ist so etwas wie eine Allergie ...«, versuchte Loreen ihm zu erklären, doch sie konnte seinem Gesichtsausdruck entnehmen, dass er kein Wort davon verstand.
»Kapierst du nicht, was ich sage?«, stöhnte sie genervt, »Ich werde von normaler Milch krank. Willst du etwa, dass ich mich gleich hier im Zimmer übergebe?«
»N...n...nein. A...aber ...«
»Dann lauf jetzt schnell zu dem Kellner und sag ihm das. ... Na los! ... Und denk dran: laktosefrei!«
Loreen musste etwas schmunzeln, als der junge Mann, wenn auch etwas widerwillig, den Raum verließ, um dem Kellner hinterherzulaufen. Sie wunderte sich sogar etwas über sich selbst, wie abgebrüht sie den zugegebenermaßen nicht gerade sehr hellen Wächter herumkommandierte. Und das Beste daran war, dass er ihr sogar gehorchte.
Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, holte sie das Handy aus ihrer Tasche. Das kleine Notfalltelefon war mit ihrem Smartphone synchronisiert, sodass sie auch damit feststellen konnte, ob irgendwelche Anrufe auf ihrem Telefonanschluss eingegangen waren.
Auf dem kleinen Display war eine ganze Liste von Telefonnummern zu sehen, von denen in den letzten Stunden versucht worden war, bei ihr anzurufen. Einige der Nummern kannte sie gar nicht, doch die Meisten der Anrufversuche waren von einem einzigen Mobiltelefon ausgegangen - von dem von Juri Krasnikov.
Immer und immer wieder musste er in den letzten Stunden und Tagen versucht haben, sie anzurufen. Zum Glück war das Notfalltelefon die ganze Zeit auf stumm geschalten gewesen, sonst hätten ihre Entführer es bestimmt entdeckt und ebenfalls weggenommen. Sofort und ohne zu zögern wählte sie Juris Nummer. Er würde ihr ganz bestimmt helfen, da war sie sich sicher.
Das Telefon klingelte zwar, aber niemand nahm ab. Da Loreen bereits wieder Schritte in der Nähe der Tür hörte, legte sie auf und steckte das kleine Handy in ihre Socke, um sicherzugehen, dass es bei ihr nicht entdeckt würde.
Die Geräusche an der Tür wurden lauter und kurz darauf öffnete sie sich. Doch anstatt des Kellners oder ihres etwas minderbemittelten Bewachers trat eine zierliche Frau in das Zimmer. Ihrer Kleidung nach musste sie wahrscheinlich eine Reinemachefrau sein. Das blonde, hochgesteckte Haar war größtenteils unter einer weißen Kappe verborgen. In der Hand trug sie einen etwas altertümlich wirkenden Staubwedel.
Als sie Loreen erblickte, schreckte sie zurück. Mit einer leichten Verbeugung entschuldigte sie sich.
»Entschuldigen sie, gnädige Frau. Ich wusste nicht, dass der gnädige Herr netten Damenbesuch hat.«
»Ich bin erstens nicht gnädige Frau und auch kein netter Damenbesuch«, fuhr Loreen die Frau schroff an, »Und ihr gnädiger Herr ist nichts anderes als ein mieser Entführer, der mich hier gefangen hält.«
Loreen spürte, wie wieder Zorn und Wut in ihr aufstiegen. Auch wenn diese Frau bestimmt gar nichts dafürkonnte und es womöglich nicht wirklich gut war, mit ihr so über ihren Arbeitgeber zu sprechen, sprudelte es im Moment nur so aus ihr heraus.
Die Frau blickte Loreen mit Entsetzen und großen Augen an. Diese erwiderte den Blick solange, bis die
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