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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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»Ehebruch ist eine schwere Sünde«, sagte er, wenn auch nicht sehr leidenschaftlich.
    »Und auch ein Verbrechen«, sagte ich belustigt. »Habt Ihr das Edward erklärt?«
    Er zuckte zusammen. »Das war die Narretei eines jungen Mannes«, sagte er, »und Gott hat das Mädchen bestraft. Es ist gestorben.«
    »Euer Gott ist wahrhaftig gut«, sagte ich ätzend, »aber warum ist es ihm nicht eingefallen, die königlichen Bastarde gleich mit umzubringen?«
    »Sie sind weggebracht worden«, sagte er.
    »Mit Æthelflæd.«
    Er nickte. »Sie haben Æthelflæd von dir ferngehalten«, sagte er, »weißt du das?«
    »Das weiß ich.«
    »Haben sie in Sankt Hedda eingesperrt«, sagte er.
    »Ich habe den Schlüssel gefunden.«
    »Gott behüte uns vor der Sündhaftigkeit«, sagte Beocca und bekreuzigte sich.
    »Æthelflæd«, sagte ich, »wird in Mercien geliebt. Ihr Ehemann nicht.«
    »Das ist bekannt«, gab er kühl zurück.
    »Wenn Edward König wird«, sagte ich, »wird er sich nach Mercien umschauen.«
    »Nach Mercien umschauen?«
    »Die Dänen werden kommen, Pater«, sagte ich, »und sie fangen mit Mercien an. Wollt Ihr, dass die mercischen Herren für Wessex kämpfen? Wollt Ihr, dass der mercische Fyrd für Wessex kämpft? Der einzige Mensch, der sie dazu bringen kann, ist Æthelflæd.«
    »Du kannst es«, sagte mein treuer Beocca.
    Diese Bemerkung bedachte ich mit dem Hohn, den sie verdiente. »Ihr und ich, wir sind Northumbrier, Pater. Sie halten uns für Barbaren, die ihre Kinder zum Frühstück verspeisen. Aber sie lieben Æthelflæd.«
    »Ich weiß«, sagte er.
    »Also lasst sie eine Sünderin sein, wenn es das ist, was Wessex Sicherheit bringt.«
    »Soll ich das etwa dem König sagen?«
    Ich lachte. »Das sollt Ihr Edward sagen. Und sagt ihm noch etwas. Sagt ihm, er soll Æthelwold töten. Keine Gnade, keine verwandtschaftlichen Gefühlsduseleien, keine christlichen Schuldgefühle. Gebt mir einfach den Befehl, und er ist tot.«
    Beocca schüttelte den Kopf. »Æthelwold ist ein Narr«, sagte er wahrheitsgemäß, »und die meiste Zeit ein volltrunkener Narr. Er hat mit den Dänen geliebäugelt, das ist nicht zu leugnen, aber er hat dem König all seine Verfehlungen bekannt, und es wurde ihm verziehen.«
    »Verziehen?«
    »Gestern Abend«, sagte Beocca, »hat er am Bett des Königs bittere Tränen vergossen und dem Thronfolger des Königs die Gefolgschaft geschworen.«
    Ich musste lachen. Als Antwort auf meine Warnung hatte Alfred Æthelwold zu sich gerufen und seine Lügen für bare Münze genommen. »Æthelwold wird versuchen, an den Thron zu kommen«, sagte ich.
    »Er hat aber das Gegenteil geschworen«, sagte Beocca ernst, »er hat auf Noahs Feder und den Handschuh von Sankt Cedd geschworen.«
    Die Feder stammte angeblich von einer Taube, die Noah in jener fernen Zeit von der Arche hatte wegfliegen lassen, als es ebenso unaufhörlich geregnet hatte wie bei dem Wblkenbruch, der in diesem Moment auf das Dach der Zwei Kraniche niederging. Die Feder und der Handschuh des Heiligen gehörten zu Alfreds wertvollsten Reliquien, und zweifellos glaubte er alles, was auf sie geschworen wurde. »Glaubt ihm nicht«, sagte ich, »tötet ihn. Er wird sonst nur für Schwierigkeiten sorgen.«
    »Er hat einen Eid abgelegt«, sagte Beocca, »und der König glaubt ihm.«
    »Æthelwold ist ein betrügerischer Earsling«, sagte ich.
    »Er ist nur ein Narr«, gab Beocca leichthin zurück.
    »Aber ein ehrgeiziger Narr, und noch dazu ein Narr mit einem legitimen Anspruch auf den Thron, und diesen Anspruch werden einige Männer zu nutzen wissen.«
    »Er hat den Anspruch aufgegeben, er hat seine Beichte abgelegt, er hat die Absolution empfangen, und er hat bereut.«
    Was sind wir doch allesamt für Narren. Ich sehe die gleichen Fehler, die immer wieder gemacht werden, von Generation zu Generation, und immer noch glauben wir, was wir glauben wollen. Später an diesem Abend, in der feuchten Dunkelheit, wiederholte ich Beoccas Worte. »Er hat den Anspruch aufgegeben«, sagte ich, »er hat seine Beichte abgelegt, er hat die Absolution empfangen, und er hat bereut.«
    »Und das glauben sie ihm?«, fragte Æthelflæd bedrückt.
    »Christen sind töricht«, sagte ich, »sie sind bereit, alles zu glauben.«
    Sie stieß mich heftig vor den Brustkorb, und ich lachte leise in mich hinein. Der Regen fiel auf das Dach von Sankt Hedda. Ich hätte selbstredend nicht dort sein sollen, aber die Äbtissin, die liebe Hild, gab vor, es nicht zu wissen. Ich war

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