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Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Titel: Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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mal, wer du bist.« Jason war inzwischen ziemlich wütend.
    »Wer ich bin … Nun, das hängt davon ab, durch welche Tür ich gehe. Wenn ich mich für die da entscheide, dann bin ich der Probst der dunklen Kanäle, der Herr der Abflussdiebe. Nehme ich dagegen die dort drüben, dann bin ich der Abt der Firste, der Herr der Dachsteiger. Diese beiden Ämter machen mir eigentlich am meisten Spaß. Nehme ich aber jene dritte Tür, dann muss ich Priester Johannes sein.«
    »Du bist der Priester Johannes?«, fragte Jason verblüfft.
    »Höchstpersönlich«, antwortete der Junge im hellblauen Bademantel.
    »Aber … du bist doch noch ein Kind!«
    Der Junge lächelte verschmitzt. »Was glaubst du, wozu der Brunnen der Ewigen Jugend eigentlich da ist?«

    Kalypso legte ihr Ohr an die Tür im Hinterzimmer ihres Buchladens und schloss die Augen.
    »Sie haben ihn inzwischen gefunden«, murmelte sie vor sich hin. »Sie haben den Schlüssel gefunden.«
    Es war Kalypso, als käme aus der Dunkelheit jenseits der Tür ein Raunen, ein ferner Meeresgesang. Sie legte ihr Gesicht an die Tür. »Worüber willst du jetzt noch wachen? Der Schlüssel wurde gefunden. Geh schon! Kehre in die Tiefe zurück!«
    »Ich werde nicht weggehen!«, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich.
    Kalypso schrie erschrocken auf.
    Sie drehte sich um und sah Leonard Minaxo.
    »Leo...nard«, stammelte die Buchhändlerin.
    Mit zwei Schritten war er bei ihr und nahm sie in den Arm. Er hob sie hoch und küsste sie, wie er sie schon immer hatte küssen wollen.
    Ein Gefühl der Geborgenheit durchströmte Kalypso. »Es ist unmöglich, Leonard«, flüsterte sie ihm dennoch ins Ohr. »Ich bin eine Erbau…«
    »Ich weiß, wer du bist«, erwiderte er und legte seine Wange an ihre.
    Dicht an ihn geschmiegt, sah Kalypso durch das Schaufenster ihres Buchladens hinaus auf den Platz mit dem Brunnen. »Ich muss dir etwas sagen …«, flüsterte sie.
    Der Leuchtturmwärter küsste sie nochmals, während unter der Tür hinter ihnen ein feines Rinnsal Meerwasser hindurchsickerte.



Manfred hielt Dagobert an der Schulter fest. »Warte … warte …«, sagte er. Sie verglichen die Namen in Ulysses Moores Notizbuch mit denen auf den Messingtafeln. »Wenn das da die Rostallee ist, dann müssen wir jetzt nach links …«
    »Nach rechts«, verbesserte Dagobert ihn und drehte das Notizbuch um. »Wir sind hier …«
    »Die Festung ist wie ein Labyrinth«, schimpfte Manfred.
    »Also, machen wir es jetzt so, wie ich es sage?«, fragte Dagobert.
    »Ja, in Ordnung«, knurrte Manfred.
    Es begann schon zu dämmern, als Dagobert neben einem Stall stehen blieb. »Hier ist es«, sagte er und klappte das Notizbuch zu.
    Sie betraten ein niedriges Gebäude, in dem es muffig nach Heu roch. Entlang der hinteren Wand verlief eine Tränke. Dagobert steckte eine Hand ins Wasser und seufzte. »Das hier kann nicht der Brunnen der Ewigen Jugend sein.«
    Manfred stampfte wütend mit dem Fuß auf und verließ den Stall augenblicklich wieder. Mit hängenden Schultern folgte Dagobert ihm.
    Gerade als er einen Weg einschlagen wollte, der unterhalb des Stalls in Richtung eines schmalen Pfads führte, blieb er wie angewurzelt stehen.
    Am Ende des Wegs stand ein kleines Haus, das von Tausenden von Glühwürmchen umschwirrt wurde. Bei dem Anblick musste Dagobert unwillkürlich lächeln.
    Sie gingen zu der Hütte und umrundeten sie. Vor einer niedrigen Mauer, an der eine verwitterte alte Tür mitsamt Rahmen lehnte, blieben sie stehen. Aus einer morschen Holzregenrinne tröpfelte ein schmales Bächlein kristallklaren Wassers, das auf der Wiese eine Pfütze bildete und dort versickerte.
    Während Manfred versuchte, die alte Tür zu öffnen, berührte Dagobert das Wasser mit den Fingerspitzen: Es war sehr kalt.
    Er ließ einen Tropfen in seinen Mund fallen und ihm war, als habe ihn jemand mit einer Nadel in die Zunge gestochen. Er zuckte zusammen und sah sich verwirrt um. War er nicht mit einer anderen Person an diesen Ort gekommen?

    »He!«, ertönte eine fipsige Stimme hinter Manfred.
    Erschrocken drehte sich der ehemalige Chauffeur von Oblivia Newton um, nachdem er die Tür geschlossen hatte.
    »Halt! Bleib stehen!«, befahl ihm ein Mann, der hektisch an einem Glasfläschchen herumfummelte.
    »Wer bist du denn? Bist du der Schaffner?«, fragte Manfred. Er stand in einem hell erleuchteten Zug.
    Der Mann hob den Kopf und Manfred erkannte ihn: Es war der Typ, den er vor zwei Tagen in der Gastwirtschaft getroffen

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