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Ultimo

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Titel: Ultimo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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Zoff und schließt das Fenster. Schlagartig reduziert sich der Verkehrslärm auf ein dumpfes Rauschen. „Ich hasse diese Stadt“, gesteht er, dreht sich um, betrachtet die wild zusammengewürfelten alten Möbel, zieht gereizt die Augenbrauen hoch und seufzt. Es stinkt hier. Aber wonach?
    „Mach dir nicht ins Hemd“, meintForstinger, streicht das zerknitterte weiße Langarmshirt um die Brust herum glatt und reibt sich mit der Linken die stoppelbärtige Wange. Glatzköpfig, mit schwarzem Bartansatz und zwei breiten Goldketten um den Hals, hätte er ebenso gut als Mafioso durchgehen können, wie als Kriminalist. „Ob du Wien besonders magst oder nicht, interessierthierdoch keinen. EinenGroßen Braunenkannst duhaben. Echten Meinl Kaffee. Wiener Mischung. Na, wenn das kein tolles Angebot ist?“
    „Her damit“, erwidert Zoff, zieht sein Sakko aus, wirft es auf den Schreibtisch, setzt sich und schließt einen Moment lang die Augen. Dabei langter in seine Hosentasche, holt eine Medikamentenschachtel hervorund schluckt eine Tablette.
    „Schmerzen?“,fragtForstinger, kratzt sich am Kopf, gähnt und schiebt eine gefüllte Kaffeetasse über die Breitseite der beiden zusammengestellten Pulte.
    Zoff nickt, nimmt die Tasse vorsichtig entgegen und trinkt. Der Kaffee ist heiß und sehr stark. Schlecht für den Magen. Ganz schlecht, aber er scheißt drauf.
    Dem Büro für Interne Angelegenheiten, dem Zoff während der nächsten Wochen unfreiwillig angehört, steht das gesamte dritte Stockwerk zur Verfügung. Ab der vierten Etage macht sich das Bundeskriminalamt breit, und den unteren Teil des Komplexes hat sich das Einsatzkommando unter den Nagel gerissen.
    Die hätten schon eine eigene Kanzlei für mich auftreiben können, wenn sie gewollt hätten, ärgert sich Zoff. Die haben genug leer stehende Räume in diesem miesen Plattenbau, diese Mistkäfer. Stattdessen darf er sichmit diesem Forstingereine etwas zu groß geratene Besenkammer teilen. Arschlöcher.
    Woran er gerade denkt,willsein Kollege wissen.
    „An uns zwei natürlich“, grinst Zoff. „Schön, dass ich dir in diesem Loch Gesellschaft leisten darf. Wie kamen diese Idioten denn auf die Idee, in einem fast neuen Gebäude uraltes Mobiliar zu verwenden?“
    „Überschreitung der Baukosten. Die hatten keine Kohle mehr.“
    „Ist nicht wahr.“
    „Doch. Aber was soll ’ s? Eh egal. Wir haben Freitag, und um 15 Uhr ist Schluss hier. Dann geht es ab nach Hause.“
    Zoff nickt ein wenig zerstreut, gießt reichlich Milch in die schwarze Brühe, rührt um, kostet noch einmal vorsichtig, trinkt, und denkt dabei an seine Verabredung mit Marlene. Über zwei Jahre sind sie jetzt zusammen und er ist immer noch unheimlich verknallt in sie, aber an seiner Frau liegt ihm genauso viel. Er hat Nina versprochen, die Affäre zu beenden.Jetzt muss er zu seinem Wort stehen.
    Müdeschiebt er die Tasse zurück, blättert in der Zeitung und bricht mit Forstinger eine Diskussion über die bevorstehenden Bundesligaspiele vom Zaun. Sie streiten ziemlich heftig, denn Forstingerist Rapidanhänger und Zoff drückt Sturm Graz die Daumen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich deshalb früher oder später gegenseitig den Schädel einschlagen,istalso relativ hoch.
    Gegen neun klingeltZoffs Telefon. Korner willihn sehen.
    Eigenartig. Seit seinem Dienstantritt vor einem Monathater seinen vorläufigen Vorgesetzten nicht mehr zu Gesicht bekommen.
    „Du musst zum Chef? Wieso?“
    „Er braucht noch jemanden zum Zweierschnapsen.“
    Verdattert klappt Forstinger den Mund zuund schweigt beleidigt.
    Grinsend verlässt Zoff das Büro. Die Luft im schmalen, viel zu spärlich mit Tageslicht versorgten Korridorist ziemlich abgestanden, und an der Decke zeigen sich schwarze Flecken.Schimmel. Dabei ist das Gebäude ja noch gar nicht so alt. Lustlos trottet Zoffan Aufzug und Toiletten vorbei, passiert das Büro des Journaldienstes und klopft an Korners Tür.
    Der schlanke, knapp 35-jährige Brigadier begrüßt ihn freundlich, deutet auf den Sessel gegenüber und leckt sich mit der dicken Unterlippe über seine merklich schmälere Oberlippe. Der Chef des Büros für Interne Angelegenheiten ist hochgewachsen, hat sehr helles Haar und ziemlich viele Sommersprossen um die Nase. Zur hellen Hose trägt er ein elegantes dunkles Sakko und ein hellblaues Hemd mit offenem Kragen.
    „Kaffee?“
    „Wenn er gut ist“, meint Zoff gleichgültig und schaut zu, wie Korner zwei Tassen füllt.
    Er habe etwas gegen Zwang,

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