UFOs über der Erde
Bridger aus San Francisco – bis vor kurzem der Kranazoi-Beobachter 48-Codon-adf – marschierte entschlossen auf das nahe Albuquerque zu, finstere Gedanken über den Planeten Dirna und seine Bürger im Gehirn.
7.
Drei Tage lang lebte Glair in einem nebelerfüllten Dämmerzustand an der Schwelle ihres Bewußtseins. Ein rasender Schmerz hämmerte unablässig in ihren Beinen; ihr ganzer Körper fühlte sich gebläht und geschwollen an. Sie wußte, daß sie gräßlich zugerichtet war, und das stieß sie ab. Das war fast noch schwerer zu ertragen als die Schmerzen.
Eine Art Rückkoppelungsmechanismus hielt sie ständig an der Grenze wachen Bewußtseins. Wachte sie auf, wurden die Schmerzen unerträglich, und sie begann die Augenblicke klaren Bewußtseins zu benützen, um alle nicht lebenswichtigen Nervenstränge zu unterbrechen. Als das geschehen war, entspannte sie sich und versank in eine schmerzlose Bewußtlosigkeit.
In ihren klaren Augenblicken begriff Glair, daß man sie in der Wüste gefunden und ins Haus eines Erdbewohners gebracht hatte. Sie wußte auch, daß man ihr Anzug und Hüftband abgenommen hatte. Sie fühlte die Aufeinanderfolge der Tage und Nächte. Sie hatte das Gefühl, daß man ihr schmerzlindernde Drogen verabreichte – ein nutzloses Unterfangen, denn ihr Körper konnte nicht darauf reagieren –, und daß etwas unternommen wurde, um ihre gebrochenen Beine zu richten, was nützlicher war. Aber sie kam nicht soweit, daß sie ihre Umgebung wahrnehmen konnte. Sie lag still in ihrem Bad aus Schmerzen.
Hatte Vorneen die Explosion überlebt? War Mirtin noch rechtzeitig von Bord gekommen?
Sie war zu beschäftigt gewesen, ihren fehlerhaften Absprung zu korrigieren, um dem Geschehen über ihr Aufmerksamkeit schenken zu können. Sie vermutete, daß den beiden anderen der Absprung geglückt sei, aber mit Sicherheit konnte sie es nicht sagen.
Am vierten Tag wachte sie mit klarem Kopf auf.
Sie fühlte zuerst ein Kitzeln an ihrem Arm, und obwohl es etwas war, das sie in diesen Tagen der Schmerzen schon öfter gefühlt hatte, amüsierte es sie diesmal. Sie öffnete die Augen, um zu sehen, was da geschah. Ein muskulöser Erdbewohner stand über sie gebeugt und preßte eine glänzende braune Keramikröhre gegen die Innenseite ihres Armes. Als er ihren Blick sah, ließ er sofort von ihr ab und richtete sich auf.
»Endlich sind Sie wach«, sagte er. »Wie fühlen Sie sich?«
»Furchtbar. Was wollten Sie mit meinem Arm machen?«
»Ich wollte Ihnen eine intravenöse Injektion geben. Ich versuche Sie zu ernähren. Aber ich hatte Mühe, Ihre Venen zu finden.«
Glair versuchte zu lachen, aber ihre Ausbildung in den Sitten und Gewohnheiten der Menschen lag lange zurück, und ihre Gesichtsmuskeln brachten die notwendige Verzerrung nicht leicht zustande. Sie mußte sich anstrengen, und das Resultat schien mehr einer ängstlichen Grimasse als einem Lächeln zu gleichen, denn es löste bei dem Erdbewohner ein Seufzen aus.
»Sie haben Schmerzen«, sagte er. »Ich habe hier ein Mittel ...«
Glair schüttelte den Kopf. »Nein, nein, es geht schon besser. Ist das ein Krankenhaus? Sind Sie ein Arzt?«
»Nein.«
Sie war erleichtert und erstaunt zugleich. »Wo bin ich?«
»In meinem Haus. In Albuquerque. Ich habe mich um Sie gekümmert, seit ich Sie in der Nacht dort draußen fand.«
Glair betrachtete ihn aufmerksam. Er war der erste echte Erdbewohner, den sie je gesehen hatte, und sein Anblick faszinierte sie. Wie dick und massiv sein Körper war, wie schwer seine Schultern! Ihr feiner Geruchssinn fing den Duft seines Körpers auf, wohlriechend und aufregend gegen den schärferen Geruch der Luft. Er schien Tier und intelligentes Geschöpf zugleich zu sein, so archaisch kraftvoll sah seine Gestalt aus.
Und es schien Glair, daß dieser Mann, der ihr Retter war, unter heftigen Schmerzen leide. Unerfahren wie sie mit Menschen war, konnte sie gleichwohl die Zeichen der Bedrängnis in seinem Gesicht lesen. Er hielt seine Kiefer derart zusammengepreßt, daß die Muskeln in seinen Wangen Knoten bildeten. Seine Zunge fuhr immer wieder über die Lippen. Seine dunkelgeränderten, blutunterlaufenen Augen zeugten von Schlaflosigkeit. Diese Anspannung im Gesicht eines fühlenden und denkenden Wesens hatte etwas Furchterregendes. Glair vergaß für einen Augenblick ihre eigenen Schwierigkeiten und versuchte den Mann mit einer Ausstrahlung warmer Sympathie zu erreichen.
Sie lag in einem kleinen, spartanisch eingerichteten
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