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Ulysses Moore 8: Der Herr der Blitze (Staffel 2 Band 2) (German Edition)

Ulysses Moore 8: Der Herr der Blitze (Staffel 2 Band 2) (German Edition)

Titel: Ulysses Moore 8: Der Herr der Blitze (Staffel 2 Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Plastikplanen.
    Der Affe blieb vor einem der Boote stehen, das einer Gondel ähnelte. Es war mit einer ausgebleichten, vom Alter verschlissenen Plane zugedeckt. Das Tau, mit dem es angebunden war, war morsch und abgewetzt.
    »MRRRIIIC! MRRRRICC!«, schrie der Affe jetzt wieder und hüpfte dabei auf und ab.
    Tommaso legte Umhang und Maske beiseite, kniete sich an den Rand des Beckens und beugte sich vor, um die Abdeckung anzuheben. Der Stoff riss, glitt ins Wasser und versank.
    »Und jetzt?«
    »MRRIIIC!«, schrie der Affe so schrill, dass Tommaso eine Gänsehaut bekam.
    Er griff nach dem Tau und begann, die Gondel zu sich heranzuziehen. »Das kann doch gar nicht sein«, flüsterte er. Mit den Fingerspitzen fuhr er über das schwarz lackierte Holz. »Hast du das etwa gewusst?«, fragte er den Affen.
    Das Tier neigte den Kopf erst nach der einen und dann nach der anderen Seite und sah ihn dabei mit seinen bernsteinfarbenen Augen unverwandt an.
    Am Bug der Gondel waren mit Goldfarbe zwei Buchstaben auf den Lack gemalt. Tommaso wusste sofort, wofür sie standen.
    Es waren ein P und ein D.
    Der Affe sprang in die Gondel und ließ seinen Schrei hören. Dann hüpfte er von einem Boot zum nächsten, bis Tommaso ihn nicht mehr sehen konnte.
    In weniger als zehn Sekunden waren all die Augenpaare verschwunden, die Tommaso beobachtet hatten.
    Jetzt war er allein. Neben ihm lagen der Umhang und die Maske des Grafen Cenere. Und vor ihm war die Gondel, die Peter Dedalus gebaut hatte.
    Tommaso stieg ein, löste das Tau und machte sich mit der Mechanik vertraut. Er trat langsam in die Pedale. Obwohl der Erfinder von Kilmore Cove sie vor über drei Jahrhunderten konstruiert haben musste, lief sie wie geschmiert.
    Tommaso strampelte an den Häusern des Viertels Castello vorbei. Ihm war, als träumte er, und ihm wurde klar, dass er keine Angst mehr hatte. Er fürchtete sich nicht mehr, von den Brandstiftern geschnappt zu werden, und er dachte auch nicht mehr daran, dass jemand merken könnte, dass er nicht in die Schule gegangen war.
    Er steckte eine Hand in die Tasche und tastete vergeblich nach seinem Mobiltelefon. Dann fiel ihm wieder ein, dass Eco es ihm weggenommen hatte. Damit hatte er keine Möglichkeit, mit Anita in Verbindung zu treten.
    Castello blieb links hinter ihm zurück und er erreichte die Fondamenta dei Mendicanti, das »Viertel der Bettler«. Er bog in einen Kanal ein und dann in einen zweiten und plötzlich fand er sich in dem breiten, gewundenen Canal Grande wieder. Er setzte seine Fahrt in Richtung Süden fort, nach Dorsoduro.
    Und dann begriff er. Er war Teil von Ulysses Moores Geschichte geworden. Und deshalb konnte es für ihn nur zwei Ziele geben. Zuerst musste er zur Ca’ degli Sgorbi, wo alles angefangen hatte. Er musste vor Eco und den anderen Brandstiftern dort sein, um Anitas Mutter eine Nachricht zu hinterlassen. Und dann musste er in die Calle dell’Amor degli Amici. Dort verbarg sich Ulysses Moore zufolge die Tür zur Zeit, durch die Peter Dedalus gegangen war.

Kapitel 11
Der Vandale
    Das Licht des grauen Londoner Morgens verirrte sich eher zufällig in Malarius Voynichs Büro und wurde von der dicken, abgestandenen Luft verschlungen, die den Raum erfüllte.
    Der unerbittlichste Literaturkritiker der Stadt, der Mann, der mit einem einzigen Federstrich das Schicksal eines Schriftstellers bestimmte, trug eine Schildplattbrille mit dicken Gläsern und war ungewöhnlich klein.
    An den Wänden seines Büros hingen in vergoldeten Rahmen die Diplome und Urkunden angesehener Institute und Hochschulen. In einer Ecke des Raums lagen Bücher, die er noch nicht gelesen hatte, auf einem unordentlichen Haufen, als wären sie dort von einer Schubkarre abgeladen worden. Vielleicht würde Malarius Voynich eines Tages in einer Anwandlung von Neugier eines davon in die Hand nehmen. Er würde dann auf den Umschlag schauen, den Namen des Autors lesen, auf der Suche nach einem stilistischen Fehler die ersten Seiten durchblättern und, sobald er ihn gefunden hatte, das Buch fertigmachen.
    Oder er würde es als kleines Meisterwerk über den grünen Klee loben. Als leicht missratenes Meisterwerk. Als Ideechen. Als annehmbare Lektüre.
    Ja, unter Umständen würde er sich auch so entscheiden. Das hing von seiner Stimmung ab und die konnte sich manchmal von einer Minute auf die andere ändern.
    Heute fühlte er sich wie elektrisiert. Nicht wegen des nächtlichen Brandes, bei dem die Abenteuerschachteln in Rauch aufgegangen

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