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Ulysses Moore – Die Insel der Masken

Ulysses Moore – Die Insel der Masken

Titel: Ulysses Moore – Die Insel der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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... Sie war gleichzeitig sehr einfach und sehr kompliziert, sehr nüchtern und sachlich und gleichzeitig überschwänglich und voller Leidenschaft.«
    »Und sie war wunderschön«, ergänze Alberto.
    »Ach!«, neckte Rossella ihn.
    »Du weißt doch ganz genau, dass das rein ästhetisch gemeint ist.«
    Rossella lächelte liebenswürdig, beugte sich zu Julia hinüber und flüsterte ihr zu: »Siehst du, wie die Männer sind? Wenn wir einem beeindruckenden Mann ein Kompliment machen, sind sie beleidigt, aber wenn sie eine Frau bewundern, ist das immer nur ›rein ästhetisch‹ gemeint.«
    Julia musste lachen und fühlte sich gleichzeitig geschmeichelt, dass diese elegante Dame ihr solche Gedanken anvertraute.
    Alberto hatte inzwischen angefangen Rick in die Beziehungen zwischen der Familie Sauri und dem alten venezianischen Adel einzuweihen. Er schien keine Einzelheit auslassen zu wollen.
    »Während ihr dieses Männergespräch führt«, meinte Rossella, »ziehen wir Frauen uns für einen Augenblick zurück.« Dann sagte sie zu Julia: »Komm mal mit, ich werde dir etwas zeigen.«



Tastend schoben sich die Sonnenstrahlen durch das Zimmer. Als sie die Vorhänge des Himmelbetts erreichten, rieb Oblivia Newton sich die Augen und räkelte sich zwischen den Laken. Gedämpft klangen das Stimmengewirr in den Gassen und das Schwappen der Wellen in den Kanälen zu ihr herauf. Das hier ist das reinste Paradies!, dachte sie und gönnte sich noch ein paar Minuten wohligen Dösens.
    Dann machte sie ihre Ayurveda-Dehnungsübungen und stand auf.
    In einer Ecke lag ihr Rucksack. Oblivia gähnte und versuchte mit dem Fuß danach zu angeln, aber er war zu weit weg. Dabei fiel ihr Blick auf ihr langes, wohlgeformtes Bein und sie wurde nachdenklich. Sie selbst gefiel sich, wie sie war: gertenschlank, fit und durchtrainiert. Doch viele Leute hier, darunter auch der Graf, fanden, dass sie kränklich wirkte. Sie stand auf und wühlte in ihrem Rucksack herum. In ihm waren viele Dinge, die sie gegen die derzeit geltende Währung eintauschen wollte, sowie ein paar persönliche Gegenstände. Dazu gehörte ein Faltblatt mit ihren täglichen Gymnastikübungen.
    Auf einer Tabelle auf der Rückseite verglich sie ihr Gewicht mit den Angaben von Größe und Alter.
    »Ich wusste es! Ich bin perfekt!«, rief sie.
    An ihrer Taille war kein Gramm Fett. Ihre Bizepse waren durch das Gewichttraining in Form, genauso wie ihre Beine. Wie kamen diese Venezianer nur darauf, dass sie krank aussah?
    »Zum Teufel!«, murmelte sie und steckte das Blatt wieder in ihren Rucksack.
    Mit kaltem Wasser aus einem Krug, der auf ihrem Nachttisch stand, wusch sie sich über einer Schüssel das Gesicht. Dann schaute sie aus dem Fenster. Wie spät mochte es wohl sein? Mittag? Sie hatte bis sechs Uhr Zeit, danach würde sie dank der Bemühungen des Grafen Peter wiedersehen.
    Als sie die Tür ihres Zimmers öffnete, sah sie zwei Dienstmädchen davor stehen, die vor ihr einen Knicks machten. Sie waren gekommen, um ihr einen guten Morgen zu wünschen und ihr beim Ankleiden behilflich zu sein.
    »Sag mir die Wahrheit: Findest du, dass ich zu dünn bin?«, fragte Oblivia die Frau, die ihr gerade das Korsett schnürte.
    Diese kicherte erst nur verschämt. Dann, nachdem Oblivia mehrmals nachgefragt hatte, gab sie zu, dass sie die Dame nicht einfach nur zu dünn, sondern erschreckend dünn, ja geradezu klapperdürr fand. So etwa ein Drittel ihres jetzigen Gewichts mehr, erklärten beide Dienstmädchen Oblivia, würde ihr sicher gut zu Gesicht stehen.
    Oblivia war schockiert.
    Nachdem sie aber ein bisschen nachgedacht hatte, lächelte sie zufrieden. Während sie in einem üppigen, mit goldenen Stickereien verzierten Kleid die Treppe hinunterstieg, um im Speisesaal ihr Frühstück einzunehmen, dachte sie sich einen Werbespot aus, der alle moppeligen Frauen des 21. Jahrhunderts ansprechen würde: »Ein paar Kilo zu viel? Erleben Sie, wie attraktiv man Sie im Venedig des 18. Jahrhunderts findet!«
    Dies würde nur eine der vielen Einsatzmöglichkeiten der Türen zur Zeit sein, die ihr gutes Geld einbringen würden! Auf der Karte, die sie in Ägypten gefunden hatte, hatte sie bereits alle Türen zur Zeit ausfindig gemacht. Jetzt musste sie sie nur noch öffnen. Und dafür brauchte sie Peter.
    Sie betrat den Speisesaal, in dem schon einige andere Gäste saßen, die in ein lebhaftes Gespräch verwickelt waren. Sie wählte einen Tisch am Rande des Raums und bestellte etwas, das auf der Karte

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