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UFOs über der Erde

UFOs über der Erde

Titel: UFOs über der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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so sorgfältig bewahrten. Im Westen war in weiter Ferne die riesige Kluft eines Cañons zu sehen. Dazwischen lag sein Landegebiet, eine von tiefen Schluchten, erodierten Terrassen und steil aufsteigenden Tafelbergen gefurchte Ebene. In dieser Höhe war er atmosphärischen Strömungen ausgesetzt; Mirtin fühlte sich leicht angehoben und etwa einen Kilometer in Richtung auf das Indianerdorf abgetrieben. Er bremste die Abdrift mit den kleinen, in seinen Anzug eingebauten Stabilisierungsdüsen, und hielt sich für den Aufprall bereit.
    Im letzten Moment wurde er trotz seiner harten Arbeit ohnmächtig. Es war auch so gut; denn als er das Bewußtsein wiedererlangte, wußte Mirtin, daß er schwere Verletzungen erlitten hatte.
    Zuerst galt es, die Schmerzen erträglich zu machen. Er ging systematisch die Reihen der Ganglien durch und schaltete sie ab. Einige mußten natürlich aktiv bleiben – diejenigen, die sein autonomes Nervensystem bedienten. Er benötigte den Atmungsreflex und die Nervenstränge, die seine selbsttätigen Körperfunktionen steuerten. Aber alles, was ihm entbehrlich erschien, wurde einstweilen abgeschaltet. Ohne diesen fiebrigen Schleier der Schmerzen konnte er seine Lage klarer übersehen und nachdenken, was sonst noch zu tun war.
    Es dauerte länger als eine Stunde, bis Mirtin genug Nervenstränge unterbrochen hatte, um die Schmerzen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Eine weitere halbe Stunde brauchte er, um die angesammelten Schmerzgifte aus seinem Körper zu spülen. Dann sah er sich um.
    Er lag auf seinem Rücken nicht weit vom Rand einer grob dreieckigen Terrasse, die etwas höher lag als das umgebende Terrain. Zu seiner Linken war die trockene Schlucht eines Baches, der anscheinend nur im Frühjahr Wasser führte. Zu seiner Rechten befand sich eine steil aufragende Klippe, und im grauen Licht des nahenden Morgens sah er, daß das Gestein weich und sandig war, von Wind und Regen zerfressen und an vielen Stellen durchlöchert. Zehn oder fünfzehn Körperlängen hinter ihm war die schwarze Öffnung einer Höhle. Wenn er dort hineinkriechen könnte, hätte er den geschützten Zufluchtsort, den er brauchte, während sein Körper den Heilungsprozeß durchmachte.
    Aber er konnte nicht kriechen.
    Er konnte sich überhaupt nicht bewegen.
    Es war schwierig, mit einem nur noch teilweise funktionierenden Nervensystem die erlittenen Verletzungen zu bestimmen, doch Mirtin vermutete, daß seine Wirbelsäule gebrochen war. Seine Arme und Beine schienen in Ordnung zu sein, aber sie waren ohne motorische Reaktion, was bedeutete, daß das Rückgrat mit seinen Nervenbahnen zertrennt sein mußte. Er konnte das reparieren, wenn ihm genug Zeit zur Verfügung stünde. Zuerst müßte der Knochen geflickt werden, und dann müßte er die Nervenstränge regenerieren. Es würde etwa zwei Monate lokaler Zeit erfordern. Sein innerer, dirnaischer Körper war intakt geblieben, und so kam es allein darauf an, seine äußere Hülle wiederherzustellen.
    Doch wie sollte das geschehen? Hier draußen, auf dem Rücken liegend? Im Winter? Ohne Nahrung?
    Sein Körper besaß viele Fähigkeiten, die auf Erden unbekannt waren, aber er konnte nicht unbegrenzte Zeit ohne Nahrung auskommen. Mirtin erkannte, daß er lange vor seiner Heilung verhungern würde. Das war sowieso akademisch; eine Woche ohne Wasser, und er wäre erledigt. Er brauchte Obdach und Nahrung und Wasser, und in seiner gegenwärtigen Verfassung konnte er nichts davon ohne Hilfe von außen bekommen. Was bedeutete, daß er Hilfe brauchte.
    Vorneen? Glair? Wenn sie noch lebten, hatten sie ihre eigenen Probleme. Mirtin war nicht imstande, sein Sendegerät in Betrieb zu nehmen, das in Hüfthöhe an seine Seite geschnallt war, und so gab es auch keine Möglichkeit, sie herbeizurufen. Seine einzige Hoffnung blieb das Erscheinen eines freundlichen Erdbewohners. Und das fand Mirtin in diesem öden Land nicht sehr wahrscheinlich.
    Er begriff, daß er zum Sterben verurteilt war.
    Aber noch nicht gleich. Er beschloß, drei Tage zu warten und zu sehen, was in dieser Zeit geschah. Bis dahin würde der Wassermangel ihn in große Not bringen, und es würde ihm nicht schwerfallen, die restlichen Stränge seines Nervensystems zu unterbrechen und in einen friedvollen Tod hinüberzugleiten. Sein Körper würde rasch verwesen, selbst in diesem trockenen Klima, und eines Tages würde man nur seinen leeren Anzug entdecken. Diese künstlichen Menschenkörper waren so angelegt, daß sie in

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