UFOs über der Erde
will nicht über mein kleines Lehmdorf sprechen. Erzähl mir von deiner Welt, ja? Ich will alles wissen.«
Mirtin lachte. »Das ist viel verlangt, Charley. Womit soll ich anfangen?«
Charley dachte nach, dann fragte er: »Habt ihr große Städte dort?«
»Ja, sehr große.«
»Größer als New York oder Los Angeles?«
»Einige von ihnen, ja.«
»Habt ihr Düsenmaschinen?«
»Etwas Ähnliches«, sagte Mirtin. »Wir verwenden Fusionsgeneratoren. Du hast einen in der Luft explodieren sehen, weißt du noch?«
»Ach ja. Wie blöd ich bin! Die Fliegenden Untertassen. Was treibt sie an? Etwas wie Sonnenenergie?«
»Ja«, sagte Mirtin. »Ein kleiner Fusionsgenerator erzeugt heißes Plasma, das wir durch ein starkes Magnetfeld zusammenhalten. Dieses Magnetfeld wurde bei unserem Schiff zu schwach, darum explodierte es. Aber so reisen wir, in flachen, runden Schiffen, die ihr Fliegende Untertassen nennt.«
»Wie schnell können die fliegen?« fragte Charley. »Fünftausend Meilen in der Stunde?«
»So ungefähr«, antwortete Mirtin vage.
Charley nahm es als Bestätigung. »Dann könnt ihr von hier in einer Stunde nach New York fliegen, eh? Und auf eurem Planeten kommt ihr genauso schnell von einem Ort zum anderen. Wie viele Leute habt ihr auf eurem Planeten?«
Mirtin lachte. »Von alledem sollte ich dir nichts erzählen. Es ist geheim.«
»Komm schon! Ich werde es nicht verraten!«
»Nun ...«
Charley nahm eine Tortilla zwischen Daumen und Zeigefinger und ließ sie über dem Mund des Sternenmannes baumeln. »Willst du noch eine, oder nicht?«
Mirtin seufzte. Seine Augen zwinkerten dem Jungen in der Dunkelheit zu. »Wir haben etwa acht Milliarden Einwohner«, sagte er. »Unsere Welt ist um einiges größer als die eure, obwohl die Schwerkraft fast gleich ist. Außerdem brauchen wir nicht soviel Platz wie ihr. Wir sind ziemlich klein.« Er zögerte. »Gibst du mir jetzt die Tortilla?«
Charley gab sie ihm, und während Mirtin kaute, grübelte Charley über seine letzten Bemerkungen.
»Du meinst, ihr seht in Wirklichkeit nicht wie wir aus?«
»So ist es.«
»Richtig, du sagtet, daß du innen anders bist. Aber ich dachte, du hättest bloß andere Knochen, und vielleicht wäre dein Herz oder dein Magen woanders als bei uns. Aber der Unterschied ist größer, nicht?«
»Viel größer«, sagte Mirtin.
»Wie denn? Wie würdest du ohne diese Verkleidung aussehen?«
»Klein. Einen Meter lang, glaube ich. Wir haben überhaupt keine Knochen, nur verhärtete Knorpel. Wir ...« Mirtin brach ab. »Ich möchte mich lieber nicht beschreiben, Charley.«
»Du meinst, du hast in dem, was ich jetzt sehe, so ein Ding? Nicht viel größer als ein Baby, und das ist in dir zusammengerollt? Ist es so?«
»So könnte man es beschreiben«, gab Mirtin zu.
Charley stand auf und ging zum Höhleneingang. Er fühlte sich von dieser Auskunft erschüttert, und er konnte nicht sagen, warum. Er hatte an Mirtin als den Mann von den Sternen gedacht. In seiner Vorstellung war Mirtin einfach ein Mann gewesen, jemand, der auf einem anderen Planeten geboren war, gerade so, wie die Menschen in verschiedenen Ländern geboren werden, aber nicht allzu verschieden von ihm selbst. Klüger als ein Mensch, aber bis auf anders angeordnete Eingeweide doch sehr ähnlich. Nun stellte sich heraus, daß Mirtin in Wirklichkeit eine Art großer Wurm zu sein schien. Oder etwas noch Schlimmeres. Er hatte sich nicht beschrieben. Charley blickte zu den drei hellen Sternen auf, und zum erstenmal wurde ihm klar, mit welch fremdartigem Ding er sich angefreundet hatte.
»Ich könnte noch eine Tortilla essen«, sagte Mirtin.
»Dies ist die letzte. Ich dachte nicht, daß du so hungrig sein würdest, mit den Verletzungen und allem.«
»Du würdest dich wundern, wüßtest du, wieviel ich essen kann.«
Charley fütterte ihn, dann sprachen sie weiter. Sie sprachen von Mirtins Planeten, der Dirna hieß, sie sprachen von den Beobachtern, und warum sie die Erde beobachteten, und sie sprachen von Sternen und Planeten und Fliegenden Untertassen. Als Mirtin des Themas überdrüssig wurde, sprachen sie über San Miguel, und Charley versuchte ihm zu erklären, wie es war, in einem prähistorischen Dorf aufzuwachsen. Die Worte sprudelten nur so von seinen Lippen, als er versuchte, seine Ungeduld auszudrücken, seinen Hunger zu lernen, zu wissen, zu sehen, etwas zu tun.
Mirtin war ein guter Zuhörer und wußte, wann er still sein und wann er eine Frage stellen mußte. Er sagte
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