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Ultimo

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Titel: Ultimo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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die Treppe nach oben.Nina bleibt ihm eisern auf den Fersen. Sie hat eine gute Figur und ist ganz schön fit. Da muss sich Zoff tüchtig anstrengen. Was er auch tut.
    „Warte doch“, keucht sie nach drei Vierteln des Wegs und versetztihm einen Klaps aufsHinterteil.Tatsächlich verringert Zoff ein wenig das Tempo.Während des gesamten Laufs bergauf fühlt er sich einfach fabelhaft. Dannstehen sie mit rasselndem Atem nebeneinander auf der Aussichtsplattform, ein verirrter Sonnenstrahl kitzelt seine Nase, und er denkt an Marlene.
    „Was hast du denn?“, erkundigt sich Nina. „Du bist auf einmal so bleich.“
    „Keine Ahnung. Hat nichts zu bedeuten“, meint er kurz angebunden und betrachtet die Dächer der Stadt, aber Nina spürt, dass etwas nicht stimmt, greift nach seiner Hand und drückt sie ganz fest.
    Sie könnten den Rückweg ja ganz langsam angehen, schlägt sie vor. Es sei genug Zeit. Wenn sie gegen neun nach Hause kämen, sei Julia wahrscheinlich gerade mit dem Frühstück fertig.
    Zoff findetes unheimlich lieb von seiner Tochter, dass sie die Eltern zum Joggen schicktund sichwährenddessen ums Frühstück kümmert. In ihrem Alter wäre ihm so etwas nicht eingefallen. So kreativ war er nie.
    „Unsinn. Das Sensible hat sie von dir“, widerspricht Nina. „Du bist doch der Romantiker. Der Impulsive. Ein typischer Luftmensch eben.“
    „Gerade das wirfst du mir ja vor.“
    „Ab und zu stört es mich. Im Augenblick nicht. Da gefällt es mir sogar.“Zärtlich küsst sie ihn und streichelt seine Wangen.Zoff schließt die Augen und hält ganz still.
    „Womöglich ist es doch so, dass sich Gegensätze anziehen“, flüstert sie.
    Er nickt, ohne daran zu glauben.
    Wenn du doch bloß deine Zurückhaltung aufgeben könntest, denkt er sich dabei. Wenn du mir vertrauen würdest. Wenn du den Mut hättest, dich fallen zu lassen. Dich völlig einzulassen auf mich.
    Obwohlsie verheiratet sind,ist da diese eigenartige Distanz zwischen ihnen. Da stößter sich an ihrer Schale den Schädel wund. Jahr für Jahr, Tag für Tag, und Stunde für Stunde. Trotzdem verehrt er sie.
    „Ach, Nina.“Sanft nimmt Zoff seine Frau in die Arme, küsst sie, drückt sie so, dass sie seine zunehmende Erregung spüren kann, und verbucht traurig ihre spontane Erstarrung.
    „Lass uns besser weiterlaufen“, lächelt sie bang und fährt ihm verlegen durchs Haar. „Langsam wird mir kalt.“
    Während Zoff und seine Frau Hand in Hand vorbei am Standbild des steinernen Löwen zum Grazer Wahrzeichen, dem Uhrturm, traben, drückt der Wind erste Wolkenbänke aus dem Grenzland über die Stadt.
    ***
    Montag, 17. Oktober, 8 Uhr.
    Hektisch klingelt in einer Villa am Wiener Stadtrand das Telefon.
    Der Direktor des Bundesverfassungsdienstes hebt sofort ab.
    „Hallo? Berg spricht.“
    „Wer sonst?“, knurrt der Anrufer grußlos. „Wieso läuft die Zusammenlegung der beiden Geheimdienste so schleppend?“
    „Weil unser Herr Innenminister alles tut, um die Sache zum Scheitern zu bringen. Er intrigiert, er droht,er tobt. Ich muss vorsichtig sein. Dieser machtgeile Choleriker ist nicht ungefährlich. Nur gut, dass der Kanzler so hinter mir steht.“
    „Ja. Nützen Sie diese Stärke.“
    „Das tue ich. Die grundsätzlichen Weichen sind gestellt. Jetzt beginnt die Detailarbeit, und die ist schwierig.“
    „Ich weiß, aber die Zeit drängt. Geben Sie Gas. Schaffen Sie Fakten. Setzen Sie die Leute an die Schaltstellen des neuen Dienstes, die ich dorthaben will.“
    „Das ist im Gange. Sie werden zufrieden sein.“
    „Die Situation in Salzburg macht mir Sorgen. Die Sozialistensuchen Kontakt zu Rieder, und der scheint sie zu ermuntern. Sein Verhältnis zum Kanzler ist gar nicht gut.“
    „Man hätte Rieders Verbleib in Salzburg nicht zur Koalitionsbedingung machen dürfen. Seinerzeit.“
    „Ja. Das war nicht besonders klug.“
    „Wenn die Liberalen die Seiten wechseln, kommen die Roten ans Ruder. Dann können wir einpacken. Gut, dass Spitzer und seine Niederösterreicher auf unserer Seite sind.“
    „Ob der stark genug ist, Rieder auszustechen, bezweifle ich.“
    „Mit unserer Unterstützung wird es gelingen.“
    „Rieders Sommerhaus ist abgebrannt. Waren wir das?“
    „Gott bewahre.Das kommt aus einer ganz anderen Ecke. Anscheinend bringt er gerade eine Menge Leute gegen sich auf. Falls er ernsthaft mit den Roten redet, wird er noch ganz andere Probleme bekommen.“
    „Na gut. Bringen Sie Ihre Leute in Stellung. Wir müssen informiert sein, um

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