UFOs über der Erde
Stück Stoff einwickelte. Als die frühe Dunkelheit anbrach, versteckte er das Paket bei der alten verlassenen Kiva auf der anderen Seite des Dorfes, wohin niemand ging, weil böse Geister dort ihr Unwesen treiben sollten. Er füllte eine Plastikflasche mit Wasser aus der Quelle und versteckte sie bei den Tortillas. Dann wartete er auf die Dunkelheit. Er spielte mit seinem Hund, bestand einen Zweikampf mit seiner Schwester Lupe und las in seinem Bibliotheksbuch über die Sterne. Er beobachtete den Priester, wie er versuchte, ein paar von seinen Pfarrkindern zur Abendandacht in die Kirche zu treiben, und kurz darauf sah er Marty Moquino seine Schwester Rosita packen und sie mit sich hinter den Andenkenladen ziehen, wo er ihr unter das Kleid griff. Seine Mutter rief ihn ins Haus, und es gab ein kurzes, unbefriedigendes Abendessen, während der Fernseher schmetterte und Lupe mit Onkel Jorge zankte.
Endlich war es Abend.
Alle waren wieder an der Arbeit. Die wichtigen Männer des Dorfes gaben Befehle: der Kazike stand an der Leiter zur Kiva und sprach mit einem Priester des Feuerbundes, währen Jesus Aguilar, der Dorfbürgermeister, durch die Gassen stolzierte und nach dem Rechten sah. Es war eine gute Zeit, um sich davonzumachen und Mirtin zu besuchen. Charley lief geschäftig die Gasse zwischen den einstöckigen Lehmziegelhäusern hinunter, gelangte unbeachtet ins Freie und spähte in alle Richtungen, bevor er hastig in die alte Kiva krabbelte, um den Proviant herauszuholen. Dann tauchte er im Gestrüpp unter, das hier bis an den Rand des Pueblos reichte.
Wie er durch den dürren Busch rannte, sah er sich selbst als einen erwachsenen Mann, der wie der Wind rennen konnte; aber seine Beine waren so kurz, daß es lange dauerte, bis er irgendwo hinkam, und er mußte anhalten und verschnaufen, als er noch keine halbe Meile vom Dorf entfernt war. Er rastete in der Nähe der Transformatorenstation und blickte bewundernd zu ihr auf. Die Stromversorgungsgesellschaft hatte sie vor zwei Jahren gebaut, weil jeder im Pueblo San Miguel jetzt einen Fernseher und elektrisches Licht hatte und das Dorf mehr Elektrizität brauchte. Sie hatten die Station ein gutes Stück vom Dorf errichtet, damit es dem Aussehen des Pueblos nicht schadete. Die Touristen bildeten sich gern ein, daß sie in die Vergangenheit reisten, bis ins Jahr 1500 oder so, wenn sie ein Pueblo besuchten. Die Fernsehantennen und die Automobile schienen ihnen nichts auszumachen, aber eine Transformatorenstation wäre zuviel gewesen. Also stand sie hier. Charley beäugte die großen Transformatoren und die dicken glänzenden Isolatoren und dachte träumerisch an das große Kraftwerk irgendwo in weiter Ferne, wo explodierende Atome Dampf zu Elektrizität machten, damit es im Pueblo nachts Licht gebe. Er wünschte sich, daß seine Schule einmal einen Ausflug zum Kraftwerk machen würde.
Als das Seitenstechen aufgehört hatte, lief er weiter. Jetzt bewegte er sich ohne Anstrengung, suchte sich seinen Weg zwischen Salbei- und Agavendickichten, krabbelte den Hang des ersten Trockenbettes hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf, galoppierte über die weite Ebene, bis er zum zweiten Trockenbett kam, dem großen, einem richtigen Arroyo, mit den Sandsteinwänden auf der anderen Seite, wo der Mann von den Sternen in der Höhle lag. Charley blieb am Rand der tiefen Geröllschlucht stehen.
Er blickte auf. Die Nacht war mondlos, und die Sterne standen außergewöhnlich hell und scharf im Himmel. Charley fand sofort das Sternbild Orion, und seine Augen konzentrierten sich auf den östlichen Gürtelstern. Er wußte seinen Namen nicht, obwohl er in seinem geliehenen Buch danach gesucht hatte, aber es schien ihm der schönste Stern zu sein, den er je gesehen hatte. Ein ehrfürchtiger Schauer überlief seinen Rücken. Er dachte an große Planeten, die diesen Stern umkreisten, an seltsame Städte und an Geschöpfe, die keine Menschen waren, aber in Düsenmaschinen und Raketen herumsausten. Er versuchte sich vorzustellen, wie die Städte auf dieser anderen Welt aussehen mochten, aber dann wurde ihm die Ironie seines Gedankens bewußt, und rümpfte zornig die Nase. Wozu von den Sternen träumen, wenn er nicht mal die Städte seiner eigenen Welt kannte? Was wußte er von Los Angeles und Chikago und New York? Er war nie aus seinem Dorf hinausgekommen.
In einem plötzlichen Ausbruch wütender Energie raste er den steilen Geröllhang hinunter, die andere Seite wieder hinauf und über
Weitere Kostenlose Bücher