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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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weites Tal hinabblickten. Feine Rauchfäden zeigten, wo Dörfer oder Gehöfte standen, und mattes Schimmern verriet einen Fluss. Ein schöner Fleck, dachte ich, fruchtbar und gut bewässert, ganz genau die Art Grund und Boden, nach der es die Dänen verlangte. »Ihr sagt, Jorven hat dreißig oder vierzig Krieger?«, fragte ich Beortsig.
    »Mehr sind es nicht.«
    »Also eine Schiffsbesatzung«, sagte ich. Daraus schloss ich, dass Jorven und seine Gefolgsleute das Meer in einem einzigen Schiff überquert und Sigurd den Treueid geleistet hatten. Als Gegenleistung hatte Jorven Landbesitz an der Grenze erhalten. Wenn die Sachsen angriffen, würde Jorven wahrscheinlich umkommen, aber das war das Risiko, das er einging, denn andererseits konnte seine Belohnung noch viel größer werden, wenn sich Sigurd zu einem Angriff im Süden entschloss. »Als Haesten letzten Sommer hier war«, sagte ich zu Beortsig und trieb mein Pferd weiter, »hat er Euch da Ärger gemacht?«
    »Er hat uns in Ruhe gelassen«, sagte er. »Er hat seine Verwüstungen weiter im Westen angerichtet.«
    Ich nickte. Beortsigs Vater, dachte ich, hatte es wohl satt gehabt, gegen die Dänen zu kämpfen und zahlte Sigurd nun Tribut. Es konnte keinen anderen Grund für diesen Frieden geben, der auf Beornnoths Ländereien herrschte, und Haesten, spann ich meine Vermutungen weiter, hatte Beornnoth auf Sigurds Befehl ungeschoren gelassen. Haesten hätte es niemals gewagt, Sigurd zu verärgern, und zweifellos hatte er deshalb einen Bogen um die Besitzungen derjenigen Sachsen gemacht, die für den Frieden zahlten. Haesten war noch der größte Teil Südmerciens für seine Heimsuchungen geblieben, und er war sengend und brennend, vergewaltigend und plündernd umhergezogen, bis ich den größten Teil seiner Kampfkraft bei Beamfleot niedermachte. Darauf war er vor Angst nach Ceaster geflüchtet.
    »Macht dir etwas Sorgen?«, fragte mich Finan. Wir ritten in das Tal hinunter und auf den Fluss zu. Der Wind trieb uns Nieselregen in den Rücken. Finan und ich waren etwas vorausgaloppiert, um außer Hörweite von Beortsig und seinen Männern zu sein.
    »Warum sollte ein Mann ohne seine Frau zum Julfest gehen?«, fragte ich Finan.
    Er hob die Augenbrauen. »Vielleicht ist sie hässlich. Vielleicht hält er sich für die Festtage etwas Jüngeres, Hübscheres.«
    »Kann sein«, knurrte ich.
    »Oder vielleicht ist er dorthin beordert worden«, sagte Finan.
    »Und warum sollte Sigurd zur Wintersonnenwende Krieger einberufen?«
    »Weil er über Eohric Bescheid weiß?«
    »Und genau das macht mir Sorgen«, sagte ich.
    Der Regen wurde stärker, heftige Windböen jagten ihn vor sich her. Der Tag ging zur Neige, es war düster und nass und kalt. Schneereste lagen weiß in zugefrorenen Gräben. Beortsig wollte darauf bestehen, dass wir umkehrten, aber ich ritt weiter nach Norden und hielt auf zwei große Palas-Gebäude zu. Wer auch immer diese Gebäude schützte, er musste uns gesehen haben, doch niemand ritt uns entgegen. Mehr als vierzig bewaffnete Männer mit Schilden und Speeren und Schwertern ritten durch ihr Land, und sie machten sich nicht einmal die Mühe herauszufinden, wer wir waren oder was wir wollten? Das sagte mir, dass die Gebäude nur mangelhaft bewacht waren. Wer uns sah, ließ uns lieber zufrieden und hoffte, dass wir weiterritten, ohne sie zu beachten.
    Und dann zog sich, gerade vor uns, eine Narbe über das Land. Ich ließ mein Pferd an ihrem Rand anhalten. Die Narbe verlief quer über unseren Weg, hatte sich tief in die Feuchtwiesen am südlichen Ufer des Flusses gegraben, dessen Oberfläche nun von unzähligen Regentropfen aufgewühlt wurde. Ich ließ mein Pferd umdrehen und gab vor, dass mich dieser zertrampelte Boden und die tiefen Hufabdrücke nicht interessierten. »Wir reiten zurück«, erklärte ich Beortsig.
    Die Narbe war von Pferden verursacht worden. Finan lenkte seinen Hengst unter dem kalten Regen dicht neben meinen. »Achtzig Männer«, sagte er.
    Ich nickte. Ich vertraute seinem Urteil. Zwei Schiffsbesatzungen waren von Westen nach Osten geritten, und die Hufe ihrer Pferde hatten die Narbe in den feuchten Grund gerissen. Zwei Schiffsmannschaften, die dem Fluss folgten. Wohin? Ich ritt langsamer, damit Beortsig zu uns aufschloss. »Wo, habt Ihr gesagt, feiert Sigurd das Julfest?«, fragte ich.
    »Cytringan.«
    »Und wo ist Cytringan?«
    Er deutete nach Norden. »Eine gute Tagesreise, vielleicht zwei. Er hat dort eine Festhalle.«
    Cytringan lag im

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