UFOs über der Erde
kirchlichen Autoritäten.
Zu dumm, daß die Fahrt nutzlos gewesen war. In ihrer hoffnungslosen Naivität hatte sie beim Kontaktkult vernünftige Beratung zu finden erwartet. Statt dessen hatte man sie um ein paar Dollar erleichtert und einen verkaufsfördernden Hokuspokus aufgezogen, wie er dem Gehirn eines Strategen für Zigaretten- oder Waschmittelwerbung hätte entspringen können. Soviel für die Vereinigung für die Bruderschaft der Welten, dachte sie, als sie ihren Wagen in den dichter gewordenen Nachmittagsverkehr einfädelte. Der Kontaktkult hatte nichts zu bieten. Sie war auf sich selbst angewiesen.
Nachdem sie Jill bei der Nachbarin abgeholt hatte, ging Kathryn in ihr Haus und begann sich über das Abendessen Gedanken zu machen. Sie ging ins Schlafzimmer. Vorneen war wach.
»Wie war es in der Stadt?« fragte er höflich.
»Ich habe nichts erreicht.«
»Was haben Sie da in der Hand?«
Sie merkte, daß sie die Broschüren und Prospekte hielt, die sie beim Kontaktkult gekauft hatte. Ihre Wangen erglühten. »Nichts Besonderes. Werbematerial.«
»Ich könnte etwas zu lesen gebrauchen.«
Kathryn suchte nach einem Ausweg, fand keinen und sagte: »Na schön. Meinetwegen.« Sie warf den Umschlag auf das Bett. Vorneen breitete die Druckschriften vor sich aus.
»Was ist alles das?« fragte er.
»Literatur über Fliegende Untertassen. Ich habe sie in Albuquerque vom Kontaktkult bekommen. Wissen Sie, was ein Kontaktkult ist?«
»Die neue Religion, nicht? Sie gründet sich auf angenommene Zusammenkünfte von Menschen und Wesen aus dem Raum.«
»Richtig«, sagte Kathryn.
»Warum interessieren Sie sich für solche Sachen?« fragte er listig.
Sie schaute ihm in die Augen. »Ich interessiere mich für vieles, aber mit diesen Leuten habe ich meine Zeit verschwendet. Sie versuchen einem das unsinnigste Zeug aufzubinden. Ihre ganze Religion haben sie selbst erfunden. Sie würden ein echtes galaktisches Wesen nicht erkennen, wenn es zu ihnen käme und Guten Tag sagte.«
»Sind Sie dessen sicher?«
»Ja«, sagte sie fest.
11.
In den dunkleren Momenten der vergangenen Jahre hatte Tom Falkner sich gern eingeredet, daß er in der Hölle lebe. Aber nun, in den wenigen Tagen, seit er Glair in sein Haus aufgenommen hatte, war er zu der Erkenntnis gelangt, daß das eine Übertreibung gewesen war. In Wirklichkeit war er nicht in der Hölle gewesen, hatte nur ihre Außenbezirke kennengelernt. Erst jetzt war er im eigentlichen Zentrum angelangt.
Er wußte nicht, wie lange er es noch ertragen konnte, ohne endgültig durchzudrehen. Er hatte in der Vergangenheit vieles hinnehmen müssen, von seiner verpfuschten Astronautenkarriere über die Versetzung zum AFAO bis zum Scheitern seiner Ehe, und er hatte den Verstand nicht verloren. Die Last hatte ihn gebeugt, aber nicht gebrochen. Doch dies hier war zu viel. Es traf ihn gerade da, wo die unauflösbaren Konflikte im Kern seines Wesens lagen, und er war im Begriff, einen irreparablen Knacks davonzutragen.
Glair sagte: »Nun mach schon und trink noch einen.«
»Woher weißt du, daß ich einen trinken will?«
»Das ist nicht schwer zu sehen. Armer Tom! Du tust mir so leid!«
»Ich tue mir selbst leid.«
»Ich weiß«, sagte sie und lächelte.
»Du kleiner Teufel! Es ist nicht fair, sich über anderer Leute Schwächen lustig zu machen. Kann ich etwa dafür, daß ich ein geborener Selbstbemitleider bin?«
»Du könntest dir ein wenig Mühe geben. Aber deswegen kannst du ruhig noch einen trinken.«
»Willst du einen?«
»Du weißt, ich sollte keinen Alkohol anrühren«, sagte Glair. Sie saß aufrecht im Bett, die Decken um ihre Taille gezogen. Die obere Hälfte ihres Körpers steckte in einer seiner Pyjamajacken. Er hatte darauf bestanden; außer dem gummiartigen Unterzeug und dem Raumanzug besaß sie keine eigenen Kleider, und in seinem augenblicklichen Gemütszustand fand er ihre lässige Einstellung zur Nacktheit beunruhigend. Ihre Brüste waren außerordentlich gut entwickelt – fast unglaubwürdig, um die Wahrheit zu sagen –, und ihr Anblick erfüllte ihn mit so wütendem Verlangen, daß er Glair das Pyjamaoberteil aufgenötigt hatte. Die Versuchung, zu ihr ins Bett zu steigen, war schon so stark genug.
Er holte eine Spraydose mit japanischem Scotch, schraubte eine Injektionsnadel darauf und stach sie sich in die Armvene. Gleich in die Venen; das war die beste Methode. Kein Ärger mit dem widerlichen Nachgeschmack, einfach den Alkohol in den Blutstrom, wo
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