Ultimative Gelüste
gesagt, dass er es dir sagen wollte, so sehr hat er dir vertraut. Nach nur einem Abend. Und dann haut es ihn montags so aus den Socken…“
Dieter sah mich an, auf eine möglich Antwort wartend, die nicht kam. Dann ging er aus dem Büro. Ich war mit der Welt am Ende. Woher hätte ich wissen sollen, was ihm widerfahren ist? Mir war hundeelend und zum Heulen zumute. Wie in Trance brachte ich den Rest des Tages hinter mich, fuhr dann nach Hause.
Dort angekommen fiel mir die Decke auf den Kopf. Ich musste raus, frische Luft schnappen. Ich lief ziellos durch die Straßen, 1000 Gedanken schossen mir durch den Kopf. In mir rangen Wut, Ärger und Schmerz miteinander, ohne dass eines der Gefühle wirklich die Oberhand erringen konnte.
Ich erreichte den Stadtpark und setzte mich auf eine Bank. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich dort gesessen hatte, als ich merkte, dass jemand neben mir saß. Welcher Penner will mir ausgerechnet jetzt auf die Nerven gehen? Ich drehte mich zu der Person und setzte zu einer entsprechenden Bemerkung an, verstummte aber sofort.
Kapitel 5 - Im zweiten Anlauf
„Hallo Sabine…“
Der Boden unter meinen Füßen schwankte, mein Verstand schlug Funken und meine Gefühle befanden sich im Schleudergang einer Waschmaschine. Robert! An meiner Seite… Mein Herz hörte für einen klitzekleinen Moment auf, zu schlagen.
„Ha… hallo Robert…“, sagte ich verwirrt. „Wie… wo… Wo warst du?“
„Rumgelaufen“, kam die lapidare Antwort. „Musste nachdenken. Und dann habe ich dich hier sitzen sehen. Und, naja, ich… Das heute Morgen tut mir leid. Aber ich…“
„Schon gut, es war mein Fehler. Ich hätte dir sagen sollen, dass ich geschieden bin. Ist ja auch kein Geheimnis…“
„Nein“, sagte er. „Aber es hat schon wehgetan, dass ich es von Dieter erfahren habe. Warum hast du es mir nicht gleich gesagt?“
„Ich wollte nicht, dass du denkst, dass ich auf Männerjagd oder so etwas bin.“
„Irgendwo verständlich. Du bist ledig, siehst attraktiv aus, da kommt einer, den man nicht kennt… möchte man kennen lernen und hat Angst, er könnte das falsch verstehen.“
„So in etwa“, sagte ich zustimmend.
Plötzlich spürte ich, wie er meine Hand in seine nahm. Er streichelte sie sanft. Ich spürte auch, dass er mir noch etwas sagen wollte und strich mit meiner freien Hand über seine. Er hielt inne und seufzte.
„Ich nehme an, Dieter hat dir gesagt, warum ich wieder hier bin?“
Ich nickte leicht.
„Gut. Dann weißt du Bescheid. Abstand, Ruhe, ein Job, der mich ablenkt. Eigentlich will… wollte ich nicht mehr.“
„Und… uneigentlich?“ fragte ich zögernd.
„Kannst du dich an unser Treffen im Supermarkt erinnern?“
Ich nickte wieder, musste aber fast zwanghaft an die Bananen und die Butter denken. Das Gefühl seiner Hand tat ein Übriges. Ein wohliges Gefühl meldete sich in mir zu Wort.
„Naja“, setzte er an. „Als ich dich da sah, so leicht – äh – derangiert, dachte ich nur ‚Wow‘.“
Ich musste unwillkürlich lachen. Derangiert. Ich war an dem Morgen komplett neben mir.
„Und da fiel mir ein, dass ich dich schon irgendwo gesehen hatte. Ich wusste nur nicht wo.“
„Auf der Kunstausstellung. Ich stand direkt neben dir, als du dich mit der Tante vom Künstlerverein unterhalten hast.“
„Stimmt, die cremefarbene Bluse. Jetzt. Ist mir so aufgefallen, weil der Rest der Clownsveranstaltung eher nix mit ausgewogener Farbauswahl am Hut hatte.“
Was? Ein Mann, der auf Farben achtet? Wo gibt’s denn sowas? Und wieso dann das Hawaii-Hemd?? Ich verstand einiges nicht mehr. Ich fragte ihn einfach, er lachte laut auf.
„Ach das? Mir war einfach danach. Einfach mal antesten, wie die hier in der Provinz so reagieren. Hat aber scheinbar keinen interessiert.“
„Wie auch?“ gab ich ebenfalls lachend zurück. „Das ist hier mittlerweile Standard. Aber irgendwie sah es gut an dir aus. Passte so richtig zu deiner gebräunten Haut.“
„Findest du? Ich kam mir albern vor…“
Albern fand ich höchstens, dass wir wie die Teenager auf einer Bank saßen und über Hawaii-Hemden philosophierten. Ich fühlte mich nämlich fast schon wieder so gut wie Freitagabend. Das wunderbar wohlige Gefühl strahlte in meinen ganzen Körper aus. Ich schlug vor, noch etwas zu trinken. Ich hätte die ganze Welt umarmen können.
Wir gingen wieder in den Biergarten, tranken, redeten und scherzten miteinander, wobei ich auch die Sache mit dem Französisch und der
Weitere Kostenlose Bücher