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Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Titel: Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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abgeschlossen.«
    »Aber Julia ist doch keine Kriminelle!«
    »Dann geh zu ihnen und erzähl ihnen das«, spottete Dagobert. »Wer ohne Erlaubnis nachts in der Festungsanlage unterwegs ist, gilt automatisch als Dieb. Das ist ein Befehl des …«
    Jason zuckte mit den Schultern. »Jaja, ich weiß, ein Befehl des Priesters Johannes. Dieser blöde Kerl!« Mit der Wut kehrte auch Jasons Entschlossenheit zurück. Er schlug mit der Faust auf seinen Oberschenkel. »Ich muss mit jemandem sprechen. Und ich muss meine Schwester wiederfinden.«
    »Viel Glück!«
    »Wo ist das Gefängnis?«
    »Ungefähr in die Richtung«, antwortete Dagobert und zeigte auf die zahllosen Dächer der Festung.
    »Bemüh dich nicht, ich komme da auch allein hin«, erwiderte Jason genervt.
    »Das musst du auch. Du besitzt nämlich nichts, mit dem du mich bezahlen könntest«, sagte Dagobert.
    Bei dem Gedanken, sich auf eigene Faust in dieses Labyrinth aus Gassen und Gebäuden zu wagen, verspürte Jason einen Anflug von Panik. Er überspielte ihn, indem er in besonders verwegenem Ton meinte: »Ich glaube, ich gehe zuerst am Adlerstall vorbei und nehme dann die Abkürzung über Hundert Pfauen, das müsste am schnellsten gehen.« In Wirklichkeit sagte Jason nur Ortsnamen auf, die er sich aus Ulysses Moores Notizbuch gemerkt hatte.
    Dagobert war beeindruckt. »Weißt du wirklich, wie du dahinkommst?«
    »Bei der Mauer rechts, dann links, dann die Treppe hoch, zurück in den Olivenhain, links, noch mal links, dann ganz leise am Wohnhaus der Hohen Herren vorbei, die Treppe der Zwei Löwen hinunter und bis zum Brunnen«, fuhr Jason fort, indem er in umgekehrter Reihenfolge den Weg beschrieb, auf dem sie hergekommen waren. Er tippte sich mit einem Finger an die Schläfe und lächelte. »Es ist alles hier drinnen, verstehst du? Ich habe ein phänomenales Gedächtnis! Deshalb hat Julia das Notizbuch«, schwindelte er. »Ich kann mich an alle Wegbeschreibungen erinnern, die in dem Heft stehen.«
    Dagobert wusste nicht so richtig, ob er Jason glauben sollte.
    »Sogar an die zum Brunnen der Ewigen Jugend«, flüsterte Jason und schnalzte mit den Fingern. »Ja, ich denke, ich werde da ein Gläschen trinken, nachdem ich Julia gerettet habe.«
    »Du lügst«, sagte Dagobert.
    Lässig verabschiedete sich Jason. Insgeheim hoffte er, dass Dagobert ihm auf den Leim gehen würde. »Vielleicht«, sagte er. »Aber wenn nicht, dann wirst du wahrscheinlich nie den Weg zum Brunnen der Ewigen Jugend finden.«
    »Lasst mich frei!«, schrie Julia.
    Sie befand sich in einer niedrigen in den Fels gehauenen Wachstube, die von fettigem schwarzem Rauch erfüllt war. Zwei Soldaten befahlen ihr, ihre Kleidung gegen einen verschlissenen, stinkenden Kittel zu tauschen. Ihre Sachen wurden mitsamt Ulysses Moores Notizbuch in einer Truhe eingeschlossen.
    Barfuß, verängstigt und frierend hüpfte Julia auf dem eiskalten Fußboden von einem Bein aufs andere.
    Inzwischen hatten sich die Soldaten einen alten Mann mit schmutzigem Gesicht und kahlem Schädel vorgenommen, dessen Augen wie bei einer Kröte hervorquollen. Anders als Julia gehorchte der Alte den Befehlen der Wachmänner aufs Wort, so als sei die Prozedur für ihn etwas Alltägliches. Seine übel riechenden Kleidungsstücke kamen allerdings nicht in die Truhe, sondern wurden sofort ins Feuer geworfen.
    »Na, Meisterdiebe sind diese beiden ja nicht gerade«, meinte ein Soldat lachend und wandte sich von ihnen ab.
    »Es tut mir leid«, flüsterte der Alte mit den Krötenaugen Julia zu.
    Julia war außer sich vor Wut. »Wovon reden die bloß die ganze Zeit? Ich bin doch keine Diebin! Ich war im Donnerlabor, weil ich nach einem Freund gesucht habe!«
    »Ach, wirklich?«, fragte der Soldat, der sich zu ihr umgedreht hatte. »Und was ist dann mit ihm?«
    »Ich kenne ihn nicht!«, beteuerte Julia.
    Der Soldat stemmte die Hände in die Hüften. »Dem Geruch nach zu urteilen, würde ich vermuten, dass wir einen Abflussdieb gefangen haben. Stimmt’s?«
    Der Alte nickte. »Ich bin Rigobert. Erinnerst du dich an mich?«, meinte er dann leise zu Julia.
    »Aha! Ihr kennt euch also doch!«, rief der Soldat triumphierend.
    »Aber das stimmt nicht! Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen!« Julia machte zwei schnelle Schritte auf den Soldaten zu. »Ich bitte Sie … Hören Sie mir zu: Ich bin eine Freundin von Black Vulcano … Ich bin zu ihm nach Hause gegangen, um ihm eine Nachricht zu hinterlassen. Ich muss mit ihm reden. Sie brauchen ihn nur zu

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