Ufos in Bad Finkenstein
Licht.
9. Zwei Ganoven
Getrennt hatten sie den Kurpark
abgegrast. Aber sie waren nur auf Pärchen oder Gruppen gestoßen.
Zu gefährlich!
Obschon — es waren Mädchen
dabei gewesen mit prächtigen langen Haaren. Genau das, was sie suchten.
Jetzt, zu später Stunde, trafen
sie sich am Ortsrand.
Beide waren dunkel gekleidet
und trugen Schuhe mit dicken Gummisohlen.
Jeder hatte bei sich: ein
Fläschchen Chloroform, einen Lappen, die unvermeidliche Schere und den Beutel,
der das Haar aufnehmen sollte.
„Was gefunden?“ fragte Ewald,
wie er mit Vornamen hieß.
Er schob sich zwei
Knoblauchkapseln in den Mund. Die eine schluckte er als Ganzes hinunter. An der
anderen lutschte er herum, bis sich die äußere Schicht auflöste und ihm das
Knoblauch über die Zunge floß.
Er liebte den Geschmack und den
Duft. Und es war ihm schnurzegal, ob andere sich naserümpfend abwandten.
„Nichts!“ antwortete Fritz.
„Alle sind in Begleitung. Als ahnten sie, was wir vorhaben.“
Er hatte eine heisere Stimme.
Aber das lag nicht an der weißlichen Narbe, die seinen linken Mundwinkel
verlängerte.
„Wir klappern die Waldwege ab!“
sagte Ewald.
„Wenn du mich fragst — ich
halte es für hirnrissigen Leichtsinn, daß wir jetzt auch in Finkenstein Haare
sammeln.“
„Du meinst, weil wir hier zu
Hause sind?“
„Genau.“
„Umgekehrt ist es richtig!
Überleg doch mal, Fritz! Wo haben wir bis jetzt gesammelt? In der Großstadt und
in nahezu jedem Dorf der umliegenden Landkreise. Nur hier noch nicht. Gerade
das könnte auffallen, wenn ein gescheiter Polyp mal eine Gebietskarte nimmt und
die Plätze unserer Tätigkeit mit Fähnchen markiert.“
„Hm, hm...“
„Glaub mir! Es stimmt.“
Ewald hatte eine Stimme, als
sei seine Zunge ein großes Stück Speck. Er war etwas kleiner als sein Komplize,
aber massiv wie ein Grabstein.
„Du weißt ja noch nicht das
Neueste“, sagte Fritz gedämpft.
Währenddessen folgten sie
langsam einem beliebten Spazierweg, der in weitem Bogen durch Mischwald um den
Honigberg herumführte.
Parallel dazu verlief eine
schmale Straße in Richtung JÄGERHAUS, einer 12 Kilometer entfernten
Ausflugsstätte. Am Weg lagen Rastplätze. Ein Trimmpfad kreuzte. Auf halber
Strecke lud eine Köhlerhütte zum Rasten ein.
„Was denn?“ fragte Ewald.
Bei jedem seiner Worte sättigte
sich die Nachtluft mit Knoblauch. Aber Fritz hatte sich an den Geruch gewöhnt.
„Ich war heute vormittag in der
Apotheke“, berichtete er. „Habe auch an deine Knoblauchkapseln gedacht. Die
liegen noch im Wagen. Und stell dir vor! Da war ein Mädchen beim Apotheker —
‘ne Bildhübsche. Seeehhhr blond. Blaue Augen. Aber noch jung. Höchstens 14. Die
hat sich eingehend beim Apotheker nach einem Knoblauchesser erkundigt, der auch
wie ein Knoblauchesser riecht.“
„So?“
Ewald bewegte seine Zunge wie
zwei Kilo geräucherten Schweinebauch.
„Ja! Angeblich hat sie...“
Fritz erzählte von dem
angeblich verlorenen Buch.
„Aber das ist natürlich nur ein
Vorwand, Ewald. In Wahrheit sucht das Blondinchen nach dir.“
„Meinst du? Wäre ja großartig.
Zeig sie mir, und ich verpasse ihr eine Frisur, daß sie statt Kamm und Bürste
nur noch einen Waschlappen braucht.“
„Ihre Haare sind herrlich. Aber
sie ist nicht allein. Wird von drei Jungs begleitet. Zufällig habe ich das
beobachtet. Ich wollte gerade in den Wagen steigen, um zur Stadt zu fahren, wo
ich ja heute nachmittag den Termin hatte, da sah ich die vier.“
„Wo? In der Stadt?“
„Nein! Hier! Ich wollte ja erst
zur Stadt. Ich parkte schräg gegenüber vom Café am Kurpark. Die vier stellten
ihre Räder ab und gingen rein. Mich haben sie nicht bemerkt, ‘ne dünne
Bohnenstange mit Brille ist dabei, ein kleiner Mops und ein athletischer Bursche
mit dunklen Locken. Der kam mir irgendwie bekannt vor.“
„Woher?“
„Erst bin ich nicht darauf
gekommen. Denn gesehen — richtig gesehen — hatte ich ihn vorher noch nicht.
Aber seine Bewegungen — die Art, wie er geht — das kannte ich. Und dann fiel’s
mir ein. Es ist der Bursche, der dich gestern abend beim Wickel hatte. Ohne
meinen Pferdekuß hätte er dich bei der Polizei abgeliefert. Erstaunlich, daß
der bereits wieder rumläuft. Denn wo ich hinhaue — noch dazu mit ‘nem
Gummiknüppel — wächst kein Gras mehr.“
Ewald war stehen geblieben.
„Verdammt!“ sagte er fettig.
„Was will der hier?“
„Ist doch klar. Die vier suchen
nach uns.“
„Wieso ausgerechnet
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