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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Mann.
    »Das werde ich.«
    »Und Ihr, Herr Æthelnoth?«
    »Mit Freuden.«
    »Dann ist der Abt hiermit beauftragt, die Grundstücksgrenzen den entsprechenden Schriftsätzen gemäß festzustellen«, sagte Asser, und die Schreiber kratzten seine Worte aufs Pergament, und der Rat ging zum nächsten Streitfall über, und ich sah Alfred erschöpft zu dem Mann hinüberblicken, der an dem Pult das Dokument kopierte. Gerade hatte der Mann seine Aufgabe abgeschlossen, denn er streute Sand über das Pergament, wartete ein paar Herzschläge lang ab und blies den Sand dann ins Feuer. Er faltete das Pergament und schrieb etwas auf die gefaltete Seite, dann streute er wieder Sand über die Schrift und blies ihn weg. Ein zweiter Schreiber brachte eine Kerze, Wachs und ein Siegel herbei. Das Dokument wurde zum Bett des Königs gebracht, Alfred setzte mit großer Anstrengung seinen Namen darunter und winkte dann Bischof Erkenwald und Pater Beocca heran, damit sie ihre Unterschrift als Zeugen dessen hinzufügten, was immer er auch gerade abgezeichnet haben mochte.
    Als dies getan war, breitete sich unter den Ratsleuten Schweigen aus. Ich vermutete, dass es sich bei dem Dokument um das Testament des Königs handelte, doch als das große Siegel in das Wachs gedrückt worden war, winkte mich der König zu sich.
    Ich ging an sein Bett und kniete mich daneben. »Ich habe zu meinem Andenken kleine Schenkungen bewilligt«, sagte Alfred.
    »Ihr wart von jeher sehr großzügig, Herr König«, log ich, aber was soll man zu einem sterbenden Mann sagen?
    »Das ist für dich«, sagte er, und ich hörte Ælswith scharf einatmen, als ich das eben fertiggestellte Dokument aus der schwachen Hand ihres Ehemannes entgegennahm. »Lies es«, sagte er, »du kannst doch noch lesen?«
    »Pater Beocca hat es mich gut gelehrt«, sagte ich.
    »Pater Beocca macht alles gut«, sagte der König, dann stöhnte er vor Schmerz auf, und sogleich hastete ein Mönch an seine Seite und hielt ihm einen Becher an den Mund.
    Der König nippte daran, und ich las. Es war eine Urkunde. Der Amtmann hatte das meiste abgeschrieben, denn eine Urkunde gleicht der anderen, aber diese nahm mir den Atem. Sie verlieh mir Land, und es waren keine Bedingungen daran geknüpft, wie es Alfred früher einmal getan hatte, als er mir einen Besitz in Fifhaden überschrieb. Stattdessen wurde mir das Land einfach so übertragen, mir und meinen Erben oder wem auch immer ich es einmal schenken wollte, und die Urkunde beschrieb bis ins Kleinste die Grenzen der Ländereien, und die Länge der Beschreibung sagte mir, dass es eine ausgedehnte Besitzung war. Es gab einen Fluss und Obstgärten und Weiden und Dörfer und einen Palas in einem Ort namens Fagranforda, und alles lag in Mercien. »Das Land hat meinem Vater gehört«, sagte Alfred.
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, konnte nur meinen Dank ausdrücken.
    Die kraftlose Hand streckte sich zu mir, und ich ergriff sie. Ich küsste den Rubin. »Du weißt, was ich will«, sagte Alfred. Ich hielt meinen Kopf über seine Hand gebeugt. »Das Land wird dir umsonst gegeben«, sagte er, »und es wird dich reich machen, sehr reich.«
    »Herr König«, sagte ich, und meine Stimme schwankte.
    Seine schwachen Finger schlossen sich fester um meine Hand. »Gib mir etwas als Gegenleistung dafür, Uhtred«, sagte er, »gib mir meinen Seelenfrieden, bevor ich sterbe.«
    Und so tat ich, was er wollte, und was ich nicht wollte, aber er starb, und am Ende war er großzügig gewesen, und wie könnte man etwas einem Mann abschlagen, der nur noch wenige Tage zu leben hat? Also ging ich zu Edward, kniete vor ihm nieder, legte meine Hände zwischen seine und schwor ihm den Treueid. Und einige im Saal klatschten, und andere verharrten in eisernem Schweigen. Æthelhelm, der leitende Berater des Witans, lächelte, denn ihm war klar, dass ich nun für Wessex kämpfen würde. Mein Cousin Æthelred erschauerte vor Wut, denn ihm wiederum war klar, dass er sich niemals König in Mercien nennen konnte, solange ich Edwards Willen erfüllte, während Æthelwold sich gefragt haben muss, ob er jemals Alfreds Thron übernehmen würde, wenn er sich zuvor an Schlangenhauch vorbeikämpfen muss te. Edward zog mich auf die Beine und umarmte mich. »Danke«, flüsterte er mir zu. Dies war am Mittwoch, dem Wotanstag, im Oktober, dem achten Monat des Jahres, und dieses Jahr war 899.
    Der nächste Tag war Thor geweiht. Der Regen ließ nicht nach, wurde in dichten Schwaden herangetrieben, die

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