Ultimative Gelüste
meldete sich mit einer Intensität, die ich noch nie gespürt hatte.
„Wernicke, Robert Wernicke. Schön, Sie kennen zu lernen, Frau Dahlen. Dann würde ich sagen, fangen wir mal an.“
„Ja, dann… Ich… ich bin... gerade dabei, die Post... Wochenende… sortieren…“, stammelte ich nur und setzte ein dümmliches Grinsen auf.
„Ok, sie können mich ja dann anschließend herumführen und mir alles zeigen.“
Alles zeigen, wie gerne würde ich das! schoss es mir durch den Kopf. Aber zunächst versuchte ich, wieder Herrin meiner Sinne und vor allem meines Verstandes zu werden. Irgendwie schaffte ich es, den Rest des Tages ohne größere mentale Verluste zu überstehen, obgleich das ein oder andere Wort von ihm in mir Gedanken weckte, die mit dem eigentlichen Kontext absolut nicht in Verbindung standen.
Als ich dann am Abend nach Hause kam, stellte ich meine Sachen in der Küche ab, zog die Schuhe aus und legte mich aufs Sofa. Dann rief ich dann Andrea an und berichtete ihr von der Neuigkeit. Natürlich auch davon, was in mir vorgegangen war. Sie sah es, wie üblich, von der praktischen Seite.
„Was willst du denn? Das ist doch perfekt. Du kannst jetzt ganz langsam alles über ihn in Erfahrung bringen.“
„Wie soll ich das, wenn ich jedes Mal zu stottern beginne, wenn ich ihn nur anschaue.“
„Sabine, du bist eine Frau von 42 und keine Teenie-Göre mehr. Bleib doch ruhig. Hör ihm zu, beobachte ihn ein bisschen… Und geschickt ausfragen… Schließlich willst du ja wissen, ob er ohne Frau ist.“
Wir besprachen noch verschiedene Vorgehensweisen, wogen unterschiedliche Strategien ab und verabredeten uns für den kommenden Samstag. Nach dem Telefonat seufzte ich. Das würde nicht einfach werden. Aber frisch gewagt ist halb gewonnen.
Die nächsten Tage zeigte ich Robert – in meinen Gedanken nannte ich ihn bereits beim Vornamen – die Abläufe im Unternehmen, während er damit begann, sich um die Auslandskunden zu kümmern. Dabei stellte ich fest, dass er ein fließendes, fast akzentfreies Englisch sprach und auch mit Französisch kaum Probleme hatte.
Als ich ihn auf seine Sprachkenntnisse ansprach, lächelte er und meinte, dass dies immerhin etwas sei, was er ganz gut könne. Und fügte dann noch hinzu, dass das beispielsweise für Kochen nun nicht gerade gelte.
„Können Sie mir sagen, wo man hier gut essen gehen kann?“ fragte er mich dann unvermittelt.
„Kommt darauf an, was Sie bevorzugen“, entgegnete ich, während in mir eine Idee heranreifte. „Sie kennen sich hier also nicht so gut aus?“
„Nicht wirklich. Ich bin zwar hier geboren, aber nach der Schule von hier weggegangen. Hat sich seitdem vieles verändert“, sagte er mit einem leicht wehmütigen Blick in den Augen.
Ich beschloss, die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Ich schlug ihm vor, dass ich ihm am Freitagabend die Stadt zeigen könne, wo man welche Restaurants findet oder auch noch ein gutes Glas Wein zu sich nehmen könne.
„Das wäre eine gute Idee“, befand er und lächelte wieder sein umwerfendes Kleiner-Junge-Lächeln. „Aber was sagt Ihr Mann dazu?“
Treffer, versenkt. Ich spürte, wie ich rot wurde. Was jetzt? Was antworten? Sagen, dass ich geschieden sei und er dann denkt, ich bin auf der Jagd nach einem Mann? Auch wenn da sicherlich etwas Wahres dran ist. Ich griff zu einer Notlüge.
„Oh, der… der wird sicherlich nichts dagegen haben, wenn ich einem neuen Kollegen ein wenig die Stadt zeige“, kam meine leicht zögerliche Antwort.
„Ok, bringen Sie ihn doch einfach mit“, schlug er vor und meine Gedanken Rad.
„Äh, ja. Ich… ich werde… ihn fragen…“, war alles was ich dazu noch sagen konnte. Auf die Idee, selbiges hinsichtlich seiner vermutlichen Ehefrau vorzuschlagen, kam ich nicht.
„Und wo treffen wir uns?“, fragte er.
„Vor der Kirche. Immerhin steht die noch immer am gleichen Platz wie früher“, scherzte ich, froh, die letzte Klippe gut umschifft zu haben.
„Gut dann treffen wir uns übermorgen so gegen sieben Uhr vor der Kirche“, lächelte er und wendete sich wieder seinen Kunden und Unterlagen zu.
Die Zeit bis zum Treffen verging im Schneckentempo. Als ich am Freitagnachmittag nach Büroschluss in meine Wohnung kam, räumte ich im Eiltempo auf, saugte wie ein Irrwisch durch die Wohnung und duschte danach ausgiebig. Beim Blick in den Kleiderschrank fiel mir siedend heiß ein, dass eine Kleiderordnung keine Erwähnung gefunden hatte.
Da auch noch die Lokalität
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