Ultimo
angerufen“, nuschelt der Sekretär im grauen Anzug ein wenig hilflos und lächelt linkisch. „Er verlangt sofortige Unterstützung.“
„Ach so.“ Boshaft blinzelt der Ressortleiter seinem Sekretär zu, umrundetden Schreibtisch und kommt näher. „Natürlich. Er verlangt. Hören Sie zu, Pechstein. Dieser Herr Freiher kann von mir gar nichts verlangen. Der kann mich maximal ersuchen. Mich freundlich bitten. Schließlich hat er ein Problem, nicht ich, oder?“
„Freiherberuft sich auf die Regierungszusammenarbeit.Faselt von Solidarität. Rieder braucht Schutz und Hilfe, sagt er. Dringend.“
„Und da kommt er zu mir. Genau zu jenem Minister, den sein sauberer Bundesparteiobmann seit Jahren angreift. Bis aufs Messer bekämpft. Das ist die Wahrheit. Rieder und ich hassen einander. Gerade wegen dieser unseligen Koalition zwischen unseren Parteien. Ich war dagegen, und Rieder zahlt mir das heim, so oft er kann. Mit Wonne. Und jetzt soll ich ihn schützen?“
„Immerhin hat man Rieders Landsitz niedergebrannt und seinen Hund umgebracht. Und dazu dieses seltsame Schreiben. Was denn, wenn ihn jemand persönlich attackiert? Wenn wir dieses Hilfeansuchen ablehnen, könnte es gefährlich werden.“
„Gefährlich? Ja. Fragt sich bloß, für wen. Für mich? Glauben Sie das wirklich?“ Der Minister lacht. „Nein, Pechstein. Nein, nein. Natürlich werde ich das Ersuchen ablehnen. Wer will mich daran hindern? Niemand.“
„Und wenn er die Medie n mobilisiert?“
„Das soll er nur probieren. In diesem Land schreibt niemand etwas, das gegen mich gerichtet ist. Zumindest nicht öffentlich.“
„Und das Fernsehen?“
„Dort sitzen unsere verlässlichsten Freunde.“
„Dann bleibt ihm immer noch das Ausland.“
„Welches Ausland?“
„Deutschland vielleicht.“
„Seit wann interessiert die Preußen, was in unserem Österreichpassiert? Für die sind wir so etwas wie Berggorillas in Lederhosen. Exoten. Nein, nein, da sehe ich überhaupt kein Problem. Der langen Rede kurzer Sinn: Drücken Sie unserem lieben Herrn Freiher mein aufrichtiges Bedauern aus, Pechstein. Aber bloß telefonisch. Die sollen für ihren Herrn Oberbürgermeistereine private Leibwache anheuern, wenn er sich bedroht fühlt. Von mir kriegt er nichts.“
„Wir weisen auf die Beispielsfolgen hin.Auf die angespannte Budgetl age, richtig?“
„Genau, Pechstein. Sagen Sie dem Mann, es sei keine konkrete Gefährdungslage erkennbar. Was ist mit der Personalliste für unseren neuen Geheimdienst?“
„Ist bereits fertig. Sie müssen die Akte nur noch mit ihrer Unterschrift versehen. Ich bringe sie persönlich zu Herrn Berg und anschließend ins Kanzleramt.“
„Recht so, Pechstein. Recht so. Und überlegen Sie sich jemanden, der unsere Personalabteilung übernimmt. Dort will ich frisches Blut.“
„Es gäbe da einen wirklich fähigen Kollegen aus Vorarlberg. Bezirksparteisekretär, attraktiv, redegewandt und aus gutem Hause.“
„Klingt gut, Pechstein. Klingt sehr gut. Obwohl wir dort eigentlich einen Juristen bräuchten.“
„Mein Kandidat hat sich aber doch immer mit so viel Herzblut für die Partei engagiert. Von Kindesbeinen an. Ich könnte keinen verlässlicheren Kollegen empfehlen. Aber falls ein Studium tatsächlich mehr zählt als Engagement und Loyalität, muss ich das natürlich zur Kenntnis nehmen.“
„Mein Gott, Pechstein“, brummt der Minister väterlich und verdreht theatralisch die Augen. „Wieso denn immer gleich so beleidigt? Das war keine Spitze gegen den Mann. Wirklich nicht. Besorgen Sie mir die nötigen Unterlagen über Ihren Freund, und stellen Sie ihn mir bei Gelegenheit vor. Das mit dem fehlenden Studium kriegen wir hin. Wenn mir der Kerlzusagt, bekommt er den Job. Mit oder ohne Studium. Und jetzt raus mit Ihnen. Sie wissen ja, ich habe zu tun.“
***
Während Pechstein in Wien das Büro des Innenministers verlässt, brausen Oberstleutnant Peter Zoff und Chefinspektor Martin Forstinger20 Kilometer südlich von Graz auf der Autobahn in Richtung Grenze.
Ob er schon mit den Kollegen der Zollfahndung gesprochen habe, fragt Zoff seinen Begleiter, schließt die Akte, in der er gerade nochgeblättert hat, und legt sie auf die Rücksitzbank.
Forstinger hat alles erledigt. Die Kollegen erwarten sie in Voggau. Im Gasthof Wimmer, direkt neben der Volksschule. Er habe ihnen den bevorstehenden gemeinsamen Einsatz noch einmal grob skizziert, berichtet er. Zoffs Ideendazu seiensofort begeistert aufgegriffen
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