Überwacht: S.M.A.R.T. - virus inside (Thriller) (German Edition)
ihre Arme fest miteinander zu verschränken und so die Hände einzuklemmen. Ihre Augen hatte sie nach unten auf den Boden gerichtet. Sie musste erst etwas Kraft sammeln, bevor sie wieder fähig war, ihren Blick zu heben und den alten Mann direkt anzuschauen.
»Ich will nach Hause!«, forderte die junge Frau trotzig. Ihre Stimme war wieder fest, auch wenn sie kaum mehr als ein Flüstern herausbrachte.
»Nach Hause?«, fragte der Alte und zog dabei die Augenbrauen nach oben, »Das habe ich dir ja noch gar nicht erzählt. In deiner Wohnung hat es gestern Nacht leider gebrannt, als du dich nach Frankreich abgesetzt hast. Wenn ich das in den Nachrichten richtig gesehen habe, hat die Feuerwehr zwar verhindern können, dass das ganze Gebäude niedergebrannt ist, aber deine Wohnung ...«
Wenn Loreen bisher das Empfinden gehabt hatte, schon am Boden zu liegen, so stellte sie nun fest, dass es noch weiter abwärts ging. Viel weiter! Panik und ein Gefühl der Ohnmacht und des völligen Ausgeliefertseins übermannte sie beinahe. Dabei kam es ihr so vor, dass ihr die Luft wegblieb, obwohl sie hechelte wie nach einem Zehntausend-Meter-Lauf.
Die große Eingangstür öffnete sich wieder und ein junger Mann, den Loreen bisher noch nicht gesehen hatte, trat vorsichtig ein. Er wartete jedoch am Eingang solange, bis der Alte ihm ein Handzeichen gab, woraufhin er eilig zu ihm gelaufen kam und etwas in sein Ohr flüsterte.
»Gut. Ich komme«, antwortete er, »Du passt inzwischen hier auf meine kleine Loreen auf, dass sie keinen Unfug macht. Loreen ist nämlich gerade etwas neben sich. Stell dich dort neben die Tür!«
Mit diesen herablassend und verächtlich gesprochenen Worten stand der Alte von seinem bequemen Sessel auf. Loreens Kopf war rot angelaufen. Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie am liebsten im Boden versunken. Sie fühlte sich gedemütigt und erniedrigt, geringer noch als irgendein altes, abgenutztes Möbelstück, das man auf den Sperrmüll werfen wird, wenn man es nicht mehr benötigt.
Im Gehen wandte sich der Alte in einem selbstgefälligen, unheimlich arroganten und herrischen Tonfall noch einmal an Loreen.
»Du wartest hier, bis ich wiederkomme. Den Raum verlässt du nicht. Wenn du etwas zu essen oder trinken haben möchtest, lass es dir bringen. Ansonsten mach es dir bequem und fühl dich wie zu Hause.«
Ohne auf ihre Antwort zu warten, verließ er den Raum und der junge Mann stellte sich gehorsam neben die Eingangstür, wie es ihm befohlen worden war. Da das der einzige Zugang zu dem fensterlosen Raum war, würde sie wahrscheinlich auch keine Chance haben, die Lounge heimlich zu verlassen.
Wenigstens war jetzt der Alte weg, sodass Loreen erst einmal versuchen konnte, gedanklich für sich die Dinge etwas zu ordnen. Doch irgendwie gelang es ihr nicht. Es war alles wie ein böser Albtraum, allerdings ohne Möglichkeit, davon aufzuwachen.
Der junge Mann stand noch immer fast bewegungslos neben der Tür. Sehr groß war er nicht. Wahrscheinlich sogar noch etwas kleiner als sie. Seine kurzen, blonden Haare standen in Büscheln in alle Richtungen. Das runde Gesicht und die ungewöhnlich eng stehenden Augen passten überhaupt nicht zu der Frisur. Wohl aber einige seiner Sachen. Die abgewetzten Jeans mit ausgefransten Rissen und Löchern wurden durch eine speckige, schwarze Lederjacke ergänzt, deren Armmanschetten offen waren. Unter der Jacke war ein einfarbiges T-Shirt mit V-Ausschnitt zu sehen. Dazu trug er teure Markenturnschuhe, die durch ihr auffälliges Grün herausstachen.
Er mochte ungefähr ihr Alter haben. Vielleicht war er auch zwei oder drei Jahre älter als sie. Seine Körperhaltung und seine gesamte Ausstrahlung deutete nicht auf einen hohen IQ hin. Und er starrte sie an, als wäre sie ein Bild in einer Ausstellung.
»Was ist?«, fuhr Loreen ihn harsch an und er zuckte zusammen wie ein Kind, das beim Naschen erwischt worden war. Dabei brabbelte er irgendetwas vor sich hin, was sie aber nicht verstand. Dann blickte er zur Seite.
Loreen stand von dem Sofa auf und lief etwas im Zimmer herum, um nicht einzuschlafen. Dabei entdeckte sie unerwartet ihren kleinen Rucksack, der neben dem Sessel des Alten auf dem Fußboden lag. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken, sondern wandte sich wieder an ihren Wächter.
»Ich will etwas zu trinken!«, forderte sie.
»W...w...was?«, stotterte er erschrocken zurück.
»Ich will etwas zu trinken!«, wiederholte sie ihre Forderung. Da er noch immer zögerte, fügte sie
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