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UFOs über der Erde

UFOs über der Erde

Titel: UFOs über der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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holen. Können Sie mich nicht gesundpflegen?«
    »Ich? Aber ich – Sie ...«
    »Ist es moralisch verboten, daß eine früher verheiratete Frau einen fremden Mann aufnimmt? Ich kann Sie für Ihre Mühe bezahlen. In meinem Anzug ist Geld. Lassen Sie mich einfach hier liegen, bis mein Bein besser ist. Ich werde Ihnen nicht zur Last fallen, das verspreche ich Ihnen. Ich ...« Ein plötzlicher Schmerz ließ ihn abbrechen. Er ballte die Fäuste und ächzte leise.
    »Trinken Sie etwas von dieser Medizin«, sagte Kathryn und hielt ihm die Flasche mit dem Schmerzbetäuber hin.
    »Das würde nichts nützen. Ich werde – schon fertig damit ...«
    Sie sah verwundert zu, wie er eine Art inneren Prozeß durchmachte. Was immer es war, es schien zu wirken. Die scharfen Linien in seinem Gesicht verschwanden, und er entspannte sich wieder. Schließlich kehrte auch der Ausdruck distanzierter Ironie zurück.
    »Darf ich hierbleiben?« fragte er.
    »Vielleicht – für eine Weile.« Sie wagte nicht zu fragen, woher er gekommen sei oder wie er heiße. »Haben Sie große Schmerzen in dem Bein?«
    »Es geht. Ich glaube, die eigentlichen Verletzungen sind innen. Es gab einen harten Aufprall, als ich – als ich herunterkam.« Er schien das alles sehr ruhig zu nehmen, dachte sie. Er fuhr fort: »Sie brauchen nicht viel für mich zu tun. Ich brauche Ruhe, Nahrung, ein bißchen Hilfe. Ich werde Sie nur ein paar Wochen behelligen. Warum wollten Sie mein Hüftband abnehmen?«
    Sie errötete heftig. »Um es Ihnen bequemer zu machen. Und für den Fall, daß Sie austreten müssen. Aber ich bekam es nicht auf, und dann wurden Sie wach.«
    Seine linke Hand schob sich an die Hüfte und machte etwas, das Kathryn nicht sehen konnte, und das gelbe Zeug ging auf und fiel so schnell auseinander, daß Kathryn erschrocken die Hand vor den Mund schlug. Seltsamerweise war an seiner Nacktheit nichts Besonderes. Sie wußte nicht, was zu sehen sie erwartet hatte – irgendein fremdartiges Organ vielleicht, oder eher noch eine puppenähnlich geschlechtslose Fortsetzung des Bauches –, aber es war ganz konventionell konstruiert. Kathryn schaute schnell weg.
    »Sie haben ein starkes Nacktheitstabu, nicht?« fragte er.
    »Eigentlich nicht. Es ist nur, daß – oh, alles ist so komisch! Ich sollte Angst vor Ihnen haben, aber ich habe keine, und ich sollte die Polizei rufen, aber ich tue es nicht, und ...« Sie faßte sich. »Ich werde Ihnen eine Bettpfanne bringen. Soll ich Ihnen etwas zu essen kochen? Etwas Suppe vielleicht und Toast dazu? Und hier, lassen Sie mich den Anzug unter Ihnen wegziehen. Ohne ihn werden Sie besser schlafen können.«
    Er schien Schmerzen zu haben, als sie den Anzug unter ihm herauszog, doch er sagte nichts. Er lag schlank und nackt auf ihrem Bett und lächelte dankbar zu ihr auf. Kathryn deckte ihn zu. Er verhielt sich sehr ruhig, aber sicherlich stand er größere Schmerzen aus, als er sie wissen lassen wollte.
    Er sagte: »Würden Sie den Anzug an einem sicheren Ort verwahren? Einem Ort, wo niemand ihn finden kann?«
    »Ich wollte ihn in den Kleiderschrank hinter meine Sachen hängen«, sagte sie. »Ist Ihnen das recht?«
    »Einstweilen«, sagte er, »möchte ich nicht, daß ihn außer Ihnen jemand zu sehen bekommt.«
    Sie versteckte den Anzug hinter ihren Sommerkleidern. Seine Augen folgten jeder ihrer Bewegungen. Sie kam zurück und fragte: »Möchten Sie jetzt etwas essen?«
    »Am Morgen, danke.« Seine Hand berührte flüchtig die ihre. »Wie heißen Sie?«
    »Kathryn. Kathryn Mason.«
    Seinen Namen nannte er nicht, und sie brachte es nicht über sich, ihn danach zu fragen.
    »Kann ich Ihnen vertrauen, Kathryn?«
    »In welcher Weise?«
    »Daß Sie meine Anwesenheit hier geheimhalten.«
    Sie lachte nervös auf. »Ich habe keine Lust, der Nachbarschaft einen Skandal zu liefern. Niemand wird Sie hier finden.«
    »Ausgezeichnet.«
    »Ich werde Ihnen jetzt die Bettpfanne holen.«
    Sie verspürte eine gewisse Erleichterung, aus seiner Gegenwart zu entkommen. Er ängstigte sie, und ihre Angst wuchs mit den verstreichenden Minuten, statt nachzulassen. Seine unerschütterliche Ruhe war am unheimlichsten von allem. Er schien unwirklich zu sein, synthetisch. Alles an ihm wirkte unecht, von seinem zu hübschen Gesicht bis zu seiner zu glatten Stimme mit ihrer zu reinen, akzentlosen Aussprache. Und daß er innerhalb von fünfzehn Minuten aus bewußtlosem Delirium zu beherrschter Vernunft aufgestiegen war, brachte sie vollends aus der

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