Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel
Gedanken darüber gemacht, wie ein Fahrrad funktionierte.
Rick nahm sich als Erstes die Kette vor und versuchte sie wieder über einen der Zahnkränze am Hinterrad zu ziehen. »Ja, echt übel. Ich werde bestimmt eine Stunde brauchen oder auch länger.«
Jason nickte. Sie würden ihre Pläne ändern müssen. »Können wir dir helfen?«
»Jetzt noch nicht. Später sicher, bei den anderen.« Rick zeigte auf die alten Fahrräder der Moores, die Nestor ihnen am gestrigen Nachmittag schon zur Verfügung gestellt hatte. »Bei denen gibt es nur kleine Probleme mit dem Rahmen. Aber um sie wieder gerade zu biegen, müssen wir mindestens zu dritt sein.«
Jason suchte in seinen Taschen herum. »Wo habe ich bloà die Liste hingetan?« Doch er konnte den Zettel nicht finden. Klugerweise machte Julia keine Bemerkungen über die Ordentlichkeit ihres Bruders oder sein Organisationstalent.
Wenige Schritte von ihnen entfernt kippte Nestor gerade seine mit Laub und trockenen Zweigen beladene Schubkarre aus und bückte sich mühsam, um den kleinen Haufen anzuzünden.
Rick wählte einen Schraubenzieher und setzte ihn als Hebel ein, um die Kettenglieder über die Zähne des Zahnkranzes zu ziehen.
»Während du mit den Fahrrädern beschäftigt bist, könnten Julia und ich die Zimmer durchsuchen, die wir noch nicht kennen«, schlug Jason vor.
»Fahrräder?«, protestierte Rick. »Ich will gleich mal klarstellen, dass ich mich jetzt um mein Rad kümmere und dass ihr mir bei den anderen helfen müsst.«
»In Ordnung«, stöhnte Jason. »Aber bis dahin kämmen Julia und ich die Zimmer durch. Vielleicht finden wir irgendwelche anderen nützlichen Hinweise. Kommst du, Schwesterchen?«
Julia hatte keine groÃe Lust, wieder ins Haus zu gehen. Sie musste immer noch an den Mann denken, den sie hinter dem Dachfenster zu sehen geglaubt hatte. Zum allerersten Mal machte ihr der Gedanke Angst, die Villa zu erkunden.
Am liebsten hätte sie gesagt, dass sie es vorziehe, im Garten zu bleiben und Rick zu helfen. Doch dann rief sie sich zur Vernunft: Jason war derjenige, der ein bisschen spann, zu viele Comics las und überall Gespenster sah. In Wirklichkeit, redete sie sich ein, war da niemand gewesen. Das Dachfenster lag sehr hoch und deshalb konnte auch der Schatten einer Wolke oder eines vorbeifliegenden Vogels so ausgesehen haben wie der eines Menschen. »Aber er hatte einen Hut auf«, murmelte sie leise vor sich hin.
Die Zwillinge gingen zuerst in die Küche und von dort aus ins Esszimmer. Jason schaute hinter die geblümten Vorhänge und betrachtete die Bilder an der Wand. Es waren vier Stiche aus dem 19. Jahrhundert mit Szenen aus dem Alten Testament. Dann öffnete er das Türchen eines alten Ofens und sah hinein, aber da war nichts. In den Schubladen der einzigen Kommode im Raum lagen nur Tischdecken und Servietten.
»Ich glaube, hier ist nichts.« AnschlieÃend machte er sich daran, das angrenzende Wohnzimmer zu inspizieren. Er steckte den Kopf in den Kamin und spähte zum Schornstein hinauf, schob Bücher zur Seite und guckte unter der Statue eines Windhunds nach. Betrübt stellte er schlieÃlich fest, dass es auch im Wohnzimmer nichts Auffälliges zu entdecken gab.
Julia war es ganz ähnlich ergangen. »Was genau suchen wir eigentlich?«
»Irgendeine Kleinigkeit, die wir übersehen haben«, sagte Jason nachdenklich. »Irgendetwas, das auÃergewöhnlich ist. Etwas, das uns mehr über die Reisen des ehemaligen Besitzers verrät, über die Tür oder über die Rolle, die Oblivia in dieser Geschichte spielt.«
Während sie ein zweites Esszimmer und anschlieÃend das Telefonzimmer durchsuchten, erzählte Julia, was sie von Nestor über Ulysses Moore und dessen Frau erfahren hatte. »Er sagte, es sei ein Fehler gewesen, Oblivia Newton in die Villa Argo einzuladen. Ein schlimmer Fehler. Aber ich glaube nicht, dass er mehr darüber weiÃ.«
Sie betraten das steinerne Zimmer und blieben vor der Tür zur Zeit stehen.
»Wenn du nach einem Geheimnis suchst, findest du es sicher dort«, sagte Julia und fröstelte bei dem Gedanken.
Jason bückte sich und hob ein paar Sandkörner auf, die vor der Tür lagen. »Die hier beweisen, dass wir nicht verrückt sind«, flüsterte er. Dann fragte er: »Hast du die Schlüssel?«
Julia nickte.
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